1. - Warum kehrt Wehrlein in die DTM zurück?

Das hätte Pascal Wehrlein nicht treffender formulieren können: "Weil ich dieses Jahr leider kein Cockpit in der Formel 1 bekommen habe." Nach dem erwarteten Aus in der Formel 1 musste er eine Alternative finden, denn: Ein Jahr ohne Rennen zu fahren kam für Wehrlein nicht in Frage. Da bot sich die DTM an - ein ihm bestens vertrautes Umfeld, in dem er direkt wieder vorne mitfahren kann.

Wehrleins letzte Chance in der Formel 1 wäre Williams gewesen, doch die holten lieber den Russen Sergey Sirotkin als Stammfahrer. "Wir konnten keine 15 Millionen pro Jahr auftreiben", kommentierte Wehrlein. Vorteil DTM: Hier muss der Champion von 2015 zumindest kein eigenes Budget mitbringen, um fahren zu dürfen.

2. - Ist ein Comeback in der Formel 1 möglich?

Ja, wenn Wehrlein an seine Leistungen aus dem Meisterjahr in der DTM anknüpfen kann. Mit Erfolgen im Tourenwagen will er sich für eine Rückkehr in die Formel 1 empfehlen. "Wenn ich sofort wieder vorne dabei wäre, glaube ich schon, dass mich das in eine bessere Position bringen würde", sagt Wehrlein zu Motorsport-Magazin.com. In der F1 sei er ein bisschen in Vergessenheit geraten.

Zudem hilft, dass Wehrlein mit hoher Wahrscheinlichkeit als Test- und Ersatzfahrer bei den F1-Silberpfeilen unterkommen wird. So ist er nicht komplett raus aus dem Formel-1-Zirkus.

Wie Motorsport-Magazin.com erfahren hat, soll Wehrlein obendrein einige Rennen in der japanischen Super Formula bestreiten. Die Serie genießt inzwischen hohes Ansehen in der F1-Welt. Fahrer wie Pierre Gasly und Stoffel Vandoorne wurden in der schnellen Super Formula geparkt, bevor sie in der Königsklasse debütierte.

3. - Wird Wehrlein in der DTM Anpassungsprobleme haben?

Dass er auch im Tourenwagen schnell ist, hat Wehrlein zwischen 2013 und 2015 mehrfach bewiesen. Während seiner Formel-1-Zeit hat sich die Serie allerdings verändert. So ist Wehrlein noch nie ein DTM-Rennen ohne Reifen-Heizdecken gefahren. Dinge wie das Funkverbot und den Indy-Style-Restart kennt er ebenfalls nicht.

Nicht zuletzt kamen 2017 runderneuerte DTM-Autos bei allen drei Herstellern zum Einsatz. Wehrlein glaubt, dass es für ihn sicherlich einfacher wird als beim Debüt 2013, aber: "Es wird für mich schwieriger als 2015, weil ich einfach vom Gefühl her noch nicht im DTM-Auto bin. Bis zu meinem ersten DTM-Test habe ich immer noch den Fahrstil aus der Formel 1 in mir. Ich glaube aber, dass ich mich schnell anpassen kann."

Viel Zeit bleibt Wehrlein nicht aufgrund der extremen Testbeschränkung in der DTM. Zweieinhalb Tage soll der 23-Jährige vor der Saison bei den Testfahrten in Vallelunga und Hockenheim Zeit haben, um sich auf die Rückkehr richtig einzuschießen.

4. - Was hat sich Wehrlein fürs DTM-Comeback vorgenommen?

Einiges, am besten wieder Rennen zu gewinnen. Sein letzter Sieg im Motorsport liegt mehr als zwei Jahre zurück, einfach war es nicht in der Formel 1. Das dürfte es aber auch mit Mercedes in der DTM nicht werden. Letzte Saison war Audi eindeutig überlegen, Mercedes wurde in der Meisterschaft knapp Zweiter vor BMW. Je nachdem, wie die Anpassung der Autos ausfallen wird, könnte das Feld aber wieder enger zusammenrücken.

