Es geht Schlag auf Schlag in der DTM! Am Donnerstag die Bekanntgabe der Auto-Reduzierung auf 16 Rennwagen für die Saison 2017 - nur einen Tag später der offizielle Wechsel von Edoardo Mortara von Audi zu Mercedes. Beides waren offene Geheimnisse im Fahrerlager gewesen, doch jetzt flattert eine Bestätigung nach der anderen herein. Mit Mortara schnappen sich die Stuttgarter den amtierenden Vize-Meister der DTM für 2017. Bei den Young Driver Days wird er erstmals im Mercedes Platz nehmen.

"Es ist toll, dass wir endlich bestätigen können, dass Edoardo Mortara zu Mercedes wechselt", sagte Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz. "Edo und wir waren uns schon seit einiger Zeit einig, wollten aber aus Respekt vor unseren Audi Kollegen vor Saisonende nicht bekanntgeben, dass ihr Titelaspirant zu Mercedes wechselt. Mit Edo haben wir nicht nur einen erfahrenen Piloten für unser Team gewinnen können, sondern auch einen richtig guten Typen, der auch charakterlich super in unser Team passt. Wir freuen uns schon sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm."

Wer muss bei Mercedes Platz machen?

Zunächst war vermutet worden, dass der ohnehin feststehende Wechsel erst im Rahmen des Macau Grand Prix Mitte November bekanntgegeben wird. Hier startet China-Veteran Mortara zu seinem allerletzten Rennen in Diensten von Audi. Anschließend führt der Weg zu Mercedes. Offen ist noch, welche Fahrer die Stuttgarter kommendes Jahr verlassen müssen. Noch hat keiner der acht Piloten seinen Abschied offiziell verkündet. Allerdings kommen 2017 nur noch sechs Autos zum Einsatz - dazu Mortara, der ein weiteres Cockpit besetzen wird.

In der DTM kommen Wechsel vom einen zum anderen Hersteller jedes Mal einer kleinen Sensation gleich. Üblicherweise werden ausrangierte Piloten in den GT-Programmen der Marken weiterbeschäftigt. Mortara ist der erste Fahrer seit vier Jahren, der sein Glück bei einem anderen Hersteller sucht. Timo Scheider zog es einst 2006 von Opel zu Audi, allerdings mit zwischenzeitlicher DTM-Auszeit. BMW schnappte sich 2012 beim Comeback Bruno Spengler von Mercedes und Martin Tomczyk als amtierenden Meister von Audi. Zuletzt traute sich Jamie Green 2013, als er Mercedes in Richtung Audi verließ.

Mortaras Gründe für den Wechsel

Nun stellt sich die Frage nach den Gründen. Im Falle von Mortara haben vermutlich mehrere Faktoren dazu geführt, den Hersteller zu wechseln. Zum einen dürfte er sich bei Mercedes bessere Titelchancen ausrechnen als bei Audi, wo er mehr potenzielle Meisterschaftskandidaten im eigenen Lager hat. Mortara war dieses Jahr wenig erfreut, dass er sich zeitweise Markenkollege Jamie Green unterordnen musste, als der Titelkampf noch völlig offen war. Ein Signal: Wir setzen auf Jamie.

In Expertenkreisen heißt es außerdem, dass sich Mortara nach dem GPS-Zwischenfall in Zandvoort mehr Unterstützung von Audi gewünscht hätte. Der Italo-Schweizer wurde bis zum Saisonfinale in Hockenheim nimmermüde, auf dem durchaus kontroversen Vorfall herumzureiten. Die verlorenen Punkte aus den Niederlanden hätten ihn am Ende wohl die Meisterschaft gekostet, glaubte er. Letztendlich fehlten vier Zähler auf Marco Wittmann, der sich den Titel zum zweiten Mal sicherte.

Mit Audi-Wissen zu Mercedes

Mit Mortara schnappt sich Mercedes nicht nur einen der stärksten Fahrer der letzten Jahre - wenn auch etwas unter dem Radar - sondern auch einiges an Wissen aus dem Audi-Lager. Das dürfte gerade vor dem Hintergrund des neuen Reglements ab 2017 interessant werden. Trotz zahlreicher Einheitsbauteile unterscheiden sich die Konzepte der drei Hersteller in der Aerodynamik in wesentlichen Punkten.

"Natürlich möchten die Hersteller ihre Fahrer oftmals halten, weil sie ansonsten nicht nur den Fahrer ziehen lassen, sondern mit ihm das interne Wissen über das Auto und so weiter", bestätigte Mercedes-Fahrer Gary Paffett bei Motorsport-Magazin.com. "Ich denke, es geht den Fahrern im Falle eines Wechsels mehr darum, ob sie sich innerhalb des Teams noch wohlfühlen - und nicht, weil sie einfach zu einem anderen Hersteller wollen."

Starke Audi-Bilanz

Mortara wechselte zur Saison 2011 in die DTM zu Audi. Zuvor gewann er die Formel 3 Euroserie sowie den Macau Grand Prix. Für die Ingolstädter ging er sechs Jahre lang auf Punktejagd - und weist eine starke Bilanz vor. In 76 Rennen feierte er 8 Siege und fuhr 21 Mal auf das Podium. Hinzu kommen je 4 Pole Positions sowie schnellste Rennrunden. Sein größter Erfolg war der Gewinn der Vize-Meisterschaft 2016. In seinen sechs Audi-Jahren schloss er die Saison viermal in den Top-5 der Gesamtwertung ab.