Der Karriereverlauf von Rene Rast in der DTM ist schon fast unglaublich. Im vergangenen Jahr sprang der Audi-Pilot in Zandvoort mehr als kurzfristig für den verletzten Adrien Tambay ein, fuhr sein erstes Rennen beinahe ohne Vorbereitung und war dennoch nicht weit vom Feld entfernt. Beim Saisonfinale 2016 durfte er erneut ans Steuer und fuhr am Samstag gleich seine ersten Punkte ein.

Mit ein wenig mehr Übung startete Rast dann als DTM-Stammfahrer in die Saison 2017 und überraschte in Hockenheim gleich mit Startreihe eins am Sonntag und im ersten Rennen am Lausitzring sicherte er sich sein erstes Podium. Mit zwei Pole Positions und einem Sieg jetzt am Hungaroring zeigte Rast spätestens am dritten Rennwochenende, dass er richtig in der DTM angekommen ist und auf Anhieb zu den Titelkandidaten gehört.

"Es war ein unglaubliches Wochenende mit zwei Poles, dem Sieg und der Gesamtführung! Das hätte ich vor Saisonbeginn nie erwartet", gab Rast zu. Vor der Saison habe er damit gerechnet, vielleicht ein paar Punkte zu holen. Es sind tatsächlich schon jetzt einige mehr... Doch wie schafft es ein Rookie mit gerade einmal neun Rennen Erfahrung, in einer der härtesten Tourenwagenserien der Welt so schnell erfolgreich zu sein?

Viel Arbeit für das große Ziel

Dafür hat der 30-Jährige eine ganz einfach Erklärung: "Wenn man wüsste, wie viel Arbeit dahinter steckt, dann wäre das vielleicht nicht mehr so überraschend. Derjenige, der am meisten arbeitet, kommt halt weiter als andere", erklärte der Audi-Pilot am Lausitzring selbstbewusst gegenüber Motorsport-Magazin.com. An den Testkilometern oder Runden in Trainings kann es dabei aber nicht liegen, denn aufgrund der kurzen Sessions sind eigentlich alle Piloten durchgehend unterwegs.

"Das DTM-Thema muss man zum Hauptthema seines Lebens machen", erläuterte Rast weiter. "Man muss sich Tag und Nacht damit auseinandersetzen. Ich als Fahrer kann natürlich nur so viel Daten analysieren, wie wir haben, Videos studieren, das Reglement lesen und mich mit der ganzen Materie auseinandersetzen."

Doch reicht dieses Wissen allein aus, um die etablierten und erfahrenen Piloten zu schlagen? Eigentlich nicht, das hat die Vergangenheit mehrfach bewiesen. Doch Rast bringt in dieser Saison einen entscheidenden Vorteil mit. Er hat schnell herausgefunden, wie man die neuen Hankook-Reifen gut verwaltet - und kann aus seiner Vergangenheit profitieren. "Ich hatte das schon öfter in meiner Karriere", so Rast. "In den GT-Serien, aber auch im LMP2 musste ich darauf achten. Im Ausdauersport hat du allgemein eher die Situationen, wo du Reifen verwalten musst."

Als Erster überquerte Rene Rast das Ziel beim zweiten DTM-Lauf auf dem Hungaroring, Foto: DTM
Als Erster überquerte Rene Rast das Ziel beim zweiten DTM-Lauf auf dem Hungaroring, Foto: DTM

Trotz seines Erfolgs auf dem Hungaroring will Rast jetzt erstmal auf dem Teppich bleiben. Wie schnell sich die Meisterschaftssituation ändern kann, zeigt er selbst mit der überraschenden Gesamtführung mit einem Punkt vor Lucas Auer. "Natürlich will man mehr, wenn man die Meisterschaft anführt, aber wir machen jetzt sachte weiter. Den Norisring gehe ich ganz entspannt an", sagte Rast nach seinem ersten DTM-Sieg.

Auch Audi-Sportchef Dieter Gass sagte schon am Lausitzring nach dem ersten Podium des Rookies, dass er nicht allzu überrascht war. "Im Endeffekt hätte das schon in Hockenheim der Fall sein können", erklärte Gass Motorsport-Magazin.com. "Er stand in Reihe eins und hat den Start nicht richtig hinbekommen. Er ist professionell unterwegs. Ich hätte zwar nicht darauf gewettet, dass es passiert, aber überrascht hat es mich auch nicht."

Vielleicht zeigt sich der Audi-Chef ab sofort etwas wettfreudiger, wenn es um seinen Edel-Rookie geht. Auf Rast kann er zumindest guten Gewissens setzen.