Er hat es geschafft. Marco Wittmann ist DTM-Champion 2016. In einem ereignisreichen Rennen in Hockenheim sammelte der BMW-Pilot mit Rang vier die notwendigen Zähler, um sich nach 2014 seinen zweiten Titel zu sichern. Insgesamt vier Zähler Vorsprung auf Edoardo Mortara rettete er über die Ziellinie. Damit ist Wittmann erst der fünfte Fahrer in der Geschichte der DTM, der mindestens zwei Meisterschaften sein eigen nennen darf. Bernd Schneider führt die Rangliste mit fünf Titeln an. Klaus Ludwig steht bei drei Meisterschaften, Mattias Ekström und Timo Scheider kommen auf zwei Gesamtsiege.

"Es ist etwas Besonderes, den Titel zum zweiten Mal in vier Jahren zu erringen", so ein erleichterter Wittmann nach dem Rennen. "Es fühlt sich großartig an. Jüngster Doppelmeister der DTM zu sein, ist auch etwas Besonders", spricht der 26-Jährige eine weitere Bestmarke seiner Laufbahn an. Dabei zollt er auch seinem Kontrahenten Edoardo Mortara höchsten Respekt. "Es war eine harte Saison bis zum Schluss. Edo hat hart gekämpft. Es war sehr hart. Es war schön für die Zuschauer, es gab viele unterschiedliche Sieger, viele spannende Rennen. Das sind viele Emotionen im Moment", so ein ergriffener Champion.

Marco Wittmann wurde von seinen Teammitgliedern geherzt, Foto: DTM
Marco Wittmann wurde von seinen Teammitgliedern geherzt, Foto: DTM

Titel am Sonntag kaum gefährdet

Mit 17 Punkten Vorsprung in das Rennen gegangen, war Wittmann nie wirklich in Gefahr. Selbst als er nach seinem Boxenstopp plötzlich nur noch Fünfter war, erstickte die Tatsache, dass Markenkollege Tom Blomqvist noch vor Wittmann lag, jegliche Spannung. Einzig ein technischer Defekt hätte Wittmann noch stoppen können. Doch dieser blieb - zur Freude des Wehrlein-Vorgängers und -Nachfolgers - aus. In den letzten Runden klebte Wittmann im Getriebe von Paul Di Resta, doch einen Angriff riskierte er nicht mehr.

"Wir wussten, dass Platz vier genug ist, um den Titel zu holen. Es war knifflig, denn wir hätten auch gerne noch ein Podium geholt", beschreibt Wittmann seinen kleinen Interessenskonflikt. "Wir hatten auch die Pace durch die frischeren Reifen im Vergleich zum Mercedes. Für mich war es aber zu risikoreich, denn man weiß nie, was der andere macht. Bleibt Di Resta fair oder nicht?", erklärt Wittmann.

Marquardt lobt Coolness

Großes Lob erhielt Wittmann auch aus der Chefetage von BMW. Motorsportdirektor Jens Marquardt sah in Wittmann den absolut verdienten Champion. "Ich bin einfach nur mega-stolz auf den Mega-Marco. Er war mit Speed immer ganz oben dabei, hat immer den kühlen Kopf bewahrt, auch heute", adelte Marquardt seinen Schützling. Dass er keinen Angriff mehr auf Di Resta versuchte, zeuge nur noch mehr von seiner Qualität. "Er hatte mehr Speed, aber es hat einfach nicht gelohnt gegen Paul den Angriff zu starten. Das hat er smart nach Hause gefahren. Deswegen ist er verdient zum zweiten Mal Champion."

Dass Wittmann - wie bereits erwähnt - nun in die Phalanx der ganz Großen in der DTM eingebrochen ist, bedeutet dem RMG-Piloten einiges. "Ganz klar bedeutet mir das was. Es gibt nur wenige, die in der DTM zwei Titel eingefahren haben. Wie schon gesagt, das Ganze in vier Jahren zu schaffen, ist unglaublich. Es war eine fantastische, aber auch schwierige Saison", merkt er an. Für die Stunden nach dem üblichen Presse-Marathon kündigt Wittmann bereits eine denkwürdige Nacht an. "Alle sind eingeladen, auch unsere Kollegen von Audi und Mercedes. Es wird richtig gefeiert und ich kann nicht garantieren, dass die Hospitality von BMW danach noch steht."

Schon auf dem Podium war Wittmann in Feierlaune, Foto: DTM
Schon auf dem Podium war Wittmann in Feierlaune, Foto: DTM

Und dennoch verbleibt nach diesem Titelgewinn der fade Beigeschmack der Zugeständnisse, die BMW vor der Saison erhalten hat. Wittmann wischt diese Kritik selbstbewusst zur Seite. "Ich fühle mich als verdienter Meister, denn ich war der einzige BMW-Pilot da vorne, daher denke ich nicht, dass unser Auto durch die Erleichterung das dominante war", stellt er klar. Tatsächlich folgt der nächste BMW in der Gesamtwertung mit Tom Blomqvist erst auf Platz sechs. Sowohl Audi, als auch Mercedes brachten jeweils zwei Fahrer unter die Top fünf der Gesamtwertung. Ein Indiz dafür, dass Wittmann mehr aus dem Auto herausholte, als eigentlich drin war.

Sein unterlegener Titel-Rivale Edoardo Mortara hadert jedoch noch ein wenig mit der Entscheidung vor Saisonbeginn, die BMW eine Gewichtsreduktion sowie einen breiteren Heckflügel brachte. "Wir sind nicht unter gleichen Regeln angetreten. Schon vor Beginn der Saison wusste ich, dass ein BMW-Fahrer Meister wird", so Mortara. "Die Chancen waren zumindest sehr groß. Es ist hart für mich zu entscheiden, ob sie es verdienen oder nicht. Sie hatten halt andere Regeln", findet Mortara.