Die Japaner kommen! Beim Saisonfinale in Hockenheim erhalten die DTM-Fans einen hautnahen Vorgeschmack auf das, was da in Zukunft kommen könnte. Vom 13. bis 15. Oktober drehen die Rennwagen aus der Super GT einige Demorunden auf der Strecke - teilweise unter Renntempo. In Zukunft sollen Audi und BMW gemeinsam mit den japanischen Autos Rennen bestreiten. Alle Beteiligten arbeiten derzeit am so genannten Class One-Reglement, das beide Kontinente zusammenführen und die DTM nach dem Mercedes-Ausstieg retten soll.

In Hockenheim sind ein Lexus LC 500 und ein Nissan GT-R am Start. Beim Saisonfinale der Super GT in Motegi am 11. und 12. November ist im Gegenzug geplant, DTM-Autos auf die Strecke zu schicken.

Hockenheim-Zeitplan für die Super GT

Freitag, 13. Oktober
15:35 - 16:05 - Super GT Testfahrt

Samstag, 14. Oktober
13:40 - 13:50 - Super GT Demorunden

Sonntag, 15. Oktober
14:05 - 14:15 - Super GT Demorunden

Hierzulande ist die Super GT weitestgehend unbekannt. Motorsport-Magazin.com stellt die GT-Serie aus Japan vor, von Autos über Reglement bis hin zu den Rennstrecken und Fahrern in Fernost.

Die Autos

Künftig gegen DTM-Autos fahren sollen die Rennwagen aus der Klasse GT 500. In dieser obersten Klasse treten die drei großen Hersteller Nissan, Honda und Toyota gegeneinander an. Nissan schickt seit 2008 einen Renner auf Basis des GT-R ins Rennen, Honda startet seit 2017 mit einer überarbeiteten Version des Klassikers NSX - bis 2016 war ein wenig erfolgreiches NSX Concept Car mit Hybrid und KERS zum Einsatz gekommen. Toyota respektive die Luxusmarke Lexus setzt seit 2017 auf den Lexus LC 500, den Nachfolger des RC F. Erste Erfolge feierte Toyota mit der legendären Supra.

Ursprünglich ging der Name GT 500 mit der Leistung der Rennwagen einher. Die Begrenzung auf 500 PS gibt es aber schon lange nicht mehr. Die mit 2-Liter-Turbos ausgestatteten Autos leisten vielmehr um die 600 PS. Diese Aggregate sollen ab 2019 in der DTM die V8-Sauger ersetzen. Auch die in der kleineren GT 300 eingesetzten Autos verfügen über mehr Leistung als 300 PS, generieren aber weniger Downforce als ihre Pendants in der GT 500. In der GT 300-Klasse starten Privat-Teams, die GT 500 ist für Werks-Mannschaften.

In Folge immer höherer Kurvengeschwindigkeiten sollte ein neues Reglement zu Beginn der Saison 2017 für 25 Prozent weniger Downforce sorgen. Erreicht werden sollte die Reduktion der immer schnelleren Autos durch niedrigere Heck-Diffusoren, kürzere Frontsplitter und einen breiteren Einheits-Heckflügel. Ähnlich wie in der DTM, wirkten sich die Änderungen aber nur bedingt auf die Geschwindigkeiten aus.

Die GT 500 Rennwagen leisten etwas mehr als 600 PS, Foto: Super GT
Die GT 500 Rennwagen leisten etwas mehr als 600 PS, Foto: Super GT

Der Rennmodus

Im Gegensatz zur DTM finden in der Super GT Langstreckenrennen statt. Die Rennen laufen über eine Distanz zwischen 250 und 1.000 Kilometern. Das prestigeträchtige 1.000 Kilometer-Rennen von Suzuka fand 2017 allerdings zum letzten Mal statt und wird ab 2018 zu einem 10-stündigen Rennen im Rahmen der Intercontinental GT Challenge. Der Rennkalender besteht aus insgesamt acht Läufen, vorrangig auf japanischen Strecken.

