Manuel, was sagst du zum Senderwechsel der DTM von der ARD hin zu Sat.1?
Manuel Reuter: In der jetzigen Situation sollte man nach vorne schauen. Wichtig war, dass die DTM wieder einen guten TV-Partner findet. Sat.1 hat einen gescheiten Vor- und Nachlauf rund um die Berichterstattung an den Rennwochenenden angekündigt. Das wurde früher ja häufig an der ARD kritisiert. Das finde ich auch sehr wichtig für die DTM. Ein Fragezeichen steht hinter den Einschaltquoten. Ich glaube, dass es nicht einfach wird, die Eine-Million-Grenze zu knacken.

Die DTM befindet sich auch sportlich im Umbruch. Kann ein frischer Wind mit einem neuen TV-Partner helfen?
Manuel Reuter: Auf jeden Fall. Es gibt ja den Spruch: 'Man sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr'... Die handelnden Personen von der ARD haben sich ja wirklich Mühe gegeben und alles versucht. Das Problem lag an einer anderen Stelle. Man war teilweise nicht bereit, eine gewisse Flexibilität an den Tag zu legen, wie beim vorzeitigen Übertragungsabbruch während des Rennens auf dem Norisring. Etwas mehr Vor- und Nachlauf hätte der DTM auch gut getan. Das will Sat.1 nun umsetzen, es muss aber auch mit den richtigen Inhalten gefüllt werden.

Ein Privatsender hat häufig eine andere Herangehensweise als die Öffentlich-Rechtlichen...
Manuel Reuter: Es ist mit Sicherheit positiv, eine andere Sichtweise und Denke zu haben. Die privaten Sender haben ohnehin eine ganz andere Vorstellung, wie man solche Dinge präsentiert. Ich hoffe, dass Sat.1 den richtigen Spagat zwischen Sport, Entertainment und Kompetenz finden wird.

Hat die DTM grundsätzlich Potenzial für Mehr?
Manuel Reuter: Wenn wir die Gewichts-Thematik ausklammern, hat die DTM in dieser Saison sehr guten Sport geboten. Das Potenzial für Mehr ist da. Die Macher der DTM wissen, wohin die Reise gehen muss. Ein gutes Beispiel war das Finale in Hockenheim, was Zuschauerzahlen und die Umgestaltung des Fahrerlagers mit zusätzlichen Events wie Konzerten anging. Der Fan wurde wieder mehr in den Mittelpunkt gestellt und das muss auch ein entscheidendes Kriterium für die TV-Übertragungen sein.

Was würdest du dir von Sat.1 mit Blick auf die Berichterstattung wünschen?
Manuel Reuter: Wir haben viele Typen und auch tolle Teams in der DTM und es wäre schön, noch mehr Hintergründe über die Jungs zu erfahren. In erster Linie müssen Fahrer und Teams kommen, und erst dann die Hersteller. Da muss ein Umdenken stattfinden. Und in der DTM gibt es ja viel mehr Möglichkeiten, hinter die Kulissen zu schauen, als es etwa in der Formel 1 möglich ist.

Das heißt konkret?
Manuel Reuter: Ich würde mir eine gewisse Innovation wünschen und dass die vorhandenen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Stichwort: Onboard-Kamera, die sollte doch jedes Auto mit an Bord haben, am besten noch schwenkbar. Wir hatten früher zum Beispiel auch die Streckenvorstellungen aus einem DTM-Auto heraus. So etwas konnte man in vielen anderen Serien nicht machen. Das alles kostet natürlich Geld, wäre aber meiner Meinung nach gut angelegt.

Viele Fans haben Sorge wegen den Werbeeinblendungen, die es im Gegensatz zu den ARD-Übertragungen geben wird. Wie siehst du das?
Manuel Reuter: Es kommt darauf an, wie genau das umgesetzt wird. Es gibt Splitscreen-Werbung oder auch die Möglichkeit, wichtige Szenen nachzureichen. Die die Werbung in einem überschaubaren Rahmen bleiben soll, wie ich gehört habe, kann ich damit leben. Wichtig ist mir in dieser Hinsicht eine gewisse Flexibilität. Wenn gerade ein toller Zweikampf auf der Strecke passiert und dann in die Werbung geschaltet wird, macht man sich damit nicht unbedingt Freunde... Es braucht das richtige Gespür für den Sport und nicht die Arbeit nach Schema F.

Die DTM war immer sehr auf den Premium-Anspruch bedacht. Muss auch hier jetzt ein Umdenken einsetzen?
Manuel Reuter: Damit habe ich sowieso nicht übereingestimmt, denn es war ja nicht immer so. Die DTM hat ja einen ganz anderen Ursprung und nach dem Wegfall der Hersteller wie Alfa, Ford und Opel sind eben drei Premium-Hersteller übriggeblieben. Aber es ist letztlich eine Frage der Balance, die in den letzten Jahren zu sehr in Richtung "Premium" gegangen ist. Dass es auch anders geht, hat der letzte Lauf in Hockenheim gezeigt. Die Glaspaläste der Hersteller sind aus der ersten Reihe verschwunden und wurden durch die Rahmenserien ersetzt. Damit stand der Motorsport wieder mehr im Mittelpunkt und die Fans konnten hautnah den Sport erleben. Ich glaube, wenn man diesen Weg konsequent weiter verfolgt, kann man wieder an die glorreichen Zeiten anknüpfen.