DTM Hockenheim II 2017: 1. Freies Training im Livestream: (01:00 Min.)

Die Japaner sind da! Am Freitag in Hockenheim waren die beiden Rennwagen aus der Super GT-Serie der große Hingucker im Rahmen des DTM-Saisonfinales. Nachmittags drehten ein schwarzer Lexus LC500 und ein schwarz-rot lackierter Nissan GT-R erstmals ihre Runden auf einer deutschen Rennstrecke. Ein hautnaher Vorgeschmack auf die DTM der Zukunft, wenn sich japanische Hersteller unter dem so genannten Class One-Reglement der Tourenwagenserie anschließen sollen.

Als der frühere Formel-1-Fahrer Heikki Kovalainen im Lexus und Ronnie Quintarelli im GT-R die ersten Runden der 30-minütigen Test-Session beendet hatten, war schnell klar: Die Japan-Tourenwagen haben mächtig Power! Rund 620 PS - und damit etwa 100 mehr als die DTM-Boliden - sorgten auf Anhieb für schnelle Rundenzeiten. Offizielle Zeiten wurden nicht ausgeteilt, doch nach unserer Stoppuhr waren die Super GTs etwa zwei Sekunden schneller als die DTM-Rennwagen.

Kovalainen fuhr schon früh Zeiten im niedrigen 1:30er-Bereich. Zum Vergleich: Mike Rockenfeller erzielte im darauffolgenden DTM-Training die Bestzeit in 1:31.760 Sekunden. Der diesjährige Hockenheim-Rekord liegt bei einer 1:30.849, aufgestellt durch Lucas Auer beim Saisonauftakt. Die beiden Super GT-Boliden gehen am Samstag und Sonntag noch einmal für je zehn Minuten auf die Strecke - dann werden noch niedrigere Zeiten erwartet.

Vor den jeweiligen DTM-Rennstarts dürfen sich die Fans - in Hockenheim wird volles Haus erwartet - auf einen zumindest optischen Vergleich zwischen Japan und Deutschland freuen. Drei Renntaxis von Audi, BMW und Mercedes sollen zusammen mit Lexus und Nissan fahren. "Vielleicht ist das der Beginn von etwas Großem", sagte der frühere Grand-Prix-Starter Kovalainen.

Ein direkter Vergleich hinkt allerdings: Die Super GTs werden von 2-Liter-Turbos mit vier Zylindern angetrieben, während die DTM-Autos noch auf den in die Jahre gekommenen V8-Motor setzen. Außerdem herrscht in Japan ein Reifenkrieg, während in Deutschland Hankook Einheitsreifen herstellt. Der Lexus fuhr in Hockenheim auf Bridgestone, der Nissan war mit Michelin bereift. In den Kurven lag der Lexus LC500 bei seinen Runs übrigens etwas ruhiger auf der Strecke als der GT-R.

Dass die Super GTs auf Anhieb schneller waren als ihre DTM-Pendants, störte kaum jemanden im Fahrerlager. Stattdessen herrschte allgemeine Aufbruchsstimmung mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft nach all den Querelen inklusive Erfolgsballast und Mercedes-Ausstieg. Dass die Super GTs mit ihren Turbos einen richtig kernigen - wenn auch höheren - Sound haben, zauberte den meisten Beobachtern an der Strecke ein Lächeln ins Gesicht.

"Dass die Japaner hier fahren, kann sich Gerhard Berger auf die Fahne schreiben", lobte Audi-Motosportchef Dieter Gass den Einsatz des neuen DTM-Bosses. "Ich hoffe, dass wir den einen oder anderen japanischen Hersteller motivieren können, 2019 dabei zu sein. Ich halte es für möglich. Dass sie hier sind, ist grundsätzlich ein Zeichen." Honda, der dritte Hersteller in der 500er Kategorie der Super GT, fehlte allerdings mit seinem NSX. Auch ein Zeichen? "Mag sein", antwortete Gass.

Nicht nur deutsche Fans kommen in den Genuss der Super GTs, auch die Japaner sollen sich einen direkten Eindruck machen können von den DTM-Pendants. Beim Saisonfinale am 11. und 12. November in Motegi folgt voraussichtlich der Gegenbesuch einiger DTM-Fahrzeuge bei der Super GT.