Marco Wittmann gewann das völlig chaotische Sonntags-Rennen der DTM in Budapest vor Timo Glock und Philipp Eng. Damit gelang BMW quasi aus dem absoluten Nichts ein Dreifachsieg auf dem Hungaroring.

Überschattet wurde das Rennen allerdings von mehreren schlimmen Unfällen in der Boxengasse, nachdem plötzlich Regen eingesetzt hatte. Lucas Auer, Edo Mortara und Bruno Spengler verloren auf dem Weg zum Reifenwechsel die Kontrolle über ihre Autos.

Mercedes-Fahrer Auer erwischte einen Sportwart, der mit schweren Beinverletzungen ins Krankenhaus geflogen wurde. Zwei weitere Personen wurden mit mittelschweren Verletzungen ins Hospital transportiert. Keine der Personen schwebt in Lebensgefahr.

Die Verletzten in Budapest:

  • Ungarischer Sportwart mit schwerer Beinverletzung im Krankenhaus
  • Zwei Feuerwehrmänner aus Ungarn ebenfalls im Krankenhaus
  • Drei Mercedes-Mechaniker mit leichten Verletzungen
  • Ein BMW-Mechaniker mit leichter Blessur am Fuß

Nach den Unfällen brach die Rennleitung das Rennen zwischenzeitlich mit roten Flaggen ab. Nach einer längeren Unterbrechung wurde das Rennen mit einer Restzeit von 28 Minuten wieder hinter dem Safety Car aufgenommen.

Beim Re-Start fiel der zu diesem Zeitpunkt Zweitplatzierte Gary Paffett weit zurück, weil er noch auf Regenreifen fuhr, obwohl es schon wieder trocken war. Mercedes-Teamchef Uli Fritz: "Das ist blöd gelaufen, weil beim Drei-Minuten-Schild noch Regenreifen drauf waren. Das ist ein Fehler, der unserer Mannschaft eigentlich nicht passieren darf. Aber wo Menschen arbeiten, passiert so etwas."

Wie konnte es nun zu diesem verrückten Rennergebnis kommen, nachdem vor dem Abbruch fünf Mercedes das Rennen angeführt hatten? Es lag am Reglement, das besagt: Fahrzeuge, die in der Box standen, haben ihren Pflicht-Boxenstopp absolviert. Heißt konkret: Kaum ein Mercedes-Fahrer hatte seinen Boxenstopp abgeleistet, sodass Wehrlein und Juncadella in den Schlussrunden reinkommen mussten.

Davon profitierten unter anderem Marco Wittmann, Timo Glock und Philipp Eng, die ihre Reifen schon früher gewechselt hatten und in der zweiten Rennhälfte nicht mehr rein mussten. Bei trockenen Bedingungen am Samstag völlig chancenlos, schnappten sich mit Wittmann und Glock zwei Fahrer aus München die Podestplätze. Mercedes ging nach dem Doppelsieg am Samstag und der Fünffach-Führung im Qualifying leer aus.

Die Punkteränge: Mike Rockenfeller verpasste das Podium als Vierter knapp. Bester Mercedes-Pilot war Paul di Resta auf dem fünften Platz. Mit Joel Eriksson, Bruno Spengler und Augusto Farfus belegten drei BMW-Piloten die Positionen sechs bis acht. Lucas Auer und Edo Mortara komplettierten die Punkteränge in einem der verrücktesten Rennen der letzten Jahre in der DTM.

Wittmann, Glock, Eng: Stimmen der Top-3

Marco Wittmann: "Es war eine Meisterleistung von meinem Team, mich in der richtigen Runde zu stoppen. Unser Plan war, solange zu fahren, bis der Regen kommt. Das war die richtige Runde und der Schlüssel zum Erfolg mit den ganzen Umständen. Ich bin selbst auch in der Pitlane weit gefahren und hätte beinahe meine Mechaniker umgefahren. Es war extrem rutschig. Wir wussten dann, dass wir die Boxenstopps schon hatten und meine Pace war besser als die von Philipp. Nach dem Qualifying hatten wir nicht mit dem Podium oder überhaupt Punkten gerechnet."

