Mercedes steigt nach der kommenden Saison zwar aus der DTM aus, muss sich aber trotzdem mit Personalfragen auseinandersetzen. Den Anfang hat an diesem Mittwoch Robert Wickens gemacht, der die Stuttgarter in Richtung IndyCar-Series verlassen wird. Für den Kanadier braucht Mercedes definitiv einen Ersatzmann für die letzte Saison in der deutschen Tourenwagenserie. Ein Name geistert seit längerem durch die Gerüchteküche: Pascal Wehrlein.

Der DTM-Meister von 2015 könnte Wickens ersetzen. Wehrleins Zukunft in der Formel 1 ist mehr als unsicher. Seinen Platz bei Sauber wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit an einen der beiden Ferrari-Junioren, Antonio Giovinazzi oder Charles Leclerc, verlieren. Sollte bei Williams Felipe Massa seine F1-Karriere endgültig beenden, wäre Wehrlein ein Kandidat. Die Konkurrenz um das Cockpit ist mit Robert Kubica und Paul Di Resta allerdings mehr als prominent.

Wehrlein: DTM-Rückkehr eine Option

Mercedes sucht derzeit fieberhaft nach einer Option für Wehrlein, der bei Motorsportchef Toto Wolff weiter einen sehr guten Ruf genießt. Die Optionen halten sich außerhalb der Formel 1 allerdings in Grenzen. Da wäre eine Rückkehr in den DTM-Kader von Mercedes sicherlich eine attraktive Übergangs-Alternative. Nach einem Jahr könnte sich in der Formel 1 dann eine bessere Option für 35-fachen Grand-Prix-Starter bieten.

Auf lange Sicht wäre auch eine Zukunft in der jungen Formel E vorstellbar. Zur Saison 2019/20 steigt Mercedes als Werksteam ein, möglicherweise schon ein Jahr früher mit einem durch HWA betreuten Privat-Team - als Vorbereitung für den großen Einstieg. Mit Maro Engel, Edo Mortara und Daniel Juncadella haben sich schon einige Fahrer aus dem Mercedes-Kader in diese Richtung positioniert. Wehrlein wäre allein aufgrund seiner Formel-1-Zeit mit Sicherheit ein Fahrer, der sich global gut vermarkten ließe.

Wehrlein in Hockenheim zu Besuch

Am Dienstag, also einen Tag vor der Wickens-Verabschiedung, postete Wehrlein ein Foto auf seiner Twitter-Seite, mit dem er an den Gewinn des DTM-Titels vor exakt zwei Jahren erinnerte. An diesem Mittwoch feiert er auf dem Weg zum US-Rennen nach Austin zudem seinen 23. Geburtstag. Wehrlein fuhr von 2013 bis 2015 für Mercedes in der DTM. In 38 Rennen erzielte er 3 Siege und 6 Podestplätze. Der Meistertitel vor dem Wechsel in die Formel 1 war seine Krönung. Wehrlein war am vergangenen Wochenende auch in Hockenheim vor Ort.

Neben Wickens' Cockpit könnte sogar noch ein weiterer Platz im DTM-Kader 2018 von Mercedes frei werden. Paul Di Resta kämpft um seine Rückkehr in die Formel 1, an diesem Mittwoch testet er für Williams. In Ungarn ersetzte er zuletzt äußerst kurzfristig den erkrankten Felipe Massa. "Ich weiß, dass gerade darüber gesprochen wird, aber ich kann nichts dazu sagen", meinte der Brite zuletzt in Hockenheim.

Teamchef Uli Fritz würde Di Resta bei einem möglichen Angebot jedenfalls keine Steine in den Weg legen - so, wie er es schon bei Wickens gehandhabt hat. "Sollte einer der Fahrer uns verlassen - egal, wohin - dann werden wir den Jungs nicht im Weg stehen", sagte Fritz in Hockenheim. "Wenn jemand die Chance bekommt, werden wir eine Lösung finden. Dann muss man einen Ersatz suchen. Da kommen mehrere in Frage."

Zweiter Mercedes-Kandidat: Max Günther

Neben Wehrlein ist Maximilian Günther ein möglicher Kandidat. Der 20-Jährige begleitet Mercedes seit dieser Saison als offizieller Test- und Ersatzfahrer an den Rennwochenenden und soll noch näher an das Team herangeführt werden. Nächste Woche sitzt Günther bei Testfahrten am Lausitzring im DTM-Mercedes.

In den letzten drei Jahren fuhr Günther in der Formel-3-Europameisterschaft. 2016 wurde er Vize-Europameister hinter Lance Stroll, dieses Jahr verpasste er den Erfolg aus dem Vorjahr haarscharf und beendete die Saison auf dem dritten Gesamtplatz. Bei Prema war in diesem Jahr Mick Schumacher, der Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael, einer seiner Teamkollegen.

Engel erneut in der Formel E am Start

Nach Wickens' Weggang und einer möglichen F1-Rückkehr von Di Resta könnte Uli Fritz mehr auf dem Fahrermarkt aktiv werden müssen als er es sich vorgestellt hatte. Lucas Auer und Gary Paffett gelten unterdessen als gesetzt für 2018, ebenso wie Maro Engel und Edo Mortara. "Es macht ja keinen Sinn, bei einem Jahr jemanden auszusondern", sagte Fritz mit Blick auf den DTM-Ausstieg. "Das wäre kein zielführender Schritt."

Engel startet laut Informationen von Motorsport-Magazin.com eine weitere Saison in der Formel E. Parallel dazu vermutlich in der DTM, wobei nicht sicher ist, welche Serie bei einer möglichen Terminkollision Vorrang hätte. Ein ähnliches Programm könnte Mortara absolvieren, der zuletzt bei den offiziellen Testfahrten der Formel E wieder mal im Formelauto saß. Er testete dabei für Engels Venturi-Team.

Mortara bleibt in der DTM

Mortara erlebte nach seinem Wechsel von Audi eine schwierige Saison bei Mercedes. Mit dem Stuttgarter Rennwagen fand er sich kaum zurecht, die Eingewöhnung dauerte länger als erhofft. Von Fritz gab es aber Rückendeckung für den Vize-Champion von 2016. "Er hat sich teilweise sehr schwer getan, sich an da neue Umfeld zu gewöhnen", so Fritz. "Aber er hat das Autofahren nicht verlernt und er wird wieder kommen. Deswegen bin ich sehr sicher, dass nächstes Jahr ein ganz weiter Schritt nach vorne geht."

Auer bezeichnete Fritz unterdessen als einen konstanten Titelkandidaten, wenn er sich den einen oder anderen Fehler verkneift. "Über Lucas muss man nicht sprechen", machte Fritz deutlich. "Natürlich muss man sich immer selbstkritisch im Spiegel anschauen und fragen, ob wir alles getan haben. Aber ich sehe jetzt nicht den großen Veränderungsbedarf beim Fahrerkader. Wir als Team müssen schauen, dass wir die Jungs geschlossen nach vorne bringen. Da hilft sicher auch ein leichter fahrbares Auto. Das Auto war dieses Jahr manchmal ein bisschen zickig."