Tourenwagen Classics, so heißt die Reise in die Motorsport-Vergangenheit offiziell. Zum ersten Mal wird die Serie, die ausschließlich mit historischen Rennwagen bestritten wird, im Rahmen des DTM-Wochenendes am Norisring ausgetragen. Insgesamt haben sich 42 Piloten mit ihren Fahrzeugen für die Saison 2017 eingeschrieben, die gleich zweimal im Rahmen der DTM stattfinden wird.

"Die beiden Terminüberschneidungen haben wir mit Bedacht gewählt", erklärte ITR-Vorstand Florian Zitzlsperger. "Auf dem Norisring fährt die DTM am Samstagnachmittag ihr 40. Rennen und der Nürburgring feiert in diesem Jahr 90. Geburtstag." Grund genug für zwei Jubiläums-Events vom Feinsten mit Autogrammstunden und Interviews mit den aktuellen und ehemaligen Piloten.

"Die Historie der DTM ist uns sehr wichtig und muss auch bei der DTM einen Platz haben", betonte DTM-Chef Gerhard Berger. Der ehemalige DTM- und Formel-1-Pilot nimmt aber nicht selbst an der Serie teil. "Ich erinnere mich noch an die Lenkkräfte. Ich bin froh, wenn ich da nicht einsteigen muss", gab der Österreicher zu.

Livestream: Tourenwagen Classics Norisring (01:00 Min.)

Was ist die Tourenwagen Classics?

Die Tourenwagen Classics ist eine Rennserie speziell für historische Fahrzeuge aus den Jahren 1984 bis 1996. Dabei treten die 42 angemeldeten Piloten in drei verschiedenen Klassen an. Der DTM-, die STW- und die DTC-Klasse. Bereits 2016 fand die Serie zum ersten Mal statt. Dabei nahmen 27 Fahrer in 22 Boliden an den drei Rennen der Debüt-Saison teil. Im zweiten Jahr hat sich der Rennkalender bereits auf sechs Rennen ausgeweitet und bei zwei Terminen findet sich die historische Rennserie sogar im Rahmenprogramm der DTM wieder.

"Mit diesen alten Autos wollen wir den Spirit zurück in die aktuelle DTM bringen. Man wird inspiriert, da kommen auch wieder Erinnerungen hoch", erklärte Manuel Reuter, der als Sprecher der Fahrergewerkschaft immer noch in der DTM involviert ist. Eine Besonderheit der Serie ist, dass auf einem Auto auch zwei Fahrer abwechseln können. Dafür darf der Besitzer des Fahrzeuges einen Teampartner benennen, der auch ein Profi oder Ex-Profi ist, der das Fahrzeug zu seiner Zeit bewegt hat.

Klaus Ludwig will sich am Nürburgring wieder in ein altes Rennauto setzen, Foto: Mercedes-Benz
Klaus Ludwig will sich am Nürburgring wieder in ein altes Rennauto setzen, Foto: Mercedes-Benz

Welche Fahrzeuge starten in der Tourenwagen Classics?

Grundsätzlich sind in der Tourenwagen Classics alte Tourenwagen aus den Jahren aus den Jahren 1984 bis 1996 erlaubt. Diese werden dabei in fünf verschiedene Divisionen unterteilt. In welcher Division ein Auto steckt, hängt mit der Leistung und dem Baujahr zusammen. Die größte Klasse ist die DTM-ITC, in der nur Fahrzeuge aus dem Jahr 1996 vertreten sind. Ein Alfa 155 und zwei Mercedes C-Klasse DTM bilden die Speerspitze.

In der DTM Gruppe H, der zweiten Division, gibt es einige der bekanntesten Rennwagen. Ob BMW M3 DTM, Mercedes 190 Evo I oder Evo II, Ford Sierra oder BMW 635 CSI, alle sind sie gleich mehrfach vertreten. Ältere Modelle dieser Fahrzeuge bilden die Division 3, die DTM - Gruppe A.

In der STW gibt es dann mit einem Opel Astra auch noch einen weiteren Hersteller. Den teilen sich Steffan Irmler und Volker Strycek und müssen sich gegen zwei Ford Mondeo STW und zwei BMW E36 STW durchsetzen. Die letzte Division ist die Gruppe N aus der DTC-Klasse, in der Mercedes 190 DTC, Mercedes 190 Gruppe N und Ford Sierra Gruppe N starten.

