Mercedes macht es spannend. Am Dienstagmorgen hat der Hersteller vier seiner sechs Fahrer für die DTM-Saison 2018 vorgestellt. Keine wirklichen Überraschungen: Lucas Auer, Edo Mortara, Gary Paffett und Paul Di Resta starten weiter für die Marke mit dem Stern. Interessanter sind die von Mercedes angekündigten Überraschungen. Nach den Abgängen von Robert Wickens und Maro Engel sind zwei Cockpits neu zu besetzen.

Aber wie überraschend werden diese Namen wirklich sein? Seit Wochen werden Pascal Wehrlein und Daniel Juncadella als wahrscheinlichste Nachfolger für die letzte Saison von Mercedes in der DTM gehandelt, bevor sich die Stuttgarter verabschieden und ab Ende 2019 in der Formel E antreten. Die echte Überraschung wäre wohl ein komplett anderer Fahrer, der scheint aber nicht in Sicht zu sein.

Auer wieder Titelanwärter

Mit dem Quartett Auer/Mortara/Paffett/Di Resta setzt Mercedes auf bewährte Kräfte in der Abschiedssaison. 2017 hatte die Marke mit dem Stern genau wie BMW am Ende nichts mehr mit der Meisterschaft zu tun. Bestplatzierter Mercedes-Fahrer war Auer, der zunächst auf Titelkurs lag und letztendlich Gesamtsechster wurde. Seinen enormen Speed hat der junge Österreicher zur Genüge unter Beweis gestellt. Bringt er noch mehr Konstanz rein, gilt er wieder als Meisterschaftsanwärter.

"Wir sind alle heiß drauf und wollen einen würdigen Abschluss erreichen", sagt Auer. "2017 war schon ein gutes Jahr für mich und ich freue mich sehr auf dieses Jahr. Es wird interessant, zu sehen, wie ich mich weiterentwickeln kann. Wer mich kennt, weiß, dass ich in der Off-Saison alles fahre, was vier Räder hat. Aber jetzt freue ich mich auf die ersten Tests und die neue Saison."

Paffett: Titel-Attacke im 15. DTM-Jahr?

Wird Auer der große Sterne-Favorit oder doch noch einmal Paffett? Fast schon unglaublich: Der Brite geht in seine 15. Saison mit Mercedes und stand damit in der Hälfte der 30 DTM-Jahre von Mercedes am Start. 2017 schloss Paffett als Gesamtzehnter ab. Was man ihm und seinen Kollegen zu Gute halten muss: Der 2017er Mercedes war eine kleine Diva. Mal performte der Rennwagen so wie er sollte, mal taten sich die Fahrer kollektiv schwer und fuhren hinterher.

Paffett: "Es ist meine 15. DTM-Saison mit Mercedes-AMG, aber leider auch die letzte von Mercedes in dieser Serie. Die Vorbereitungen auf 2018 laufen bereits auf Hochtouren. Wir haben im Winter hart mit den Ingenieuren gearbeitet und das Team zeigt den gleichen Einsatz wie immer. Sie sind voll konzentriert und möchten diese Saison mit einem Erfolgserlebnis beenden."

Wie es nach der Saison mit dem 36-jährigen Paffett weitergeht, ist noch offen. Zuletzt testete er nach dem Formel-E-Rennen in Marrakesch erstmals einen Elektro-Boliden beim offiziellen Rookie-Test. Schon mehrfach hatte Paffett verlauten lassen, dass er sich einen Wechsel in die DTM durchaus vorstellen könne.

Letzter Aufschlag des DTM-Champions von 2010

Ebenfalls offen ist die Zukunft von Paul Di Resta. Der DTM-Champion von 2010 will nach seinem nicht optimal verlaufenen Tourenwagen-Comeback vor vier Jahren ein letztes Mal angreifen. Auch er war beim Rookie-Test der Formel E am Start und drehte seine Elektro-Runden für das Jaguar-Werksteam.

"Es ist schade, dass diese Saison die DTM-Ära von Mercedes beschließt", sagt Di Resta. "Aber jeder im Team zeigt dieses Quäntchen Extramotivation, um das Kapitel positiv zu beenden. Ich war viele Jahre lang Teil dieser Geschichte und ich liebe die Marke. Deshalb hoffe ich, dass ich zusammen mit meinen Kollegen in diesem Jahr die bestmöglichen Ergebnisse abliefern kann."

Startet Mortara endlich wieder durch?

Während Di Resta in seine neunte Saison mit Mercedes geht, steht Mortara vor seiner zweiten bei Mercedes. Nach dem Wechsel von Audi hat sich der Vize-Meister von 2016 zunächst schwer. Mortara gilt seit Jahren als einer der schnellsten DTM-Piloten - kann er seinen Speed mit mehr Erfahrung in diesem Jahr wieder zeigen?

Mortara: "Wir haben einige Punkte liegen gelassen, aber schlussendlich haben wir an den letzten Rennwochenenden einen guten Weg gefunden. Es war keine grandiose Saison für mich, weshalb ich mich sehr auf diese Saison freue, in der ich besser abschneiden möchte. Es gibt auch neue Regeln und wir starten alle wieder bei null. Hoffentlich wird es eine erfolgreiche Saison."

Muss Mortara ersetzt werden?

Es könnte möglich sein, dass Mortara in der Saison 2018 bis zu zwei DTM-Rennen verpasst. Der Italo-Schweizer geht parallel in der Formel E an den Start. Es kommt zu zwei Terminüberschneidungen mit Lausitzring/Berlin sowie Zandvoort/New York. Je nach Meisterschaftsstand muss entweder Mercedes oder Formel-E-Team Venturi einen Ersatzmann finden.

Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz: "2018 ist unser letztes Jahr in der DTM, aber an unserem enormen Einsatzwillen, Teamgeist und Engagement verändert das nichts", sagte der Teamchef. "Jedes einzelne Teammitglied von den Fahrern über die Mechaniker und Ingenieure bis zur Hospitality-Crew ist bis in die Fingerspitzen motiviert. Gemeinsam verfolgen wir nur ein einziges Ziel: Das letzte Kapitel in der 30-jährigen DTM-Geschichte von Mercedes-AMG Motorsport positiv abzuschließen."