Martin Tomczyk hatte es schon vor Wochen angekündigt - "In Hockenheim gibt´s bestimmt noch andere Themen" - und seinen DTM-Abschied wohlweislich auf das Nürburgring-Wochenende vorverlegt. Der scheidende BMW-Fahrer dürfte Recht behalten. Beim Saisonfinale auf dem Hockenheimring am kommenden Wochenende geht´s rund! Auf der Strecke fällt die Entscheidung im Titelkampf - und hinter den Kulissen wird wild diskutiert. Motorsport-Magazin.com liefert die acht Brennpunkte vor dem großen Finale.

Brennpunkt #01: 6 oder 8 Autos?

Es bleibt die größte Frage: In welcher Aufstellung geht die DTM in die Saison 2017? Offiziell gibt es noch keine Entscheidung, ob das Starterfeld tatsächlich von 24 auf 18 Autos reduziert wird. Hinter den Kulissen heißt es hingegen, dass die Sache schon durch ist und die Hersteller mit zwei Autos weniger planen. Gut möglich, dass in Hockenheim auch die Öffentlichkeit über den künftigen Fahrplan informiert wird. Nicht zuletzt, weil einige langjährige Fahrer dort ihr allerletztes DTM-Rennen bestreiten könnten...

Brennpunkt #02: Titel-Showdown!

Es ist die spannendste Titelentscheidung seit 2012: Marco Wittmann gegen Edoardo Mortara. Der BMW-Pilot reist mit 176 Punkten nach Hockenheim, sein Vorsprung auf Mortara beträgt 14 Zähler. 50 Punkte sind noch zu vergeben. Schon zuletzt in Budapest herrschte Titel-Drama, Hockenheim treibt das Duell jetzt auf die Spitze. Mortara kündigte an: "Wir wollen Wittmann überholen und kämpfen bis zum Schluss." Gegner Wittmann hat mehr Erfahrung im Titel-Fight, will seiner Linie weiter treu bleiben. "Wir müssen das Saisonfinale mit kühlem Kopf angehen und uns möglichst aus allen Rangeleien heraushalten", so der Champion von 2014.

Brennpunkt #03: Immer wieder Teamorder

Das beliebteste Rand-Thema in der DTM: die Teamorder. Sie ist genauso erlaubt wie verpönt. Die gleiche Laier seit Jahren - und sie könnte auch in Hockenheim eine entscheidende Rolle spielen. Fahrer und Fans hassen Teamorder, müssen sich den Gegebenheiten aber unterordnen. In keiner anderen Rennserie treten acht Autos pro Hersteller an, da sind Anweisungen von oben ausausweichbar. Immerhin Mattias Ekström freute sich. Er gewann eine Wette gegen Veteran-Kollege Gary Paffett, wird jetzt zum Drei-Gänge-Dinner eingeladen. Einsatz damals: Wer zuerst ein Rennen gewinnen darf...

Brennpunkt #04: Nachwehen der Doppel-Disqualifikation

Was war das für ein Drama nach dem Sonntagsrennen in Budapest. Marco Wittmann verlor die wichtigen Punkte für Platz vier, Daniel Juncadella sein erstes DTM-Podium. "Dagegen bist du als Fahrer machtlos. So ist das leider manchmal im Motorsport", sagte der enttäuschte Juncadella. Schuld waren zu dünne Unterbodenplatten, die nicht mehr die vorgeschriebene Mindestdicke aufwiesen. Im Sinne des Sports verzichteten BMW und Mercedes auf eine Berufung, hieß es seitens der beiden Hersteller. Tatsächlich kürzen sämtliche Teams die Einheitsbauteile auf ein Mindestmaß herunter, um sich einen aerodynamischen Vorteil zu verschaffen. Nach dem Vorfall dürften in Hockenheim ein paar Millimeter mehr Holz als üblich an den Platten dran bleiben.

Brennpunkt #05: Rockenfeller wechselt das Team

Weil Rene Rast beim Finale für Mattias Ekström einspringt, wechselt Mike Rockenfeller kurzfristig das Team. Klingt verwirrend, macht aber Sinn. Eigentlich hätte Ersatzmann Rast für Ekströms Audi Sport Team Abt Sportsline antreten sollen. Die Truppe führt allerdings die Teamwertung an, kämpft gegen das BMW Team RMG um diesen Titel. Mit dem erfahrenen Rockenfeller rechnet sich Audi vermutlich bessere Chancen aus als mit Rast, der nach Zandvoort erst zum zweiten Mal in der DTM fährt. Seine bisher erzielten 21 Punkte für Phoenix Racing nimmt Rocky natürlich nicht mit zu Abt. Zuletzt war Rockenfeller 2011 für Abt gestartet und hatte sein erstes Rennen mit den Allgäuern gewonnen. Mit seinem langjährigen Team Phoenix gewann er 2013 die Meisterschaft.

Brennpunkt #06: BMW-Duo nimmt Abschied

Für Martin Tomczyk und Antonio Felix Da Costa stehen die letzten Rennen ihrer DTM-Karriere bevor. BMW hatte mit beiden Piloten frühzeitig reinen Tisch gemacht und ihren Abschied aus der Tourenwagenserie verkündet. Am Freitagabend gibt´s die Abschiedsparty im Fahrerlager. "Es sind die letzten DTM-Rennen meiner Karriere, und die werde ich so ausgiebig wie möglich genießen", sagte Tomczyk nach bislang 174 Rennen. In Hockenheim zieht er mit Ekström (176) gleich, der erstmals seit 15 Jahren ein Rennwochenende verpassen wird. In der ewigen Starterliste belegen sie dann den geteilten siebten Platz. Brennpunkt: Wird noch ein Hersteller einen Fahrerabschied vor dem Finale bekanntgeben, um ihm die Möglichkeit einer angemessenen Verabschiedung zu geben?

Brennpunkt #07: Gewichte-Geschichte

Die Bevorteilung von BMW in Sachen Gewicht und Heckflügel zog sich als Thema durch die gesamte Saison. Vor allem seitens Mercedes gab es Dauerkritik, nachdem die Stuttgarter oftmals wegen des Erfolgsballasts nur bedingt konkurrenzfähig waren. Zeitweise wogen sie 25 Kilo mehr als die BMW. In Hockenheim herrscht nun eine sehr ähnliche Ausgangslage wie beim Saisonstart an gleicher Stelle. BMW geht mit 1.112,5 Kilo ins erste Qualifying - und damit genauso schwer wie zu Beginn. Audi hat mit 1.120 Kilo ebenfalls das Ausgangsgewicht, Mercedes reist mit 1.125 Kilo (+5) an. In Hockenheim I gelang BMW kein Sieg, nur zwei Podestplätze im zweiten Rennen.

Brennpunkt #08: Macau-Geplänkel bei Mercedes

Für Felix Rosenqvist und Daniel Juncadella ist die Saison nach Hockenheim noch nicht beendet. Die beiden Noch-Mercedes-Piloten starten im November beim legendären Macau Grand Prix. Beide kehren dazu in Formel-3-Rennwagen zurück - und gehen als große Favoriten an den Start. Rosenqvist rettete seine Karriere mit zwei Macau-Siegen 2014 und 2015. Juncadella gewann den F3-Klassiker 2011. Im Vorfeld stichelte Rosenqvist ein wenig bei Twitter, schaltete eine Umfrage, wer in Macau zuerst einen Unfall baut. Antwortmöglichkeiten: Juncadella, Juncadella, Pastor Maldonado oder... Juncadella. Der Spanier nahm den Spaß gelassen.