Im aktuellen Rennkalender tauchen Strecken auf, die bei europäischen Fans seit jeher äußerst beliebt sind. Honda-Heimat Twin Ring Motegi, der Fuji Speedway und das aus der Formel 1 bekannte Suzuka gehören zu den Austragungsorten. 2017 reiste die Super GT zudem nach Thailand auf den von Hermann Tilke geplanten Chang International Circuit.

In der Super GT gibt es Fahrerwechsel und Tankstopps während der Rennen - analog zum Langstrecken-Charakter der Serie. In jedem Rennen fahren zudem Rennwagen aus GT 500 und GT 300 gleichzeitig auf der Strecke, um die Spannung zu erhöhen. Das führt zu einem Starterfeld von rund 40 Autos, darunter 15 GT 500. Die Wertungen werden für beide Serien separat geführt. Während in der DTM ein Einheitsreifen von Hankook zum Einsatz kommt, herrscht in der Super GT ein echter Reifenkrieg. Bridgestone, Dunlop, Michelin und Yokohama rüsten die Teams aus.

Näher kommt man als Fan wohl kaum an die Rennwagen heran..., Foto: Super GT
Näher kommt man als Fan wohl kaum an die Rennwagen heran..., Foto: Super GT

Das Reglement

In der DTM sorgte der Erfolgsballast während der Saison 2017 für viel Ärger und einige Änderungen, bis er kurz vor Saisonende endlich abgeschafft wurde. Eine künstliche Begrenzung der Performance gibt es allerdings nicht nur in der DTM, sondern in so ziemlich jeder GT-Kategorie. So auch in der Super GT, um eine Chancengleichheit herzustellen. Die Zusatzgewichte richten sich in Japan nach den Meisterschaftspunkten. Für jeden Punkt gibt es 2 Kilo Zusatzgewicht obendrauf.

Ein Auto kann pro Rennen maximal 50 Kilo mehr an Bord haben. Ist diese Grenze erreicht, wird der Benzinfluss nach einem eigenen Schlüssel reduziert. Früher mussten die Autos bis zu 100 Kilo Gewicht zuladen. Da sich dies aber arg auf die Balance, Bremsen und Reifenverschleiß auswirkte, kommt seit 2017 wieder der Benzinflussmesser ins Spiel. Die Eingrenzung erfolgt hier in drei Phasen analog zur theoretischen Gewichtszunahme ab 51 bis 100 Kilo.

Noch eine Besonderheit: Teams, die an der gesamten Saison teilgenommen haben, dürfen zum Saisonende hin Gewicht ausladen. Beim vorletzten Saisonrennen kommt 1 Kilo pro Meisterschaftspunkt aus dem Auto raus, beim Saisonfinale werden die Zusatzgewichte sogar komplett entfernt. Spezielle Aufkleber auf den Autos geben den Zuschauern während der Rennen Hinweise darauf, wie viel der jeweilige Rennwagen zuladen musste.

Auch in der Super GT gibt es einen Erfolgsballast - ähnlich kurios wie zuletzt in der DTM, Foto: Super GT
Auch in der Super GT gibt es einen Erfolgsballast - ähnlich kurios wie zuletzt in der DTM, Foto: Super GT

Bekannte Fahrer

In der seit 1993 bestehenden Super GT-Serie gehen hauptsächlich japanische Rennfahrer an den Start, die hierzulande eher unbekannt sind. Ausnahmen sind frühere Formel-1-Fahrer wie Yuji Ide - der bis zum Entzug seiner Superlizenz vier Grands Prix fuhr - Ukyo Katayama und Aguri Suzuki. Allerdings nutzten auch zahlreiche europäische Fahrer die Super GT, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Ralf Schumacher fuhr etwa 1996 in der Super GT, zeitgleich mit Pedro de la Rosa.

Zwei deutsche Fahrer blicken unterdessen auf eine Erfolgsgeschichte in Japan zurück. Michael Krumm gewann die Meisterschaft 1997 (zusammen mit de la Rosa) und 2003. Andre Lotterer kürte sich 2006 und 2009 zum Champion in der GT 500-Klasse. 2016 holte der frühere Formel-1-Fahrer Heikki Kovalainen den Titel für Lexus. Weitere bekannte Namen: Tom Coronel, Romain Dumas, Tom Kristensen und Vitantonio Liuzzi.