In den vergangenen Jahren stellte Audi stets das stärkste Rennauto in der DTM. 2017 sprang für die Ingolstädter dann auch der große Erfolg mit Siegen in der Fahrer-, Hersteller-, und Team-Meisterschaft heraus. Über den Winter wurden die Boliden nach einem neuen Technischen Reglement überarbeitet. Ziel war es, die Kosten zu senken und robustere Autos mit weniger Abtrieb zu bauen.

Audi könnte seinen bisherigen technischen Vorteil in der Saison 2018 - der letzten von Mercedes in der DTM - verlieren. Vor allem im Freibereich rund um die Radhäuser leistete Audi die beste Arbeit und machte es seinen Fahrern dadurch einfacher, mit den Reifen umzugehen. Der Vorteil zeigte sich vor allem in den Rennen, in denen es Meister Rene Rast und Co. besser gelang, die nicht mehr vorgeheizten Reifen ans Arbeiten zu kommen.

Für die Saison 2018 wurden nun auch noch die Radhäuser vereinheitlicht. Ein großer Teil der möglichen Entwicklungsfreiräume entfällt weitgehend, weil bisher frei gestaltbare Bereiche der Aerodynamik für alle DTM-Rennwagen einheitlich vorgeschrieben sind. "Im Prinzip haben alle Autos nun dasselbe Aerodynamik-Paket", sagt Andreas Roos, neuer Projektleiter DTM bei Audi. "Für jeden Hersteller individuell gestaltet sind die Übergangsbereiche zwischen den Aerodynamik-Teilen und der jeweiligen Karosserie."

Durch die weitere Vereinheitlichung der Autos soll gewährleistet werden, dass ein ausgeglichener Wettbewerb herrscht zwischen Audi, BMW und Mercedes. Das war schon immer so gewünscht gewesen in der DTM. 2018 wird die Angelegenheit aber noch spezieller, weil die Performancegewichte nicht mehr zum Einsatz kommen. Das künstliche Element, um den Wettbewerb anzupassen, fällt damit weg.

Die Fahrer sollen dadurch, wie von DTM-Chef Gerhard Berger erhofft, noch mehr in den Vordergrund treten. Damit sie dazu in der Lage sein können, müssen die Autos aller drei Hersteller allerdings auf ähnlichem Niveau agieren. Audi spricht von 25 Prozent weniger Abtrieb, die DTM selbst gab rund ein Drittel weniger an im Vergleich zu 2017. Werte, die zumindest theoretisch dafür sprechen, dass der Fahrer am Lenkrad wieder mehr gefordert wird.

Zudem wurden die Fahrwerke vereinfacht. Das Reglement erlaubt pro Rad nur noch eine Feder-/Dämpfereinheit, das sogenannte "dritte Element", eine Verbindung zwischen den beiden Rädern einer Achse, entfällt. Dadurch soll das Feld noch enger zusammenrücken.

"Wir sind uns mit DTM-Chef Gerhard Berger einig über die Zukunft der DTM", sagt Audi-Motorsportchef Dieter Gass. "Wir wollen kein unendliches technisches Wettrüsten und die Überlegenheit einer Marke, sondern spannende Rennen auf sportlich höchstem Niveau." Dabei soll es verstärkt auf den Fahrer und die individuelle Leistung der einzelnen Teams ankommen. Gass sieht die DTM auch in der neuen Saison auf dem richtigen Weg: "Der weiter reduzierte Abtrieb und das vereinfachte Fahrwerk versprechen in diesem Jahr noch mehr Spektakel für die Fans."

Einen ersten Strecken-Eindruck der neuen Autos erhielten Audi, BMW und Mercedes vergangenes Wochenende bei den Testfahrten in Vallelunga. Aufgrund der widrigen Witterungsbedingungen mit Schnee, Regen und Kälte dürfte sich die Aussagekraft allerdings in Grenzen halten. Im April steht der zweite und letzte Test in Hockenheim vor dem Saisonauftakt an gleicher Stelle Anfang Mai an.

"Wir haben den reduzierten Abtrieb schon bei ersten virtuellen Tests im Simulator gespürt", sagt Champion Rast. Dieser Eindruck habe sich auf der Rennstrecke bestätigt. "Die Autos sind noch anspruchsvoller zu fahren als bisher. Mir persönlich macht das viel Spaß, und den Zuschauern werden die sicherlich noch spannenderen Rennen auch gut gefallen."