Rene, wie war deine erste Reaktion nach der Zusage für das Audi DTM-Cockpit für 2017?
Rene Rast: Ich habe mich natürlich extrem gefreut. Das war eine riesige Überraschung, weil ich wusste, dass die Situation nicht so einfach war. Ich hatte ehrlich gesagt gar nicht damit gerechnet, mich dann aber umso mehr gefreut, dass ich jetzt eines der sechs Autos fahren darf. Nach dem Finale in Hockenheim hatte ich mir keine großen Hoffnungen gemacht, sondern einfach nur genossen, mal dabei gewesen zu sein. Da war die DTM 2017 noch kein Thema für mich.

Du hast schon öfter auf dem Sprung in die DTM gestanden. Warum hat es erst jetzt geklappt?
Rene Rast: Die Frage kann ich nicht beantworten, da musst du vielleicht mal die andere Seite fragen. Ich war bei einigen DTM-Sichtungslehrgängen. So schlecht habe ich mich da wohl nicht geschlagen, sonst wäre ich ja nicht wieder eingeladen worden. Vielleicht war ich zu den Zeitpunkten damals im GT-Programm von Audi besser aufgehoben. Das war ja auch ziemlich komplex, da konnte ich mit meiner Erfahrung helfen.

Wie bist du damals mit den DTM-Absagen umgegangen? Hoffnungen hast du dir doch bestimmt gemacht.
Rene Rast: Natürlich habe ich mir immer Hoffnungen gemacht. Eine Absage ist nie schön, aber das Motorsportleben geht ja auch weiter. Schön war es nicht, aber letztendlich bin ich jetzt einfach froh, dabei zu sein. Ein Stammcockpit in der DTM war ja immer eines meiner Ziele. Es hat zwar ziemlich lange gedauert, aber jetzt habe ich es erreicht.

Rene Rast startet 2017 zu seiner ersten vollen Saison in der DTM, Foto: Audi Sport
Rene Rast startet 2017 zu seiner ersten vollen Saison in der DTM, Foto: Audi Sport

Du steigst im Alter von 30 Jahren in die DTM ein - dabei herrscht im Motorsport derzeit ein gewisser Jugendwahn. Wie bewertest du das als erfahrener Rennfahrer?
Rene Rast: Junge Fahrer haben sicherlich ihre Berechtigung, gar keine Frage. Fahrer wie ich sind zwar nicht mehr die Jüngsten, aber wir haben ihnen gegenüber einen unheimlich großen Erfahrungsvorsprung. Ich bin in meiner bisherigen Karriere mehr als 300 Rennen gefahren und habe eine ganz andere Erfahrung, was Zweikampfverhalten oder Autoabstimmung angeht.

Die DTM ist eine sehr harte Rennserie, da hilft Erfahrung umso mehr. Als Fahrer musst du abgeklärt sein und darfst auch nicht alles an dich heranlassen. Du musst dem Druck standhalten können, dazu ist vielleicht nicht jeder junge Fahrer in der Lage. Ich habe in den vergangenen Jahren fast immer um irgendeine Meisterschaft gekämpft. Das härtet dich natürlich ab und irgendwann bist du mit allen Wassern gewaschen.

Beim Hockenheim-Finale 2016 sprang Rast für Mattias Ekström ein, Foto: DTM
Beim Hockenheim-Finale 2016 sprang Rast für Mattias Ekström ein, Foto: DTM

Apropos 300 Rennen: Nächstes Jahr fährst du nur an neun Wochenenden mit der DTM. Sind weitere Einsätze für Audi geplant?
Rene Rast: Da haben wir noch nicht wirklich drüber gesprochen. Wahrscheinlich werde ich das eine oder andere GT-Rennen fahren, wie die 24 Stunden auf dem Nürburgring oder in Spa-Francorchamps. Das ist noch nicht bestätigt, ich würde mich aber freuen, wenn es klappt. Ansonsten ist mein Fokus voll auf die DTM gerichtet. Das ist ein neues Kapitel in meiner Motorsportkarriere und die Aufgabe möchte ich bestmöglich erfüllen.

Hilft es dir, dass du dich jetzt auf ein einziges Auto konzentrieren kannst und nicht mehr ständig zwischen unterschiedlichen Rennwagen wechselst?
Rene Rast: Das ist mit Sicherheit ein Vorteil. Das kenne ich noch aus meiner Zeit in den Porsche-Markenpokalen. Das war mein Zuhause. Ich wusste auf jeder Strecke, bei jedem Wetter und bei allen Bedingungen, was zu tun war. Wenn du dich stattdessen an jedem Rennwochenende auf ein anderes Auto einstellen musst, ist das ein anderes Gefühl für dich als Fahrer. Zuletzt bin ich zwischen LMP1, LMP2, Formel E, DTM und GT-Auto hin- und hergewechselt. Das war nicht immer einfach. Da freue ich mich schon, dass ich nächstes Jahr hauptsächlich das DTM-Auto fahren werde. Ich habe es jahrelang im GT-Sport gesehen: Wenn da ein Fahrer von außen kam, der nur gelegentlich mitfuhr, hat das meist nicht gut geklappt. Deshalb erhoffe ich mir, kommendes Jahr fahrerisch noch einen Tick besser zu sein.

Rast ist neben Loic Duval der zweite Audi-Neuzugang für 2017, Foto: Gruppe-C GmbH
Rast ist neben Loic Duval der zweite Audi-Neuzugang für 2017, Foto: Gruppe-C GmbH

In den vergangenen Jahren hast du dir fast immer ein Auto mit Teamkollegen geteilt. In der DTM ist der Fokus jetzt wieder voll auf dich gerichtet. Was bedeutet das für dich?
Rene Rast: Es ist schon ein Unterschied, dass der Fokus jetzt wieder voll auf mir liegt. Ich selber kann die Richtung des Setup bestimmen und diverse Konstruktionen voll auf mich anpassen lassen. Ich muss keine Kompromisse mehr bei der Abstimmung des Autos eingehen. Auf der einen Seite ist das schön, auf der anderen hat die Situation auf der Langstrecke auch ihre Reize. Ich freue mich aber, wieder mein eigenes Auto zu haben, in das ich meinen Charakter einfließen lassen kann.

Für dich als Rennfahrer muss es auch ein gutes Gefühl sein, jetzt wieder allein im Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu stehen...
Rene Rast: Nein, das kann man so nicht sagen. Auch im Langstreckensport kann man beweisen und zeigen, dass man zu den besseren Fahrern gehört. Es war nicht so, dass man da völlig untergegangen ist. Deshalb habe ich das Ganze auch nicht vermisst. Ich war eh nie jemand, der unbedingt immer im Mittelpunkt stehen muss.

Bei deinen bisherigen DTM-Einsätzen konntest du ohne Druck fahren. Als Stammfahrer sieht das 2017 anders aus. Wie sehen deine Ziele für die kommende Saison aus?
Rene Rast: Mit dem neuen Reglement müssen wir erst einmal schauen, wo wir überhaupt mit Audi stehen. Nach den Testfahrten kann man vielleicht schon die eine oder andere Vorhersage treffen. Ich persönlich möchte lernen, aber auch Punkte sammeln. Ein Podium wäre natürlich gigantisch.