Die DTM 2016 biegt langsam in Richtung Zielgeraden ein - und es wird ruppiger auf der Strecke. Der Grund ist klar: Die Meisterschaft ist so hart umkämpft wie schon lange nicht mehr, jeder der drei Hersteller hat ein heißes Eisen im Feuer. Marco Wittmann (130 Punkte), Robert Wickens (118) und Jamie Green (104) sind die Hauptanwärter auf den Titel. Der Rest des Fahrerfeldes muss sich nun in den Dienst der jeweiligen Favoriten stellen. Das birgt Sprengstoff-Potenzial!

So geschehen unter anderem bei Wickens in Moskau. Der Mercedes-Pilot fühlte sich im zweiten Rennen am Sonntag von Martin Tomczyk unfair behandelt. Wickens kam lange Zeit nicht am BMW vorbei, zog sich bei einer Berührung nach seinem Boxenstopp auch noch eine Beschädigung seines Autos zu.

Wickens geht auf Tomczyk los

"Er bremste absichtlich auf der Geraden und an Stellen, an denen man nicht bremsen sollte, um mich aufzuhalten", unterstellte Wickens seinem BMW-Kontrahenten. "Ich versuchte, ihn außen zu überholen, aber er lenkte einfach nicht ein und fuhr geradeaus. Der daraus resultierende Schaden kostete mich mehr Rundenzeit als die Probleme mit der Lenkung."

Ab der zwölften Runde musste der Kanadier auf seine Servolenkung verzichten. Dank Unterstützung von Markenkollege Daniel Juncadella rettete sich Wickens nach starker Leistung immerhin als Fünfter über die Ziellinie. Wickens: "Ohne Servolenkung und mit weniger Abtrieb war es dann verdammt schwierig, mich vor den anderen Fahrern zu halten. Am Ende kann ich aber noch zufrieden sein, da ich teilweise gar nicht glaubte, dass ich es bis ins Ziel schaffen würde."

BMW ärgert sich über unfaire Konkurrenz

Angeblich soll BMW Tomczyk während des Rennens angewiesen haben, die Mercedes-Konkurrenz auf der Strecke zu blocken. So lautete zumindest ein Vorwurf aus den Reihen von Mercedes. Dass jeder der Hersteller seine taktischen Spielchen durchführt, um dem eigenen Titelanwärter einen Vorteil zu verschaffen, ist allerdings auch kein Geheimnis.

BMW selbst fühlte sich in Russland von Mercedes angegangen, etwa weil Wittmann im Qualifying blockiert worden sein soll. So ließ sich später BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt in der offiziellen Pressemitteilung des Herstellers mit den Worten zitieren: "Schade, dass die Konkurrenz einige unfaire Manöver gezeigt hat. Das muss in der DTM nicht sein."

Kuriose Doppel-Strafen

Nach dem geradezu harmlosen ersten Rennen auf dem Moscow Raceway, knallte es vor allem im zweiten Lauf am Sonntag. Ganze acht Strafen sprach die Rennleitung während und nach dem Rennen aus. Titelkandidat Paul Di Resta erwischte es sogar zweimal. Wegen einer Kollision mit Timo Glock kassierte er eine Durchfahrtsstrafe und sorgte für eine Slow Zone im Bereich der Unfallstalle - die er wenig später zu schnell durchfuhr. Dafür kassierte der Schotte eine 30-Sekunden-Ersatzstrafe.

"Das war ein etwas chaotisches Rennen", so Di Resta. "Wir hatten einen guten Speed, aber dann kam es zur Kollision mit Timo Glock. Es war eine 50:50-Situation. Er ließ die Tür offen, ich stach rein und dann hat er sie wieder zugemacht. Da konnte ich mich nicht in Luft auflösen. Danach war das Rennen für mich gelaufen."

Ähnlich schlecht lief es bei Audi-Favorit Green, der nach einem Crash mit Antonio Felix Da Costa unfreiwillig durch die Boxengasse musste - und dort auch noch zu schnell unterwegs war! "Das ist mir in meiner Karriere noch nie passiert", meinte der Brite.

Kleine Stichelei von Mercedes in Moskau, Foto: Evgeny Safronov
Kleine Stichelei von Mercedes in Moskau, Foto: Evgeny Safronov