Edoardo Mortara hat ein chaotisches drittes Saisonrennen der DTM auf dem Lausitzring gewonnen. Der Mercedes-Pilot überquerte die Ziellinie hauchdünn vor BMW-Fahrer Timo Glock und dessen Rookie-Markenkollegen Philipp Eng. Audi erlebte aufgrund schwerer Unfälle am Samstag einen rabenschwarzen Tag. René Rast kam nach einem spektakulären Crash mit dem Schrecken davon.

Nach dem Unfall des amtierenden Meisters in der siebten Runde wurde das Rennen abgebrochen und in der Folge nicht mehr über die gesamte Distanz, sondern über die maximale Rennzeit zu Ende gefahren. Die Fans sahen ein von harten Zweikämpfen betonten Samstagslauf, bei dem viel über den richtigen Zeitpunkt des Boxenstopps entschieden wurde. Mercedes und Mortara bewiesen hier das beste Fingerspitzengefühl.

Dennoch musste sich der Italiener den Sieg erst auf der Strecke gegen Eng erkämpfen, nachdem der BMW-Rookie ihn zuvor kurzzeitig von der Spitze verdrängt hatte. Pole-Mann Lucas Auer musste sich am Ende mit dem vierten Platz zufriedengeben. Die Top-10 komplettierten Spengler, di Resta, Wittmann, Wehrlein, Paffett und Farfus.

DTM, Lausitzring 2018: Horror-Unfall von Audi-Pilot René Rast (01:07 Min.)

Das sagen Mortara, Glock und Eng

Edoardo Mortara: "Es ist ein sehr besonderer Sieg für mich, denn es ist mein erster mit Mercedes in der DTM. Wir haben hart gekämpft, speziell letztes Jahr. Dieses Jahr läuft es viel besser für mich und endlich kann ich diesen Sieg feiern. Ich bin super zufrieden. Ich muss sagen, wir hatten eine tolle Strategie, das Auto war gut, der Boxenstopp super. Ich war mit allem sehr glücklich. Mein Start war zwar nicht optimal und die ersten Runde schwierig, aber nachher war es super."

Timo Glock: "Erstmal müssen wir froh sein, dass alle gesund sind. Die Audi-Jungs tun mir ein bisschen leid, die müssen heute Nacht hart arbeiten. Das Rennen war aus diesem Grund natürlich sehr kurz, ein richtiges Sprintrennen. Letztendlich bin ich aber sehr happy. Beim Boxenstopp war ich etwas irritiert, denn eigentlich sollte ich in derselben Runde wie Marco reinkommen, bin dann aber eine Runde länge draußen geblieben. Auf meiner Outlap habe ich etwas zu wenig riskiert, aber am Ende Zweiter zu werden von Startplatz fünf aus, da bin ich glücklich mit."

Philipp Eng: "Ich konnte erstmal wegfahren, weil ich noch DRS hatte und Edo nicht. Ich fuhr einen kleinen Vorsprung heraus, das hat super viel Spaß gemacht. Am Ende haben sie mich dann natürlich noch bekommen, aber ich bin sehr glücklich mit Platz drei. In Hockenheim hatte ich einen schwierigen Start in die Saison und ein paar harte Tage bis zum Rennen hier. Ich habe hart mit dem Team gearbeitet, um die Dinge zu verstehen und meinen Fahrstil zu verbessern und meinen Ansatz für das Rennwochenende."

So lief das Samstagsrennen der DTM auf dem Lausitzring

Die Startaufstellung:Lausitzring-Experte Lucas Auer ging in Brandenburg zum dritten Mal aus der Pole Position ins Rennen. Neben ihm startete Rookie Philipp Eng im BMW erstmals in seiner noch jungen DTM-Laufbahn aus der ersten Reihe. Der Gesamtführende Timo Glock nahm das Rennen von Platz fünf, sein größter Meisterschaftskonkurrent Gary Paffett lediglich von der 14. Position in Angriff.

Der Start: Eng kam zunächst besser von der Linie weg, doch Auer verteidigte sich auf dem Weg in die erste Kurve mit allen Mitteln und behauptete die Führung. Dahinter ging Spengler vorbei auf Platz zwei. Hinter Eng folgten Glock und di Resta. In der ersten Kurve verhielt sich das Feld gesittet, doch gekracht hatte es da schon längst. Nico Müller würgte seinen Motor ab und Jamie Green kollidierte mit dem Schweizer. Der Brite hatte im Startgetümmel keine Chance, seinem Audi-Markenkollegen auszuweichen.

