Am Wochenende steigt das sechste Rennwochenende der DTM-Saison 2017 in Zandvoort. Doch bevor sich alle Augen auf den niederländischen Dünenkurs richten, geht der Blick nach München. In der bayerischen Landeshauptstadt tagt an diesem Donnerstag die DTM-Kommission. In den vergangenen Wochen war der Mercedes-Ausstieg Ende 2018 das große Thema gewesen. Untergegangen war dabei die leidige Diskussion rund um die Performance-Gewichte.

Der Erfolgsballast dürfte in München eines der großen Themen sein. Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass die Gewichte noch vor dem anstehenden Wochenende beseitigt werden. Eine komplette Abschaffung in der laufenden Saison hatte ITR-Boss Gerhard Berger mehrfach angestrebt, war aber an den Herstellern gescheitert. Vor allem BMW stemmte sich gegen diese radikale Lösung, während Audi und Mercedes sich für eine Abschaffung ausgesprochen hatten.

Kompromiss gefunden?

Offenbar wurde nun aber ein Kompromiss gefunden, der BMW zum Umdenken veranlasst hat. In dieser Woche sagte BMW Motorsportdirektor Jens Marquardt: "Die bestehende Homologation, welche derzeit die Notwendigkeit der Performance Gewichte mit einschließt, soll hierzu bereits für 2018 kostengünstig angepasst werden. Wir freuen uns über diesen Lösungsvorschlag und sind dazu bereit, mit sofortiger Wirkung die Performance-Gewichte abzuschaffen. Der sportlich faire Wettbewerb steht bei uns dabei im Vordergrund."

Ob der bislang nicht näher erklärte Kompromiss-Vorschlag bei allen Beteiligten gut ankommt? Zweifel über eine direkte Abschaffung des Erfolgsballasts bleiben nach den unschönen Erfahrungen der vergangenen Wochen - etwa, als der DMSB mit einem Alleingang kurz vor dem Moskau-Wochenende gescheitert war.

Deshalb war ITR-Boss Berger auch vor dem Treffen in München skeptisch, ob sich auf die Schnelle eine Regelung finden wird. "Wenn alle einstimmig sind, dann könnte es in Zandvoort schon keine Gewichte mehr geben", sagte Berger am Mittwoch zur dpa. "Aber ich habe meine Zweifel, dass wir die Einstimmigkeit so kurzfristig hinbekommen. An diesem Thema scheitert es ja schon seit einigen Rennen."

Ärger seit Ungarn

Seit den Rennen in Ungarn, wo das Zielzeitfahren - sprich: langsamer fahren, um weniger Zusatzgewicht zu bekommen - in den Fokus geraten war, suchen Berger und Co. nach einer Lösung. Eine derart umwälzende Regeländerung kann allerdings nur umgesetzt werden, wenn alle Beteiligten einen gemeinsamen Nenner finden. "Wenn alle einstimmig der Meinung wären, wir schieben den reinen Sport und die Wünsche des Fans in den Vordergrund, dann hätten wir schon vor drei Rennen diese Lösung gehabt", merkte Berger kritisch an.

Mit DMSB-Präsident Hans Joachim Stuck hat Berger einen Mitstreiter seiner Vorstellungen im Boot. Der frühere Rennfahrer hatte nach dem Rennwochenende zuletzt in Moskau eine schnelle und finale Lösung gefordert. Stuck sitzt neben Berger und den drei Motorsportchefs Dieter Gass, Jens Marquardt und Toto Wolff ebenfalls in der Kommission, die an diesem Donnerstag in München eine Entscheidung treffen könnte.

Der frühere Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug sagte im ARD-Interview: "Es wird eine Sitzung dazu geben. Aber ich glaube, dass die Prioritäten so gelagert sind, dass man erst einmal sagt: 'Lasst uns erst die Zukunft absichern und dann über die Performance-Gewichte reden'. Ich bin absolut dafür, dass man die wegbeschließt. Natürlich sollte das mit einer einheitlichen Meinung zu machen sein. Die ist wahrscheinlich momentan nicht einholbar. Insofern muss man sich da gedulden."