Am späten Sonntagabend kam der große Knall in das eigentlich schon ruhige Budapest. Marco Wittmann wurde vier Stunden nach Ende des DTM-Rennens nachträglich disqualifiziert. Seine Unterbodenplatte war zu dünn. Das gleiche Schicksal wurde dem großen Pechvogel Daniel Juncadella zuteil, der seinen dritten Platz und damit das erste Podium seiner DTM-Karriere wieder abgeben musste. Marco Wittmann verlor Rang vier und zwölf Punkte, die am Ende die Meisterschaft entscheiden könnten.

Mentaler Rückschlag für Wittmann?

Dabei ist scheinbar gar nicht viel passiert. Verglichen mit der Situation vor dem Sonntagsrennen haben sich die Aktien der Titelaspiranten nicht verändert. Wittmann, Edoardo Mortara und Jamie Green fuhren allesamt null Punkte ein. Am ehesten profitiert noch kurioserweise der BMW-Pilot von der Situation, da seine Kontrahenten - vornehmlich Mortara - nun ein ganzes Rennen verloren haben, um den Spieß umzudrehen.

Dem entgegen steht der Verlust fast der Hälfte des Vorsprungs, den Wittmann durch die Disqualifikation hinnehmen musste. Dank seines vierten Platzes wuchs der Vorsprung auf 26 Punkte an, der Titel war in Griffweite. Nun könnte in Hockenheim schon ein schlechtes Rennen oder gar nur ein schlechtes Qualifying die Arbeit der gesamten Saison zunichtemachen. Seit dem Norisring führt Wittmann am Ende eines Wochenendes stets die Meisterschaft an.

"Ich bin mega enttäuscht, nach einem harten Rennen mit einem beschädigten, langsamen Fahrzeug nun aus der Wertung genommen zu werden", schrieb Wittmann später auf Facebook. BMW legte bereits Berufung gegen die Entscheidung ein, bis zum endgültigen Urteil bleibt die Disqualifikation zunächst bestehen. "Ich kann zu der Berufung gar nicht viel sagen, sondern nur das finale Ergebnis abwarten. Aber wer mich kennt, weiß: in Hockenheim werde ich kämpfen, so oder so", stellte Wittmann klar.

Genau anders ist dagegen die Gefühlslage bei Audi. Die Ausgangslage hat sich innerhalb weniger Minuten geändert, sogar Jamie Green, der auch mathematisch keine Chance mehr auf den Titelgewinn hatte, ist zumindest theoretisch wieder im Geschäft. "Wir haben in diesem Jahr gezeigt, dass wir das stärkste Team in der DTM sind. Deshalb wollen wir in Hockenheim den Pokal dafür holen. Und auch Edo sollten unsere Kollegen in München nicht abschreiben", bläst Abt-Teamchef Hans-Jürgen Abt zum Angriff. Und auch Mortara kündigt an: "Ich gehe nun mit 14 Punkten Rückstand in das Finale. Alles ist möglich und wir werden bis zuletzt kämpfen!"

Übersicht: Noch 3 Fahrer mit Titel-Chancen

Pos.FahrerPunkte
1.Marco Wittmann176
2.Edoardo Mortara162
3.Jamie Green137

Audi reist trotz Rückstandes mit breiter Brust zum Saisonfinale nach Hockenheim. In Budapest fuhren die Ingolstädter Kreise um die Konkurrenz, am Samstag qualifizierten sich alle acht Autos auf den ersten Startplätzen. Das hat seit dem Einstieg von BMW im Jahr 2012 noch kein Hersteller geschafft. Marco Wittmann erlebte dagegen ein äußerst durchwachsenes Wochenende.

Schon am Samstag entging er nur knapp einer ersten Disqualifikation, als es beim Wiegen nach der Qualifikation zu einem Zwischenfall kam. Teammitglieder drangen in den Wiege-Bereich ein, der für die Teams tabu ist. Wittmann kam jedoch mit einer Geldstrafe von 10.000 Euro davon, da dieses Vergehen nicht als Verstoß gegen die Parc-Ferme-Bestimmungen gewertet wurde. Am Sonntag sah es nach der Startphase zunächst optimal für Wittmann aus - bis zum bitteren Erwachen einige Stunden später. Eine Disqualifikation, die möglicherweise mehr beeinflusst hat, als nur ein Rennergebnis.