Die Anfangsphase: In Folge des Startunfalls rief die Rennleitung zur Säuberung der Start- und Zielgerade eine Safety-Car-Phase aus. Das Feld wurde durch die Boxengasse geführt, erst in der sechsten Runde ging es im Renntempo weiter. Auer setzte sich beim Re-Start in Doppelformation durch, dahinter verteidigte sich Spengler gegen Eng. Wenige Sekunden später der nächste Schreckmoment.

Rast bei spektakulären Unfall mit Glück im Unglück

Der Audi von Rast stand völlig zerstört und ohne Dach in der Wiese. Nach bangen Sekunden reckte der Vorjahresmeister seinen Daumen aus dem völlig zerstörten Fahrzeug durch die Überrollstruktur und gab damit Entwarnung. Wie die Wiederholung zeigte, war Rast auf der Außenbahn im Zweikampf mit Loic Duval in der achten Kurve kollidiert. Durch die Berührung stellte er sich quer, wurde auf der Wiese ausgehebelt und überschlug sich mehrfach.

Die Stewards unterbrachen das Rennen aufgrund des Unfalls mit der roten Flagge. Aufgrund der Unterbrechung ging der Lauf nach dem zweiten Re-Start nicht mehr über die volle Distanz sondern über die verbliebene Zeit von noch 20 Minuten. Auer setzte sich auch beim zweiten Neustart erfolgreich durch, dahinter hielt Spengler wieder seine Position vor Eng. Glock lieferte sich ein Duell mit Pascal Wehrlein und behauptete seinen vierten Platz.

Die Boxenstopps: In der zehnten Runde steuerten die ersten Piloten die Box an. Spengler, Eng, di Resta, Farfus und Rockenfeller kamen dicht hintereinander aufgefädelt zum Reifenwechsel. An der Reihenfolge änderte sich durch die Stopps nicht. Auer und Wehrlein reagierten eine Runde später, gefolgt von Wittmann und Duval.

Auer kam vor Spengler wieder zurück auf die Strecke. Genauso Wehrlein, der auf kalten Reifen jedoch gleich vom Kanadier und Eng kassiert wurde. In Führung lag zu diesem Zeitpunkt Glock, der noch nicht gestoppt hatte. Der BMW-Fahrer kam in der darauffolgenden Runde zum Stopp und haarscharf vor Auer und dessen Verfolgern zurück auf die Strecke.

DTM-Pilot René Rast war von seinem spektakulären Unfall auf dem Lausitzring sichtlich gezeichnet, Foto: Screenshot/YouTube(DTM)
DTM-Pilot René Rast war von seinem spektakulären Unfall auf dem Lausitzring sichtlich gezeichnet, Foto: Screenshot/YouTube(DTM)

Mortara erkämpft Sieg gegen BMW-Duo Glock und Eng

Die Schlussphase: Auf kalten Reifen musste er sich dem Österreicher zur Wehr setzen, was ihm auf seiner Outlap auch gelang. Am Ende der Start- und Zielgeraden folgte dann jedoch ein Verbremser von Glock, durch den er Auer weit schickte. Nutznießer war Eng, der an beiden Konkurrenten vorbeiging. In Führung lag Boxenstopp-bereinigt in diesem Moment Edoardo Mortara, der noch eine Runde später als Glock an der Box gewesen war und vor der Kampfgruppe zurück auf die Strecke kam.

Eng hatte auf bereits warmgefahrenen Reifen jedoch die bessere Pace, schloss die Lücke innerhalb einer Runde und ging in Kurve eins am Mercedes-Piloten vorbei. An der Spitze lagen fünf Minuten vor Schluss die Rookies Robin Frijns und Joel Eriksson, die mit ihren Boxenstopps bis ganz zum Schluss warteten. Eng konnte sich trotz beeindruckender Pace nicht von seinen Verfolgern absetzen.

Sowohl Mortara als auch Glock folgten dem Rookie wie ein Schatten. Knappe zwei Minuten vor Schluss ging Mortara mit DRS am Ende der Start- und Zielgeraden an Eng vorbei und revanchierte sich erfolgreich für das Manöver kurz zuvor. Eine Runde später und damit im vorletzten Umlauf kam Eriksson zum Stopp. Glock nutzte in diesem Moment ebenfalls das DRS und kassierte Markenkollege Eng wie eine Runde zuvor Mortara in Turn 1.

Erst in der allerletzten Runde kam Frijns zum Reifenwechsel an die Box. Mortara hielt in der letzten Runde seine Führung und überquerte als erster die Ziellinie. Dahinter übte Glock bis zum Schluss Druck auf den Italiener aus, musste sich jedoch mit dem zweiten Platz abfinden. Für Mortara war es der erste DTM-Sieg mit Mercedes. Dritter wurde sensationell Philipp Eng, der in seinem dritten Rennen damit früh das erste Ausrufezeichen setzte.