Auffällig spät trudelte die offizielle Pressemitteilug von Audi zum ersten Rennen in Zandvoort ein. Es war schon kurz vor Mitternacht, als die Ingolstädter ihr Statement zum Sprintrennen vom Samstag veröffentlichten. Der Grund war nach wenigen Zeilen klar: Audi fühlt sich um Punkte betrogen! Konkret ging es um Edoardo Mortaras Durchfahrtsstrafe im Rennen, die ihn vom sechsten Platz aus den Punkterängen herauswarf.

Titelanwärter Mortara war bestraft worden, weil er während einer Slow Zone das Tempolimit von 80 km/h nicht eingehalten haben soll. Stattdessen hatte er 88 km/h auf dem Tacho und musste dafür einmal durch die Boxengasse fahren. Später kam heraus: Es soll sich dabei um eine Fehlentscheidung gehandelt haben!

Unstimmigkeiten beim GPS

Laut Audi habe es in Mortaras und auch in Nico Müllers Auto Unstimmigkeiten mit dem offiziellen GPS-System gegeben. Die Rennleitung habe diese Unstimmigkeiten eingeräumt, hieß es im Statement weiter. Während Müller ohnehin keine reelle Chance auf Punkte hatte, könnte der mögliche Fehler für Mortara unschöne Folgen mit Blick auf die Meisterschaft haben.

"Das ist ausgesprochen bitter, Edo hat dadurch mindestens acht Punkte verloren, die am Saisonende die Meisterschaft entscheiden können", sagte Dieter Gass, Leiter DTM bei Audi Sport. "Das Audi Sport Team Abt Sportsline hat dadurch auch die Führung in der Teamwertung verloren und wir Punkte in der Herstellerwertung, denn statt als Sechster ist Edo auf Platz 17 ins Ziel gekommen. Da ist ein Fehler passiert, den man nur schwer akzeptieren kann."

Mortara beschwert sich

Mortara sah sich angesichts der Strafe im Unrecht. "Ich habe nichts falsch gemacht", sagte der Italiener. "Das sieht man auch anhand der Onboard-Aufnahmen aus meinem Auto und in unserer Datenaufzeichnung." Noch während das Rennen lief, setzte Audi einen Tweet ab, in dem Mortara zitiert wurde: "Ich habe die Slow Zone respektiert!"

In der Meisterschaft liegt er mit 73 Punkten auf dem dritten Platz. Der Rückstand auf Spitzenreiter Marco Wittmann beträgt 20 Punkte, auf den Zweitplatzierten und Rennsieger, Robert Wickens, 10 Zähler. Mortara ist jetzt gleichauf mit seinem Markenkollegen Jamie Green, der das Rennen auf Platz fünf beendete und Mortara einige Zeit im Nacken hatte.

Wie geht es jetzt weiter? Sollte Audi Recht haben, muss das GPS-System großflächig untersucht werden, bevor die nächste Session in der DTM ansteht. Es könnte eine lange Nacht werden - das 3. Training steigt am Sonntagmorgen bereits um 09:20 Uhr. Bis dahin sollten sämtliche Zweifel ausgeräumt sein.

Tambay im Krankenhaus

Unterdessen lief es auch bei Adrien Tambay alles andere als rund. Der Franzose - nach dem schrecklichen Anschlag in Nizza am Donnerstag - mit Trauerbinde unterwegs, musste nach dem Rennen ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Tambay hatte sich beim Crash in der Startphase mit Maximilian Götz, ausgelöst durch Martin Tomczyk, an der Hand verletzt. Anschließend klagte Tambay über starke Schmerzen. Seine Hand wurde geröntgt und dabei kein Bruch festgestellt. Unklar aktuell, wie fit er für den Rennsonntag in den Niederlanden ist.