Mattias Ekström ist weg und der Nachfolger steht schon bereit. Robin Frijns wird die schwedische DTM-Ikone in der Saison 2018 bei Audi beerben. Das gab Motorsportchef Dieter Gass im Zuge von Ekströms Rücktritt aus der Tourenwagenserie bekannt. Mit Frijns haben die Ingolstädter eines der größten Motorsport-Talente der letzten zehn Jahre verpflichtet. Und einen, der wie kaum ein anderer immer wieder auf dem Sprung in die allerhöchsten Klassen des Motorsports stand - und letztendlich scheiterte.

Jetzt bekommt Frijns die nächste Chance, Audi hat ihn mit einem Vertrag als Werksfahrer ausgestattet und ihm einen Platz im Sechser-Kader des DTM-Aufgebots gesichert. Frijns ist nun dort angekommen, wo er vor einigen Jahren gar nicht hin wollte. Nach seinen grandiosen Erfolgen, als er zwischen 2010 und 2012 die Formel BMW und beide Formel-Renault-Serien dominierte sowie für Sauber und Red Bull Formel 1 testen durfte, leckten sich sämtliche Hersteller die Finger nach ihm.

Frijns schon vor 5 Jahren im DTM-Blickfeld

Mercedes ließ Frijns 2013 erstmals ein DTM-Auto testen. Auch Audi hatte das Talent des heute 26-Jährigen erkannt und setzte ihn im selben Jahr bei einem DTM-Test ein. Doch mit Tourenwagen wollte Frijns damals nichts zu tun haben. Als weltweit größtes Talent geltend, hatte er nur die Formel 1 im Blick.

Audi-Motorsportchef Dieter Gass erinnerte sich bei Ekströms Verabschiedung im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com: "Robin ist damals einen Young Driver Test für uns gefahren, bei dem er sehr gut war. Er hatte da allerdings kein richtiges Interesse an der DTM gehabt, da war er noch voll auf der Formel-1-Schiene und dachte, dass er da fahren würde. Dadurch ist er für uns erst mal etwas in den Hintergrund getreten."

Das Ende vom Formel-1-Traum

Über die GP2-Serie wollte es Frijns 2013 schaffen, doch nach einem Sieg und insgesamt zwei Podestplätzen konnte er sein Cockpit bei Hilmer Motorsport nicht mehr finanzieren. Das Ende vom Lied: Nach unbefriedigenden Ersatzfahrer-Jobs bei Sauber und Caterham war nach 2014 der Traum von der Formel-1-Karriere geplatzt.

Frijns, der eigentlich nie ein Budget mitbrachte, es als in Belgien aufgewachsener Niederländer immer schwer hatte mit Sponsoring und seine ersten Formel-Saisons vor allem mit Preisgeldern finanzierte, musste einen neuen Weg finden, um im Geschäft zu bleiben. Es gelang ihm grandios.

DTM-Ikone Mattias Ekström: Das große Interview zum Rücktritt (14:55 Min.)

Auf Anhieb ein GT-Ass

Über das Kundenprogramm von Audi zeigte Frijns in der Saison 2015, dass er nicht nur im Formelauto zu den talentiertesten Fahrern der Welt gehört. In seiner allerersten Sportwagen-Saison sicherte er sich mit dem belgischen Audi-Team WRT auf Anhieb die Gesamtmeisterschaft in der Blancpain GT Series. Der Umstieg schien innerhalb kürzester Zeit geglückt, doch Frijns hatte mit dem Formelsport noch immer nicht abgeschlossen.

Mit der jungen Formel E bot sich die Chance, sich ein weiteres Mal auf internationaler Bühne zu beweisen. Frijns kam beim US-Rennstall Andretti unter und fuhr schon in seinem zweiten Rennen auf das Podium. In einem relativ unterlegenen Auto hatte er seine Teamkollegin Simona de Silvestro locker im Griff und holt mit 45 Punkten ganze 41 Zähler mehr als die Schweizerin. Frijns hängte eine weitere Saison in der Formel E mit Andretti dran und setzte sich gegen seinen neuen Teamkollegen Antonio Felix da Costa ebenfalls durch.

Robin Frijns fuhr 2015 in seinem zweiten Formel-E-Rennen aufs Podium, Foto: FIA Formula E
Robin Frijns fuhr 2015 in seinem zweiten Formel-E-Rennen aufs Podium, Foto: FIA Formula E

Frijns zwischen Audi und BMW

Während Felix da Costa bei Andretti blieb, wurde Frijns trotz besserer Ergebnisse vor die Tür gesetzt. Es passte irgendwie zur Geschichte des Robin Frijns, auch, wenn es in diesem Fall nicht am Geld mangelte. Stattdessen befand sich Frijns inmitten eines Interessenkonflikts. BMW pflegt seit einigen Jahren eine enge Partnerschaft mit Andretti - da passte ein Frijns, der zeitgleich mit dem Kundenprogramm von Konkurrent Audi durch Europa tingelte, nicht ins Schema.

Diese Umstände festigten Frijns' Partnerschaft mit Audi, die ihn immerhin weiter im eigenen Formel-E-Simulator als Testfahrer einsetzten. 2017 gelang es Frijns erneut, im GT-Rennwagen für Furore zu sorgen. Mit Audi-Werksteam WRT gewann er die Sprint-Meisterschaft in der Blancpain GT Series und fuhr mit dem belgischen Rennstall zudem bei den 24 Stunden vom Nürburgring aufs Podium. Beim Macau Grand Prix zum Ende des Jahres ließ Frijns mit dem Audi R8 GT3 Platz zwei folgen.

Einziger Neuzugang bei Audi

Jetzt also der Aufstieg zum DTM-Werksfahrer. "Manchmal muss man zum richtigen Moment am richtigen Ort sein. Und das war der Robin definitiv", sagte Gass mit einem Zwinkern. Vielleicht wäre Frijns auch ohne den Rücktritt von Mattias Ekström in den 2018er DTM-Kader von Audi aufgestiegen. Jetzt ist er der einzige Neuzugang im Team. Meister Rene Rast, Mike Rockenfeller, Jamie Green, Nico Müller und Loic Duval bleiben. Frijns scheint endlich seinen Platz gefunden zu haben.