Nach einem Jahr Pause kehrte die legendäre Nürburgring Nordschleife am 18. Juni 1992 in den DTM-Kalender zurück. Am Donnerstag vor dem 24h-Rennen kamen 110.000 Besucher in die Eifel und erlebten zwei legendäre Rennen. Die beinhart geführten Duelle um den Sieg zwischen Klaus Ludwig und Johnny Cecotto blieb vielen auch Jahrzehnte später noch in Erinnerung. 25 Jahre später trafen die beiden Protagonisten in der "Grünen Hölle" wieder aufeinander.

Ludwig, mittlerweile bald 68 Jahre alt, und Cecotto (61) erhielten die Möglichkeit, mit den sehr gut erhaltenen Originalautos von 1992 über die Nordschleife zu fahren, was bei beiden mehr als nur ein breites Grinsen auslöste. Neben den beiden Ex-Rennfahrern waren vor allem der Mercedes 190E 2.5-16 Evolution 2 und der BMW M3 Sport Evolution die Hauptdarsteller am Ring. Der "König der Nordschleife" und der ehemalige Motorrad-Weltmeister aus Venezuela schwelgten dabei in Erinnerungen vergangener Tage. Beide hatten sichtlich Spaß, tauschten Anekdoten aus und liessen es sich nicht nehmen, einige Passagen im Renntempo zu nehmen. "Ich habe mich sehr auf unser Treffen gefreut. Die Zeit der Duelle ist natürlich vorbei. Vielleicht können wir aber durch so eine schöne Aktion einen weiteren Prozentpunkt zur Popularität der DTM beitragen", sagte Ludwig und fügte hinzu: "Johnny hatte mit seinem Auto, wie man so schön sagte, viel Bums auf der Kette. Wir hatten aber auf der Strecke auch damals schon einen fairen Umgang miteinander. Es gab ein paar Missverständnisse und ein paar Crashs. Im Nachhinein war das alles halb so wild. Es war eine tolle Zeit, ich möchte sie nicht missen."

Begonnen hatte das Nordschleifen-Duell 1992 mit der überraschenden Bestzeit von Cecotto im Qualifying. Mit einer Rundenzeit von 8:44,33 Minuten stellte er seinen BMW auf die Pole-Position – passend zum 20. Geburtstag der BMW Motorsport GmbH. Was im Rennen folgte, sollte in die DTM-Historie eingehen... Gebannt verfolgten die Zuschauer rund um die Nordschleife das Geschehen auf der Strecke. Das Tempo von Ludwig und Cecotto konnte im ersten Lauf kein anderer Fahrer mitgehen. Ständig wechselte die Führung. Nach einem Fehler von Ludwig im Streckenabschnitt "Galgenkopf" schien die Entscheidung gefallen. Doch aus dem Windschatten heraus ging Ludwig kurz vor dem Ziel mit seinem Mercedes vorbei. Mit 18 Hundertstelsekunden Vorsprung feierte der dreimalige DTM-Champion seinen ersten Saisonsieg. Es war einer der engsten Zieleinläufe in der Geschichte der DTM.

"Ich kann mich nicht mehr genau an die Details erinnern nach so vielen Jahren. Aber es war ein phantastischer, sehr enger Kampf. Ich wollte jedes Rennen gewinnen. Ich war schneller in den Kurven und er auf den Geraden. Es war ein ganz knapper Zieleinlauf. Aber ich hatte am Ende keine Chance ihn zu stoppen," sagte Cecotto.

Nicht minder spannend ging es im zweiten Lauf zu. Im "Castrol S" rutschte Ludwig von der Strecke. Markenkollege Keke Rosberg und Cecotto setzten sich an die Spitze. In der vorletzten Runde nutzte Ludwig die Gunst der Stunde. Im "Bergwerk" schnappte er sich zunächst Cecotto, auf der "Döttinger Höhe" Rosberg. Cecotto blieb zwar dran, kam aber an dem mit Schlangenlinien fahrenden Ludwig nicht mehr vorbei. Auch dieses Mal fehlten dem Venezolaner im BMW nur 37 Hundertstelsekunden auf den Sieg. Ludwig hingegen übernahm durch den Doppelsieg auf der Nordschleife die Tabellenführung in der DTM und holte mit insgesamt fünf Saisonsiegen später auch den Titel vor Kurt Thiim und Bernd Schneider. Cecotto wurde letztlich Vierter.