Sensation in der DTM! Alex Zanardi kehrt in der Saison 2018 für ein Rennwochenende in die Tourenwagenserie zurück. Der Italiener und Fanliebling bestreitet die Rennen in Misano (25.,26. August) als Gaststarter für BMW. Damit ist Zanardi nach Mattias Ekström, der in Hockenheim sein Abschiedsrennen bestritten hatte, der zweite Gaststarter in der laufenden Saison. Auch Mercedes hat die Möglichkeit, einen Gastfahrer einzusetzen.

"Die DTM gehört zu den Königsklassen im Motorsport, was Technologie, Speed und Wettbewerbsniveau betrifft", sagt der 51-jährige Zanardi. "Die Fahrer und die Arbeit der Teams in der DTM sind wie in der Formel 1, besser geht es nicht. Toll, dass mir BMW die Möglichkeit gibt, das Projekt anzugehen. Ich danke jetzt schon den Ingenieuren in München, die das Auto bereits vorbereiten."

Zanardi tritt bei den Nachtrennen in Misano in einem umgebauten BMW M4 an, der seinen Anforderungen gerecht wird. Nach seinem schweren Unfall am Lausitzring 2001 mussten dem früheren Formel-1-Fahrer beide Beine amputiert werden. Schon in der Vergangenheit hatte Zanardi Testfahrten in einem speziell angefertigten DTM-BMW absolviert, zu einem echten Renneinsatz war es aber nie gekommen. In Misano fährt Zanardi außerhalb der Wertung, kann also keine Meisterschaftspunkte erzielen.

Marquardt: Eine echte Sensation

"Alex Zanardi als Gaststarter in Misano – das wird eine echte Sensation in einer ohnehin spektakulären DTM-Saison", sagte BMW Renndirektor Jens Marquardt. "Die Fans können sich auf ein großartiges Rennwochenende in Misano freuen: das erste Gastspiel der DTM auf diesem Kurs, die ersten Nachtrennen der DTM überhaupt und Alex Zanardi, der als Lokalmatador das seine dazu beitragen wird, diese Veranstaltung für alle zu einem besonderen Erlebnis zu machen."

Marquardt weiter: "Wir danken der ITR sowie den Kollegen von Audi und Mercedes-Benz dafür, dass sie grünes Licht für diesen Gaststart gegeben haben. Unsere Ingenieure arbeiten derzeit mit all ihrem Know-how und ihren Ideen daran, den BMW M4 DTM zielgerichtet auf Alex' Bedürfnisse umzubauen. Wir freuen uns darauf, Alex in unserer BMW DTM-Familie dabei zu haben."

Alex Zanardi 2012 beim DTM-Test mit BMW am Nürburgring, Foto: BMW
Alex Zanardi 2012 beim DTM-Test mit BMW am Nürburgring, Foto: BMW

Berger: Willkommen in der DTM, Alex!

DTM-Boss Gerhard Berger begrüßt den Clou des Herstellers aus München: "Er hat mit seinen sportlichen Leistungen genauso wie mit seinem unerschütterlichen Optimismus und seiner Menschlichkeit weltweit ein Millionenpublikum inspiriert und beeindruckt. Herzlich willkommen in der DTM, lieber Alex!"

Am kommenden Wochenende gastiert die DTM zum dritten Rennwochenende in Budapest. Zanardi reist mit an den Hungaroring, um sich mit den aktuellen Abläufen vertraut zu machen. Sein letztes Motorsport-Rennen liegt eine Weile zurück. 2016 bestritt er einen Lauf in der italienischen GT Italia. 2015 startete er gemeinsam mit den DTM-Piloten Timo Glock und Bruno Spengler bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps in einem speziell angefertigten BMW Z4 GT3.

Zanardi-Gerüchte in Hockenheim

Schon beim Saisonauftakt in Hockenheim gab es erste Spekulationen, dass Zanardi als Gaststarter in Misano zum Einsatz kommen könnte. Eine Delegation des italienischen Urlaubsortes war in Hockenheim und informierte über das Rennen. Zanardi meldete sich per Video-Botschaft und stimmte auf das Rennen ein, erwähnte aber nichts von einem möglichen Start. Dabei wäre ein passenderer Gaststarter als er beim Italien-Wochenende kaum denkbar.

Misano wird nicht Zanardis letztes Motorsport-Rennen gewesen sein. Seit Ende vergangenen Jahres steht offiziell fest, dass er Anfang 2019 bei den 24 Stunden von Daytona an den Start gehen wird. Das hatte BMW-Motorsportchef Jens Marquardt beim Jahresabschluss in München angekündigt. Zanardi startet auf einem umgebauten BMW M8 samt Hand-Bremssystem.

Alex Zanardi: Zweite Karriere

Zanardi gilt in der Sportwelt als echter Held. Von seinem schweren Unfall in der Lausitz ließ er sich nicht unterkriegen und startete eine zweite Karriere auf dem Handbike. Bei den Paralympics 2012 holte er die Goldmedaille sowohl im Straßenrennen als auch im Einzelzeitfahren. Vier Jahre später in Rio verteidigte er seinen Titel in letzterer Disziplin.

Auf den Tag genau 15 Jahre nach dem folgenschweren Unfall holte er Silber im Straßenrennen. Zudem gewann Zanardi die Handbike-Wertung des New-York-Marathons 2011. Zu seinen Erfolgen sagte er einmal: "Meine Geschichte ist ein Beweis dafür: Das Leben ist nie zu 100 Prozent gut oder zu 100 Prozent schlecht."

Legendär: The Pass in Laguna Seca

Zuvor war Zanardi im Motorsport erfolgreich. 1997 und 1998 gewann er die ChampCar-Meisterschaft in Diensten von Chip Ganassi Racing. Nach der Amputation beider Beine startete Zanardi für BMW in der WTCC und deren Vorgängerserie ETCC. Bei 41 Starts zwischen 1991 und 1999 für Jordan, Minardi, Lotus und Williams holte Zanardi einen WM-Punkt, indem er beim Brasilien GP 1993 Platz sechs belegte.

Unvergessen auch sein Manöver 1996 beim ChampCar-Debüt in Laguna Seca, als er sich mit dem sogenannten 'The Pass' in die Geschichtsbücher eintrug. In der letzten Runde überholte er in der legendären Corkscrew-Kurve den zu diesem Zeitpunkt Führenden Bryan Herta und sicherte sich den Sieg.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Ich war dabei, als Alex 2012 beim Hockenheim-Finale eine Demorunde auf seinem Handbike auf der Rennstrecke fuhr. Gänsehaut! Standing Ovations, ein fantastischer Moment. Dass dieser Held bald wirklich ein DTM-Rennen bestreitet, hätte ich nicht mehr für möglich gehalten. In Misano will ich nix von Stallorder, Taktikspielchen oder DTM-Zukunft hören. Ich will Alex Zanardi im Rennauto sehen und mich einfach darüber freuen. (Robert Seiwert)