Dramen um Titelanwärter Edoardo Mortara in Hockenheim. Der Audi-Pilot erlebt ausgerechnet beim Saisonfinale und seinem Kampf um den DTM-Meistertitel gegen BMW-Fahrer Marco Wittmann ein völlig wildes Wochenende. Motorsport-Magazin.com fasst die einzelnen Episoden zusammen.

1. Training: Kein Vorsprung durch Technik

Schon im ersten Training am Freitag gehts los für Mortara. Technische Probleme an seinem Audi. "Gestern hatten wir ein paar Probleme mit der Elektronik und noch andere Probleme ... Ich konnte deshalb gestern und auch heute Morgen nicht so viel fahren", schildert Mortara nach dem Sprintrennen am Samstag.

2. Training: Schraube locker & Freiflug

Der Grund für die gestörte Morgensession: Ein in Kurve eins wild abgehobener Mortara-Audi infolge einer losen Schraube im Fußraum seines Boliden. "Da war eine Schraube, die in den Pedalblock gefallen ist. Sie hat das Bremspedal blockiert. Die hatten wir schon in Budapest gesucht ...", redet Audi-Boss Dieter Gass den Zwischenfall sofort weg. "Es hat die ganze Zeit gebremst. Die Balance war auch nicht richtig", klagt derweil Mortara noch am Abend.

Qualifying 1: Halbwegs rehabilitiert

"Es sollte ab jetzt aber kein Problem mehr sein. Edo ist immer am stärksten, wenn er unter Druck steht", sagt jedoch Gass vor dem Qualifying. Zumindest im Ansatz sollte er recht behalten. Mortara liefert angesichts der mangelden Trainingszeit eine solide Session, stellt den Audi immerhin auf P8, steht damit jedoch noch immer vier Positionen hinter seinem großen Rivalen Wittmann.

"Wir wissen ja, dass das Level in der DTM sehr hoch ist. Du musst immer auf deinem Top-Level sein. Normalerweise brauchst du dazu so viel Training wie geht, um wirklich dein Setup zu finden. Aber so waren wir eben nicht ganz on top im Qualifying", hadert Mortara.

Sprintrennen: Brillante Aufholjagd

Mortara weiter: "Aber am Ende hat es im Rennen noch geklappt und das ist das wichtigste. Es war ein großartiges Comeback!" Tatsächlich zeigt der Italiener im Sprintrennen am Nachmittag feinsten Rennsport, schnappt sich BMW um BMW bis er den gesamten Kollegen-Puffer Wittmanns aufgeschnupft hat, auf P3-Kurs liegt.

Einzig Wittmann selbst kann er nicht mehr einholen, weil ihm schließlich die Zeit ausgeht. "Ich war heute im Rennen viel konkurrenzfähiger als er. Aber leider nur im Rennen. Wir müssen die Lücke im Qualifying mehr schließen", sagt Mortara.

"Die letzten 15 Runden waren alle Qualifying-Runden", schildert Mortara. "Am Ende war ich nur noch erleichtert. Weil es ein Rennen war, wo ich von Anfang bis Ende gepusht habe." Angesichts einer solchen Leistung war für viele Mortara - nicht Wittmann oder Sieger Molina - der größte Gewinner des Tages.

Der Gefeierte selbst sieht es jedoch anders. "Mein Gefühl heute ist nicht das beste. Wir haben noch immer drei Punkte verloren. Ich hätte die Lücke gerne verringert. Aber es hätte auch noch schlimmer kommen können."

Nach dem Sprintrennen: Zoff mit Timo Glock

Eines der ersten BMW-Opfer bei Mortaras Aufholjagd ist Timo Glock. Der wehrt sich in der absoluten Anfangsphase mit aller Macht gegen den heranstürmenden Italiener, fightet härter als die anderen BMW. Zu hart? "Es war sehr, sehr an der Grenze", poltert Mortara auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

"Lass es mich so sagen: Wenn er einen Tag mal um die Meisterschaft fährt wie wir gerade und noch immer die Chance hat, um diese Meisterschaft zu kämpfen, dann werde ich ihm sein Leben so schwer machen wie er mir heute meines gemacht hat."

Die Reaktion Glocks ließ nicht lang auf sich warten. "Er hat mich gerade auch schon gefaltet. Nächstes Mal kann ich ihm gerne ein paar Taschentücher mitbringen. Jemand, der DTM-Meister werden will, sollte nicht so rumweinen", giftete Glock auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com zurück.

Qualifying 2: Noch weniger Vorsprung durch Technik

Diesmal erwischen Mortara die Gremlins nicht im Training, sondern sogar im alles entscheidenden Qualifying für das Hauptrennen. Wieder Probleme an seinem Audi. Mortara muss zurück an die Box. Erst vier Minuten vor Sessionende kann er wieder auf die Strecke - setzt aber prompt die sechstschnellste Zeit. "Im Auto ist momentan der Teufel drin, da ist immer was los, aber das Problem wurde gelöst und Edo konnte wieder rausfahren", kommentiert Hans-Jürgen Abt am ARD-Mikro.

Damit startet Edo unmittelbar neben Titelrivale Marco Wittmann. "Wir haben dieses Wochenende ein bisschen Pech, unglaublich. In meinen sechs Jahren im Audi hatte ich vielleicht ein oder zwei technische Probleme überhaupt. Und hier jetzt in jedem Training und Qualifying ...", sagt Mortara in der ARD.

Hauptrennen am Sonntag: Fotofinish?

Was jetzt noch fehlt? Eigentlich nur noch eine Meisterschaftsentscheidung in der letzten Kurve. Ob das Hauptrennen die ultimative Kuriositäten-Krönung hält? Warten wir einfach ab.