In den Dünen direkt an der Nordseeküste steht für die DTM das fünfte Rennwochenende der Saison auf dem Programm. Auf der traditionsreichen Strecke in Zandvoort geht am Samstag die erste Halbzeit der Saison zu Ende, ehe das Rennen am Sonntag den Auftakt der zweiten Saisonhälfte bildet. Im vergangenen Jahr dominierte BMW das Wochenende nach Belieben, die Vorzeichen sind nun jedoch etwas anders.

Mercedes vor dem fünften Rennwochenende in Zandvoort

Siegesserie gerissen, Tabellenführung verloren - Mercedes erlebte am Norisring wenig Positives. Allen voran natürlich das Rennen am Samstag, als Mattias Ekström sowohl Robert Wickens, als auch Christian Vietoris abgeschossen hatte. Wickens war ohnehin der große Verlierer in Nürnberg. Der Kanadier blieb punktelos und rutschte auf Rang sechs in der Meisterschaft ab. "Der Norisring war für mich ein Albtraum", findet er klare Worte.

Robert Wickens sinnt in Zandvoort nach Wiedergutmachung, Foto: Simninja Photodesignagentur
Robert Wickens sinnt in Zandvoort nach Wiedergutmachung, Foto: Simninja Photodesignagentur

In Zandvoort will er diesen 'Albtraum' vergessen machen. "Das Team verdient es, wieder auf dem Podium zu stehen und viele Punkte zu sammeln. Das ist mein Ziel für dieses Wochenende. Ich bin noch immer mitten im Titelkampf. Mir fehlen nur 17 Punkte auf den Führenden. Noch ist also nichts verloren", gibt er sich kämpferisch.

In der jüngeren Vergangenheit lief es für Mercedes in Zandvoort nicht rund. Der letzte Sieg stammt aus dem Jahr 2010, als Gary Paffett triumphierte. Der Brite schätzt die Strecke in den Niederlanden. "Zandvoort ist eine meiner Lieblingsstrecken im Rennkalender. Es macht wirklich Spaß, dort zu fahren. Der Kurs ist noch richtig 'Old School' - wenn man dort von der Strecke abkommt, landet man direkt in der Leitplanke. Es gibt keine Asphaltauslaufzonen. Das sorgt für Spannung", so Paffett.

Einschätzungen zum Kräfteverhältnis mag er - besonders aufgrund des neuen Autos - nicht geben. "Wir fahren mit viel Abtrieb und es gibt relativ viele Bodenwellen. Das Setup fällt also ganz anders aus als zum Beispiel in Hockenheim. Aus diesem Grund wird es interessant sein, zu sehen, wo wir im Vergleich zu den anderen Autos stehen", erklärt Paffett. Ähnlich sieht es Teamchef Ulrich Fritz. "Der neue Mercedes-AMG C 63 DTM hat uns in dieser Saison auf der ein oder anderen Strecke ja bereits in die eine oder andere Richtung überrascht. Daher sind wir mit Prognosen vorsichtig."

BMW vor dem fünften Rennwochenende in Zandvoort

Gegen BMW war 2015 in Zandvoort kein Kraut gewachsen, Foto: BMW AG
Gegen BMW war 2015 in Zandvoort kein Kraut gewachsen, Foto: BMW AG

Die zwei schwierigsten Strecken für BMW - der Lausitzring sowie der Norisring - liegen hinter den Münchnern, dennoch führt Marco Wittmann die Meisterschaft bereits an. Der Schlüssel liegt für ihn in der Konstanz. "Ich glaube nicht, dass wir das überlegene Auto haben oder das stärkere Auto von den drei Marken. Ich glaube, dass wir die Clevereren und Konstanteren waren, die sich aus allem herausgehalten haben", erklärt er seine Erfolgsformel.