Timo Glock: "Das ist die DTM. Erstmal hoffen wir, dass die Jungs nicht zu sehr verletzt sind. Für uns war es heute wichtig, Schadensbegrenzung zu betreiben. Es war Glück, nach meinem Dreher in der ersten Runde so zurückzukommen aufs Podium. Das war völlig verrückt. Ich habe gelernt, mich in solchen Situationen nicht verrückt zu machen. Ich habe heute Morgen noch mit Gary Paffett gescherzt, dass wir hier am besten wieder mit einem Punkt Unterschied abreisen. Jetzt sind es ein paar mehr. Das DTM-Pendel schwingt immer von links nach rechts, aber die alten Herren führen weiter die Meisterschaft an."

Philipp Eng: "Man muss froh sein, dass in der Box nichts Schlimmeres passiert ist. Mein zweiter Podestplatz ist echt gut, aber mit der Pace am Wochenende bin ich nicht zufrieden. Unsere Strategie war heute perfekt, wir haben zum richtigen Zeitpunkt gestoppt. Es war auch ein bisschen Glück, dass die roten Flaggen kamen, als ich gerade rausgefahren war. Zum Unfall in der Box: So etwas sieht man extrem ungern. Es ist sicher nicht einfach, dann wieder ins Auto zu steigen, die Tür zuzumachen und so zu tun, als ob nichts wäre."

So lief das Rennen am Sonntag

Die Startaufstellung: Mercedes kann Hungaroring nicht? Von wegen. Am Samstag gelang Paul Di Resta und Lucas Auer ein - wenn auch sehr diskutabler - Doppelsieg. Und die Stuttgarter machten munter weiter. Im Qualifying am Samstag fuhren fünf Mercedes-Piloten auf die vorderen fünf Startplätze. Lucas Auer schnappte sich die Pole Position vor Pascal Wehrlein.

Der Start: Die fünf Mercedes an der Spitze taten sich untereinander nicht weh. Lucas Auer verteidigte die Pole Position vor Pascal Wehrlein. Dahinter folgten mit Paul Di Resta, Edo Mortara und Gary Paffett drei weitere Mercedes-Fahrer. Drama hingegen rund um Timo Glock, der sich in Kurve 2 nach Kontakt mit Nico Müller drehte und vom achten auf den letzten Platz zurückfiel. Der BMW-Fahrer kehrte auf die Strecke zurück und bog wenig später in die Boxengasse zum Pflicht-Reifenwechsel ab.

Die Boxenstopps: Nach Runde 1 bogen Timo Glock, BMW-Kollege Joel Eriksson und Audi-Fahrer Mike Rockenfeller zum Reifenwechsel in die Boxengasse ab. Mit Augusto Farfus wechselte in Runde 2 ein dritter BMW-Pilot die Hankook-Reifen, um sich einen strategischen Vorteil zu verschaffen. Wenig später begann es zu regnen. Farfus steuerte ein weiteres Mal die Box an und ließ als erster und einziger Fahrer Regenreifen aufziehen.

Lucas Auer war in Runde 7 der zweite Fahrer, der sich für Regenbereifung entschied. Bei der Einfahrt an die Box verlor er die Kontrolle über sein Auto auf der regennassen Fahrbahn und rutschte in zwei Streckenhelfer rein. Ein Krankenwagen rückte aus, während auf der Strecke das Safety Car herauskam. Als auch noch Bruno Spengler einen BMW-Mechaniker bei der Einfahrt zur Boxenstraße erwischte, wurde das Rennen zwischenzeitlich abgebrochen.

Die Top-10 nach dem Re-Start: 1. Pascal Wehrlein, 2. Gary Paffett, 3. Daniel Juncadella, 4. Nico Müller, 5. Jamie Green, 6. Philipp Eng, 7. Maro Wittmann, 8. Timo Glock, 9. Joel Eriksson, 10. Mike Rockenfeller

Die Zwischenfälle: Der Kontakt zwischen Timo Glock und Nico Müller in der ersten Runde, bei dem Glock von der Strecke rutschte, wird nach dem Rennen von der Rennleitung untersucht. Müller droht nach dem Zwischenfall eine Strafe.

In Runde 4 begann es plötzlich zu regnen - das nutzte Pascal Wehrlein für ein Überholmanöver gegen den rutschenden Lucas Auer, der damit die Führung verlor. Wenig später das große Drama rund um Auer, Mortara und Spengler in der Boxengasse. Beim Re-Start nach der Unterbrechung drehte sich Rene Rast nach einer Berührung mit Timo Glock - die Rennleitung kündigte an, den Fall nach Rennende zu untersuchen.