Wehrlein will sich keinen Druck machen. Er sagt: "Überhaupt nicht. Meine Erwartungen an mich selbst sind immer hoch. Ich bin einfach so ehrgeizig gestrickt, dass ich von mir immer die besten Leistungen erwarte. Wenn das mal nicht so ist, sieht man mir das auch deutlich an. Es macht jetzt auch gar keinen Sinn, über die Meisterschaft zu sprechen. Wir müssen erst einmal abwarten, wie das Auto aus."

5. - Welche Alternativen hat Wehrlein nach dem DTM-Ausstieg von Mercedes?

Für Wehrlein steht eine Art Übergangsjahr bevor. Sicher ist, dass Mercedes nach der Saison 2018 aus der DTM aussteigt. Ende 2019 steigt der Hersteller stattdessen werksseitig in die Formel E ein. Das könnte auch für Wehrlein interessant werden, sollte die Tür zur teuren Formel 1 weiterhin verschlossen bleiben.

Wehrlein sagte allerdings, dass er die Formel E bislang kaum verfolgt habe. "Ehrlich gesagt, habe ich mir über 2019 noch keine Gedanken gemacht, ob ich in der Formel E fahren könnte. Das ist noch zu weit weg."

Seine DTM-Kameraden haben sich allerdings schon in Stellung gebracht. Gary Paffett und Daniel Juncadella testeten vor einigen Wochen einen Formel-E-Renner. Maro Engel und Edo Mortara sind bereits Stammfahrer in der E-Serie. Das macht es zumindest nicht einfacher für Wehrlein, sollte er Interesse an der Formel E finden.

6. - Wie reagieren die Fans auf Wehrleins Comeback?

Gemischt. Auf der einen Seite Vorfreude auf einen bekannten Namen, der immer für reichlich Action in der DTM sorgte. Auf der anderen Seite aber auch nicht wenige Stimmen, die sich noch immer an Wehrleins Verbissenheit in der DTM-Saison 2015 erinnern. Der Ausspruch 'I need DRS' in Anlehnung an seinen Funkspruch damals am Nürburgring fiel in diesem Zusammenhang nicht selten...

Wehrlein amüsierte sich darüber, dass ihm einige Beobachter noch immer den Funkspruch von vor drei Jahren vorwerfen. Gleichzeitig sagte er zu Motorsport-Magazin.com: "Ich weiß, dass ich 2015 nicht der beliebteste Fahrer war. Ich weiß, dass mir im Nachhinein der Spruch nicht sehr geholfen hat in der Situation, in der ich um den Titel gekämpft habe. Vielleicht hätte ich das auch gar nicht sagen müssen. Damals war ich 20 Jahre und extrem ehrgeizig. Ich wollte unbedingt die Meisterschaft gewinnen."

7. - Wie sieht der Mercedes-Kader für die DTM-Saison 2018 aus?

Pascal Wehrlein ist nicht der einzige Rückkehrer im Mercedes-Aufgebot für die kommende Saison. Daniel Juncadella ist ebenfalls wieder am Start, nachdem er das Team 2017 als Testfahrer begleitet hatte. Wehrlein und Juncadella ersetzen Robert Wickens, der ein attraktives Angebot aus der IndyCar-Serie erhielt, sowie Maro Engel. Er soll sich voll auf Formel E und GT-Einsätze für Mercedes konzentrieren.

Mercedes startet mit diesen zwei Neuerungen in die Abschiedssaison. Beim Rest des Sechser-Kaders setzen die Stuttgarter auf bewährte Kräfte. Gary Paffett geht in seine 15. DTM-Saison, Edo Mortara in seine zweite mit dem Mercedes-AMG C 63 DTM. Lucas Auer gilt erneut als Titelanwärter und mit Paul Di Resta hat Mercedes noch einen dritten Champion im Lineup.