DTM 2018: Mattias Ekströms Donut-Einlage in Hockenheim (00:52 Min.)

Zum Abschluss ließ er - wie man es jahrelang von ihm gewohnt war - noch mal richtig die Fetzen fliegen. Mattias Ekström verabschiedete sich standesgemäß mit einer Donut-Einlage von seinen vielen Fans im Motodrom zu Hockenheim. Der Schwede war beim Saisonauftakt der DTM noch einmal zurückgekehrt, um sich gebührend zu verabschieden.

Sportlich lief es nicht wirklich rund mit den Plätzen 17 und 16 am Samstag und Sonntag. Geschenkt, Ekström war ohnehin als Gaststarter außerhalb der Wertung angetreten. In einem siebten Audi, der von seinem vertrauten Team Abt betreut wurde. Man hätte Ekström in Hockenheim ein konkurrenzfähigeres Auto gewünscht, doch hier stand ohnehin nicht das Ergebnis im Vordergrund.

Es waren vielmehr die Emotionen, die Ekström nach 17 Jahren in der DTM noch einmal richtig zeigen konnte. Der Abschied eines der größten und prägendsten Fahrer in der Geschichte der Tourenwagenserie hätte kaum emotionaler sein können. Selbst Audi-Motorsportchef Dieter Gass kämpfte in seinem Ekström-Trikot mit den Tränen.

Tränen in der Startaufstellung

Gass am Sonntag zu Motorsport-Magazin.com: "Als ich in die Startaufstellung gegangen bin, habe ich doch ein bisschen angefangen, Tränen in die Augen zu bekommen. Ich habe dann Mattias gesehen und ihm gesagt: 'Super Entscheidung, dass du eine Sonnenbrille aufgezogen hast..."

Auch am alte Schweden ging der Abschied nicht spurlos vorbei. Nachdem er am Sonntagnachmittag seine Reifen vor den Fans im Motodrom pulverisiert und sich auf dem Dach seines Autos hatte feiern lassen, musste er sich die eine oder andere Träne aus dem Auge wischen. Auch schon auf seiner letzten Runde kamen die Emotionen und sicherlich viele Erinnerungen hoch: Ekström klappte das Visier runter...

Mattias Ekström: SO geht Abschied, Foto: DTM
Mattias Ekström: SO geht Abschied, Foto: DTM

Fisch und Anekdoten aus 17 Jahren

Dabei hatte der zweifache Champion am gesamten Wochenende zu cool gewirkt. Am Samstagmorgen hatte er einige Journalisten zum schwedischen Frühstück an der Rennstrecke eingeladen. Es gab Fisch und einige Anekdoten aus seiner Karriere, die er zum Besten gab. Diese werden wir zu einem späteren Zeitpunkt an dieser Stelle veröffentlichen.

Ekström hatte in diesem Rahmen sogar angekündigt, Internes und den einen oder anderen Skandal auszupacken. Wie war das genau mit der Wasserflasche damals am Norisring? Wann hat er, der sich nie um Sprachregelungen scherte, intern wirklich mal eine auf den Deckel bekommen?

Es geht weiter

Am Sonntagabend traf Motorsport-Magazin.com Ekström nach dem Abschiedsfoto in der Audi-Hospitality. Die Tränen waren weg, auch die Versuchung, zum Abschluss noch mal richtig einen rauszuhauen. "Ich will ja noch ein paar Jahre Motorsport machen", sagte er mit seinem bekannten schelmischen Grinsen und nach Rücksprache zuhause. Denn: Ekström hat seine DTM-Karriere zwar beendet, gibt aber weiter in der Rallycross-Weltmeisterschaft mit seinem EKS-Team Gas.

In der Tourenwagenserie wird Ekström schmerzlich vermisst werden - auf und abseits der Strecke. Großartiger Rennfahrer, Sprachrohr, Quertreiber, Charakter - andere werden diese Rollen nun in der Startaufstellung übernehmen müssen.

Emotionen und Ekström-Trikots in der Startaufstellung, Foto: Audi
Emotionen und Ekström-Trikots in der Startaufstellung, Foto: Audi

Nie ohne die Äbte

"Für alle im Team sehr bewegend war der Abschied von Mattias", sagte Abt-Teamchef Thomas Biermaier. "Er war 17 Jahre lang ein ganz wichtiger Teil unseres Teams und wird immer in unseren Herzen bleiben. Es war toll, dass Audi ihm die Möglichkeit gegeben hat, sich so von den DTM-Fans zu verabschieden. Nun gilt es für uns, ohne ihn klarzukommen."

Fast unglaublich: Ekström hatte den Äbten aus Kempten seit seinem DTM-Debüt 2001 die Stange gehalten, das Team immer als zweite Familie bezeichnet und mit ihnen 2004 und 2007 die Meisterschaft gewonnen. 2017 blieb ihm der dritte Titelgewinn an der Stelle verwehrt, die er nun als Bühne für seinen endgültigen Abschied nutzte.

"Jedes Kapitel geht einmal zu Ende", sagte Ekström in einem emotionalen Video von Audi. Und weiter: "Es war ein tolles Erlebnis, meinen Fans und allen Beteiligten richtig Tschüss zu sagen. Das war, was von diesem Wochenende bleibt. Nach 17 Jahren war mir das ein großes Bedürfnis. Aus sportlicher Sicht waren die beiden Rennen nicht so prickelnd. Ohne Tests hierherzukommen und zu versuchen, alles auf den Punkt zu bringen, war nicht so leicht. Aber das wusste ich ja vorher."

Mmmmh, Donuts...

Und dann war da noch die Sache mit den Donuts. Zum Abschluss lieferte sich Ekström ein kleines Fernduell mit seinem ehemaligen Audi-Kollegen Timo Scheider, inzwischen TV-Experte beim neuen Fernsehpartner Sat.1. Der hatte es nach seinem eher unfreiwilligen Abschied 2016 ebenfalls im Motodrom qualmen lassen.

Am Sonntag kurz vor dem Rennstart veröffentlichte Scheider erstmals die Daten, die er mit seinen Donuts im Auto erreicht hatte: 289 km/h Topspeed auf den Hinterrädern und hochgeschaltet bis in den 6. Gang. Das verriet Scheider erst spät, um Ekström keinen Vorteil im Donut-Duell zu geben. Würde Eki - den Namen mag er eigentlich gar nicht - diese Marke knacken können?

Es reichte nicht ganz. Wie Audi später mitteilte, erreichte Ekström am Sonntag eine Höchstgeschwindigkeit von 269 km/h im 5. Gang. Kleiner Seitenhieb von Scheider auf Twitter: "Ich hab ihm gesagt, er soll Reifen sparen, damit er noch Gummi zum Schluss hat! Tja..."

Immerhin: Ekström durfte die Motorhaube seines Hockenheim-Audis mit der schwedischen Flagge und vielen, vielen Unterschriften darauf von Fans, Fahrern und langjährigen Wegbegleitern behalten. Ob die Haube einen Platz an der Wand bekommt? Ein Sammler ist Ekström schließlich nicht, wie er Motorsport-Magzin.com zu Beginn des Jahres im großen Abschieds-Interview verraten hatte:

DTM-Ikone Mattias Ekström: Das große Interview zum Rücktritt (14:55 Min.)

Und so endet eine große DTM-Karriere nach 17 Jahren, 197 DTM-Rennen, 2 Titeln, 23 Siegen, 20 Pole Positions, 18 schnellsten Rennrunden und 1.219 Punkten. Ekström hinterlässt eine Lücke, die man nicht schließen kann. Adjö Mattias.