Das Foto-Finish auf dem Norisring: (00:54 Min.)

In der DTM 2017 ging es bislang zu nett zwischen den Fahrern zu? Das hat sich spätestens seit dem Sonntagsrennen auf dem Norisring erledigt. Zwischen Meister Marco Wittmann und Audi in Form von Motorsportchef Dieter Gass sowie Mattias Ekström ging es rund. Auslöser waren Querelen in der ersten Rennhälfte sowie das wahnsinnige Duell zum Rennende in Folge eine Re-Starts nach der Rotphase, die der schlimme Unfall zwischen Mike Rockenfeller und Gary Paffett ausgelöst hatte.

Ekström gelang es in der letzten Runde, Wittmann für Platz drei zu überholen. Eingangs der letzten Kurve kam es daraufhin zum Kontakt beider Fahrer, als der BMW-Pilot den Audi am Heck traf. Ekström kam ins Straucheln. Er konnte zwar weiterfahren, doch die Berührung reichte, damit Mercedes-Pilot Edoardo Mortara innen reinstechen, beide Autos überholen und Ekström das Podest vor der Nase wegschnappen konnte.

Gass: Wittmann-Strafe ein Scherz

Wittmann wurde für diese Aktion mit einer Verwarnung belegt - seine dritte in dieser Saison, damit erhält er eine 5-Platz-Strafe für das nächste Rennen in Moskau. Für Audi war die Bestrafung aber keinesfalls ausreichend, schließlich hatte sie Ekström theoretisch das Podium auf dem Stadtkurs gekostet. Dass es zwischen den beiden Champions schon vor der Rotphase Meinungsverschiedenheiten gegeben hatte, half der Situation natürlich nicht.

"Von einem zweifachen Champion erwarte ich mehr als das, was ich da vom Marco Wittmann gesehen habe", sagte Audi-Motorsportchef Dieter Gass zu Motorsport-Magazin.com. "Das ist ein Scherz. Der (Wittmann;d.Red.) hat einmal versucht, ihn neben der Strecke zu überholen. Da gab es überhaupt keine Konsequenzen. Da hat er Mattias schon mal rausgeschoben in Kurve eins. Und dann bekommt er später eine Verwarnung. Das kann ich mir gerade sparen..."

Wittmann: Krass von Audi

Die Rennleitung entschied sich in dieser Situation gegen eine Durchfahrtsstrafe, weil Ekström zwar einen Nachteil hatte, sein Rennen aber nicht zerstört worden war. "Was soll ich sagen, die Verwarnung ist ja eigentlich nichts", sagte der Schwede später. "Ich bekomme ja nicht mehr Punkte dadurch. Aber dem Edo habe ich es auch gegönnt!"

Wittmann fühlte sich ungerecht behandelt. Vor allem gefiel es dem amtierenden Meister nicht, dass Audi eine höhere Strafe forderte. "Ich finde es krass von Audi, dass ich den Finger an den Kopf gezeigt bekomme", sagte Wittmann zu Motorsport-Magazin.com. "Das finde ich sehr, sehr schade. Ich denke, da sollte man fairer miteinander umgehen."

Er meint, er sei der König...

Die Kollision war aus Wittmanns Sicht eine Folge der vorangegangenen Geschehnisse. Ekström habe ihm in der letzten Kurve wenig Platz gelassen und ihn während der Bremsphase auf die Innenseite gedrückt. "Das kann ich eigentlich nicht nachvollziehen", so Wittmann weiter. "Die Regel besagt einen Richtungswechsel. Für mich waren das zwei. Das hat er in Kurve eins auch schon gemacht, als ich neben ihm war."

Wittmann weiter: "Ich finde das schade, als fairer Sportsmann sollte man sich Platz zum Überleben lassen. Ich glaube, er meint ein bisschen, er ist hier der König und kann alles machen. Das ist aber nicht der Fall."

Ekström: Normalerweise bin ich nicht böse

Sicherlich wurden einige der Aussagen in der Hitze des Gefechts getätigt, schließlich zeigten Wittmann und Ekström in der Vergangenheit immer gebührenden Respekt voreinander. Doch wenn es um ein verlorenes Podest geht, kann es schon mal hitzig werden. "Normalerweise bin ich nicht böse, vor allem nicht ihm gegenüber", sagte Ekström. "Aber alle haben mal einen schlechten Tag. Und wenn ich einen schlechten Tag habe, dann werden die immer sehr schlecht sein."

Angesprochen auf sein generelles Verhältnis zu Wittmann, sagte Ekström außerdem: "So funktioniert das Leben. Wenn man lieb ist zu der Frau, dann ist sie lieb. Wenn man böse ist, ist sie auch böse. Aber ich glaube, in der DTM muss man momentan für jeden Punkt hart kämpfen. Die Jungs, die hinterher fahren, müssen ja auch große Punkte machen, um was gutzumachen. Er weiß ja, dass er viele Punkte holen muss. Ich weiß es ja auch."

Ekström der Coolste im Fahrerlager?

Ekströms Vergleich mit einer Ehe kam bei Wittmann offenbar nicht so gut an. Der sonst sehr auf seine Worte bedachte BMW-Pilot dazu: "Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was der Eki immer mit seinen Sprüchen hat. Ob er meint, er ist hier der Coolste im Fahrerlager." Möglicherweise glätten sich die Wogen zwischen beiden Fahrern - vielleicht aber auch erst einmal nicht. Wittmann weiter: "Da musst du ihn fragen, ob das abgehakt ist. Für mich ist es das nicht."

Besonders die Situation in der zwölften Runde des Rennens ärgerte Wittmann mächtig. Da waren sich er und Ekström in der engen Kurve eins erstmals ins Gehege gekommen. Während der Rotphase diskutierten die beiden den Vorfall, wurden sich aber nicht einig. "Er wollte es einfach nicht einsehen", sagte Wittmann. "Wenn du neben einem Konkurrenten bist - was ich ganz klar in Kurve eins war - dann muss man ihm Platz zum Überleben lassen. Aber er hat mich bis nach links gedrückt, sodass ich innen über den Kerb fahren musste."

Das war nicht fair

Und weiter: "Das hat für mich nichts mehr mit fairer Fahrweise zu tun. Wenn ich einen Fehler gemacht habe, dann muss ich das eingestehen. Im letzten Jahr hat er eine ähnliche Aktion hervorgerufen. Das war eigentlich gleich, nur, dass es heute zu keinem großen Unfall kam." Die Rennleitung untersuchte auch den Vorfall aus Runde 12, sprach aber keine Strafe aus.

Trotz der Zankereien am Norisring soll es nun aber nicht zur großen Fehde zwischen Wittmann und Ekström kommen, wie der BMW-Pilot abschließend versicherte: "Nein. Am Ende ist es gut für die Show. Die Fans mögen es ja, wenn die Teile fliegen und ein bisschen Action entsteht. Ich finde es einfach schade von Mattias. Wir haben bisher nie böses Blut verstreut, haben uns gut verstanden und sind immer fair miteinander umgegangen. Lasst euch überraschen, was in Zukunft passiert. Ich weiß es nicht."