Allerdings müssen die Autos nicht originale Rennwagen sein. Auch Repliken, also originalgetreue Nachbauten sind erlaubt, sofern sie dem ehemaligen Erscheinungsbild entsprechen. Das Design der Fahrzeuge muss dabei jedoch nicht original sein, sondern darf auch frei gewählt werden.

1995 stand Christian Danner neben Klaus Ludwig DTM-Podium, Foto: Volkswagen
1995 stand Christian Danner neben Klaus Ludwig DTM-Podium, Foto: Volkswagen

Welche Fahrer kennt man?

Unter den dauerhaften Teilnehmern sind einige bekannte Namen wie die ehemaligen DTM-Piloten Christian Danner, Kurt Thiim, Volker Strycek, Altfrid Heger, Marc Hessel, Alexander Burgstaller und Volker Schneider. Doch für die Rennen im Rahmen der DTM haben sich auch noch weitere Motorsport-Größen angekündigt.

So will Klaus Ludwig am Nürburgring wieder in einen Rennwagen klettern: "Wir haben mit diesen Autos gelebt und sie mit uns. Man hat Jahre mit ihnen verbracht und musste dann doch Abschied von ihnen nehmen. Jetzt wieder zu ihnen zurückzukehren, ist wie nach Hause kommen." Auch Harald Grohs plant am Nürburgring ein Rennsport-Comeback mit seinem alten Dienstwagen.

Wie ist das Rennformat?

Die Rennen der Tourenwagen Classics gehen über 40 Minuten. Doch zuvor gilt es sich vorzubereiten. Dafür gibt es ein freies Training, das aber nur optional ist. Für den Kampf um die Pole Position gibt es zwei Qualifikations-Sessions von je 20 Minuten, damit sich auch hier die Fahrer abwechseln können.

Dabei ist ein Pflichtboxenstopp mit einer Mindestdauer von zwei Minuten abzuleisten. Die Mindestdauer soll es erlauben, auch mit einem Fahrerwechsel konkurrenzfähig zu bleiben. Beim Pflichtboxenstopp ist zusätzlich zu beachten, dass Reifenwechsel und Nachtanken verboten sind. Erfolgen muss dieser zwischen der 17. und 23. Minute.

Volker Strycek fährt erneut an einem DTM-Rennwochenende, Foto: Sutton
Volker Strycek fährt erneut an einem DTM-Rennwochenende, Foto: Sutton

Wo fährt die Tourenwagen Classics?

In Aarhus und am Nürburgring fanden die ersten beiden Rennen der Tourenwagen Classics bereits statt. Das dritte Rennwochenende im Rahmen der DTM markiert die Saisonhalbzeit. Dann stehen noch drei weitere Rennen an. Das vierte Rennwochenende findet beim Oldtimer Grand Prix auf dem Nürburgring im August statt. Das vorletzte Event, erneut auf dem Nürburgring, findet wieder im Rahmen der DTM statt, bevor die Saison ihr Finale im Oktober am Hockenheimring abhält.

Was sagen die Fahrer dazu?

Volker Strycek: "Es wird nicht nur so wie früher, wie fahren auch wieder wie früher. Das ist puristischer Motorsport, so wie es damals auch war. Es hat einen diebischen Spaß gemacht."

Harald Grohs: "Ich war vielleicht nie der beliebteste Fahrer, aber das war auch nicht so schlimm. Trotzdem habe ich sehr tolle Erinnerungen an die DTM. Mit dem M3 haben wir tolle Geschichte geschrieben."

Altfrid Heger: "Ich finde die Philosophie der Tourenwagen Classics sehr gut, und darum fahre ich am Norisring sehr gerne mit – nicht als Prominenter mit dem Anspruch, zu gewinnen, sondern als ein begeisterter Motorsportler. Ich freue mich einfach, mit dem 1991er Bigazzi-BMW M3 E30 2.5 Sport Evolution starten zu können und den einen oder anderen Freund und Kollegen von einst im Fahrerlager zu treffen!"