Dramatische Szenen beim Sonntags-Rennen der DTM in Budapest. Nach einsetzendem Regenschauer in der vierten Rennrunde setzte das Chaos ein. Lucas Auer steuerte die Boxengasse an, um von Slicks auf Regenreifen zu wechseln. Dabei verlor der Mercedes-Pilot kurz die Kontrolle auf regennasser Straße und rutschte gegen die Boxenmauer. Dabei traf Auer einen Steward mit der Front seines Autos.

Die Rennleitung teilte wenig später mit: Ein verletzter Sportwart hat schwere Beinverletzungen. Zwei weitere Personen sind mittelschwer verletzt. Keiner der Verletzten schwebt in Lebensgefahr, alle sind auf dem Weg ins Krankenhaus. Ein Helicopter bringt den Sportwart mit den Beinverletzungen ins Krankenhaus, die beiden anderen werden per Krankenwagen transportiert.

Die Rennleitung rief kurz nach den Unfällen eine Safety-Car-Phase aus und brach das Rennen wenig später mit roten Flaggen ab. Das Rennen wurde mit 28 Minuten Restzeit hinter dem Safety Car wieder aufgenommen.

"Das sind Bilder, die keiner sehen will", sagte Mercedes-Teamchef Uli Fritz. "Man kann keinem Fahrer einen Vorwurf machen. Es war rutschig wie Schmierseife. Edo ist in Zeitlupe hier vorbeigerutscht. Am Schluss ist Rennsport Rennsport und da ist immer Risiko dabei. Wir hoffen, dass es den Kollegen gut geht."

Es ging sogar noch weiter mit dem Chaos in der Boxengasse. Bruno Spengler erging es ähnlich wie Auer. Der BMW-Fahrer rutschte ebenfalls auf dem Weg zum Reifenwechsel von der Strecke und traf dabei einen BMW-Mechaniker. BMW konnte relativ schnell Entwarnung geben, der Mechnaiker kam ohne schwerere Verletzungen davon.

DTM Budapest 2018: Live-Stream Rennen 2 (Lucas Auer Onboard): (01:00:00)

"Wir sind mit Slicks angekommen und ich war sehr langsam unterwegs", sagte Spengler. "Mein Ingenieur hat gesagt, dass ich aufpassen soll. Ich habe gut Tempo rausgenommen, das hat aber nicht gereicht. Wenn die Räder mal blockieren, hast du keine Chance mehr, das Auto zu stoppen. Ich habe schon die Info bekommen, dass alle okay sind. Als Fahrer machst du dir da echt Sorgen."

Obendrein schaffte es auch Edoardo Mortara nicht, seinen Wagen kontrolliert zum Stellplatz für den Reifenwechsel zu platzieren. Beim Mercedes-Fahrer ging es allerdings glimpflich aus, er erwischte kein umstehendes Personal.

"Es ist nicht schön, so etwas zu sehen", sagte BMW-Pilot Timo Glock. "Besonders für den Streckenposten, der eingeklemmt wurde. Die machen das freiwillig und das tut einem besonders weh. Ich hoffe, dass er schnell wieder gesund wird. Die Betonfläche hier bietet keine Bodenhaftung bei stehendem Wasser. Die Autos sind schon langsamer reingefahren, aber das ist besonders schwierig. Scheiße, habe ich gedacht. Auf dem Regenradar hatten wir nicht damit gerechnet und dann fängt es an."

Die Verletzten in Budapest:

  • Ungarischer Sportwart mit schwerer Beinverletzung im Krankenhaus
  • Zwei Feuerwehrmänner aus Ungarn ebenfalls im Krankenhaus
  • Drei Mercedes-Mechaniker mit leichten Verletzungen
  • Ein BMW-Mechaniker mit leichter Blessur am Fuß

Weitere Reaktionen zu den Boxengassen-Unfällen

Lucas Auer: "Nach dem Zwischenfall beim Boxenstopp war es für mich leider kein Rennen mehr. Ich bin zwar noch zu Ende gefahren, aber mir ging es nur darum, zu erfahren, wie es den beiden Streckenposten geht. Alles andere war mir egal. Es gibt zwei verschiedene Asphalttypen in der Boxengasse und ich bin schon so langsam wie möglich reingefahren. Aber ich konnte nirgends mehr hin und bin einfach geradeaus gerutscht und eingeschlagen. Ich war nur noch Passagier im Auto. So etwas darf nicht mehr passieren."

Edoardo Mortara: "Was für ein Rennen... Ich habe vorhin zu meinen Mechanikern gesagt, dass ich in diesem Moment beim Boxenstopp echt riesiges Glück im Unglück hatte. Ich habe die Boxenstoppanlage mit vielleicht 40 oder 50 km/h getroffen und zum Glück wurde dabei niemand verletzt. Darüber bin ich froh, denn das hätte heute sehr böse ausgehen können und ich hätte nichts dagegen unternehmen können. Als ich in die Box kam, stand die Boxengasse unter Wasser und es waren ein Krankenwagen und Streckenposten überall. Sobald ich nur ganz leicht auf das Bremspedal gestiegen bin, haben die Räder blockiert und ich fuhr einfach geradeaus in die Mechaniker und die Boxenanlage. Nach so einer Schrecksekunde spielt das Rennergebnis heute absolut keine Rolle. Ich bin nur froh, dass meinen Mechanikern bei dem Zwischenfall nichts passiert ist und es tut mir sehr leid, dass es bei dem Streckenposten mit dem gebrochenen Bein nicht so gut ausgegangen ist."

Marco Wittmann: "Ich bin selbst auch in der Pitlane weit gefahren und hätte beinahe meine Mechaniker umgefahren. Es war extrem rutschig. Ich hoffe, dass es den Jungs den Umständen entsprechend gut geht. Die Bilder sahen heftig aus."

Philipp Eng: "Man muss froh sein, dass in der Box nichts Schlimmeres passiert ist. So etwas sieht man extrem ungern. Es ist sicher nicht einfach, dann wieder ins Auto zu steigen, die Tür zuzumachen und so zu tun, als ob nichts wäre."