Audi könnte eigentlich bestens gelaunt zum drittletzten Rennwochenende der DTM-Saison 2017 an den Nürburgring reisen. Mattias Ekström, Rene Rast und Mike Rockenfeller belegen die ersten drei Plätze in der Meisterschaft, zudem führen die Ingolstädter die Herstellerwertung mit 113 Punkten Vorsprung auf BMW deutlich an. Doch Audi fürchtet: Das könnte sich ganz schnell ändern.

Anlass zur Sorge bietet wieder einmal der Erfolgsballast. Laut Informationen von Motorsport-Magazin.com wird es in dieser Saison keine Änderung mehr geben, nachdem sich die Beteiligten vor den Rennen in Zandvoort nicht hatten einigen können. Bei nur noch sechs Rennen stellt sich ohnehin die Frage, wie sinnvoll ein möglicher Kompromiss wäre.

Audi 25 Kilo schwerer als BMW

In der Eifel bekommt Audi die Unzulänglichkeiten der Performancegewichts-Regelung richtig dick zu spüren. Ekström und Co. reisen mit Autos an, die 25 Kilo schwerer sind als die von BMW. Der Audi RS 5 wird im ersten Nürburgring-Rennen am Samstag 1.132,5 Kilo wiegen - der BMW M4 kommt auf nur 1.107,5 Kilo. Mercedes tritt mit 1.122,5 Kilo schweren C 36 AMG an.

Eigentlich verrückt, hatte in Zandvoort doch zweimal ein BMW-Fahrer die Ziellinie als Erster überquert. Am Samstag gewann Timo Glock beim Dreifachsieg der Münchner, am Sonntag wurde Marco Wittmann als Führender abgewinkt. Der amtierende Champion wurde allerdings nachträglich wegen zu wenig Sprit an Bord disqualifiziert, Mike Rockenfeller erbte stattdessen den Sieg.

Gass: Absurder Zustand

Das Zandvoort-Dilemma: Trotz zwei theoretischen BMW-Siegen durften die Münchner weiter Gewicht ausladen, während Audi noch einmal zulegen musste. Darüber hatte sich Audi-Sportchef Dieter Gass schon am Sonntag in den Niederlanden geärgert: "Es ist offensichtlich, dass das aktuelle System nichts von dem erfüllt, wofür es gedacht ist. Die bedingungslose Abschaffung ist die einzige Lösung für diesen absurden Zustand."

Audi, das einmal mehr das schnellste Auto im Feld gebaut hat, sieht seine Felle immer mehr davonschwimmen. Trotz der Dreier-Führung in der Meisterschaft sind die Abstände weiterhin so eng, dass ein schlechtes Wochenende für einen Hersteller alles auf den Kopf stellen kann. Die Top-8 liegen nur 35 Punkte auseinander.

Halbe Sekunde langsamer?

Nicht ohne Grund hat Audi seine Kritik am Erfolgsballast-System noch einmal verschärft und öffentlich gemacht, dass die 25 zusätzlichen Kilo knapp eine halbe Sekunde pro Runde am Nürburgring kosten - eine Welt in der DTM. 2016 waren die Top-18 im Qualifying am Sonntag 0,476 Sekunden voneinander getrennt.

"Das klingt im ersten Moment nach einer 'Mission Impossible' für unsere Fahrer", sagte Gass. "Aber unsere Philosophie lautet: Du hast keine Chance - nutze sie! Wir müssen am Nürburgring versuchen, trotz der schwierigen Situation wichtige Punkte zu sammeln und dürfen nicht ausschließlich auf Siege oder das Podium schielen."

Spitzenreiter Ekström sagte vor dem siebten Rennwochenende: "Vor allem im Qualifying wird es extrem schwer für uns. Aber wer mich kennt, der weiß, dass ich immer kämpfe und nie aufgebe. Ich komme mit 14 Punkten Vorsprung zum Nürburgring und möchte die Tabellenführung auch dort verteidigen." Wehren muss sich Audi vor allem gegen Timo Glock und Lucas Auer. Glock hat 24 Punkte Rückstand auf Ekström, Auer 29.