Damit wehrt er sich auch gegen Meinungen, die Zugeständnisse für BMW vor Saisonbeginn seien zu groß gewesen. "Man hat letztes Jahr klar gesehen, dass wir die schwächste Marke waren und uns schwer getan haben. Letzten Endes wurden diese Zugeständnisse gemacht, im Sinne der Show, im Sinne der DTM", so Wittmann. Zumindest auf einer Strecke konnte BMW vergangenes Jahr richtig glänzen - in Zandvoort. Dank der alten Performance-Gewichte hatten die Münchner einen extremen Vorteil und fuhren am Samstag einen historischen Siebenfachsieg ein, am Sonntag folgte immerhin noch ein Fünffach-Erfolg.

Ein Resultat, dessen Wiederholung Wittmann nicht erwartet. "Letztes Jahr haben wir in Zandvoort dominiert, das wird dieses Jahr mit Sicherheit nicht wieder so der Fall sein", stellt er klar. "Das Feld ist wesentlich ausgeglichener und von daher müssen wir mit Sicherheit auch mit starker Konkurrenz rechnen." Das Rennen am Samstag gewann Wittmann im Vorjahr selbst, am Tag darauf war Antonio Felix da Costa erfolgreich. "Zandvoort ist ein echtes Highlight. Ich habe dort im letzten Jahr gewonnen und setze mich nun selbst unter Druck, dort wieder gut unterwegs zu sein. Aber das ist ein schöner Druck", so der Portugiese.

Audi vor dem fünften Rennwochenende in Zandvoort

Audi gelang es am Norisring, die seit 2003 bestehende Siegesserie von Mercedes zu brechen. Edoardo Mortara und Nico Müller trugen die beiden Siege davon. In Zandvoort war Audi in der Vergangenheit oft erfolgreich, mit acht Siegen führen die Ingolstädter die Liste der siegreichen Marken dort an.

Mattias Ekström gewann bereits vier Mal in Zandvoort, Foto: DTM
Mattias Ekström gewann bereits vier Mal in Zandvoort, Foto: DTM

Besonderen Gefallen an dortigen Siegen hat Mattias Ekström gefunden. Bereits vier Mal triumphierte der Schwede in den Niederlanden. Welchen Sieg hat er in besonders guter Erinnerung? "Ich würde sagen, der allererste. Das ist ja immer so. Und damals hatte es ja auch dazu geführt, dass Laurent Aiello Meister wurde", erinnert er sich an das Jahr 2002. "Zandvoort ist und bleibt eine meiner Lieblingsstrecken im DTM-Kalender", so Ekström.

Doch nicht nur Ekström verbindet gute Erinnerungen mit Zandvoort. Edoardo Mortara gewann 2012 auf dem 4,307 Kilometer langen Kurs, Timo Scheider holte dort 2003 seine erste Pole in der DTM. Mike Rockenfeller sicherte sich 2011 seinen ersten DTM-Sieg überhaupt in Zandvoort, zwei Jahre später krönte er sich an gleicher Stelle zum Meister. "Ich hoffe, wir können nach dem schwierigen Saisonstart in diesem Jahr an diese Erfolge anknüpfen", sagte Rockenfeller.

Mit besonderem Rückenwind reist auch Nico Müller an die Nordsee. Am Norisring feierte er seinen ersten DTM-Erfolg und verpasste einer bislang guten Saison die vorläufige Krönung. Auch er fühlt sich in Zandvoort wohl, wenngleich er bislang ohne Happy End blieb. 2014 lag er auf Podiumskurs, ehe das Safety Car in einem für ihn ungünstigen Moment auf die Strecke kam und ihm ein gutes Ergebnis verbaute.

Die Favoriten in Zandvoort

Mit einem erneuten Durchmarsch von BMW, wie er im vergangenen Jahr stattfand, ist anno 2016 nicht zu rechnen. Als Gesamtführender mit tollen Resultaten bislang in diesem Jahr gilt Marco Wittmann jedoch als einer der großen Favoriten, zumal er das Gefühl eines Zandvoort-Sieges aus dem Vorjahr kennt. Ebenfalls zu nennen ist Edoardo Mortara, der bislang als einziger Fahrer in dieser Saison zwei Rennen für sich entscheiden konnte. Und dank seiner zuletzt gezeigten aufsteigenden Quali-Form sowie seiner Vergangenheit in den Niederlanden zählt auch Mattias Ekström zu den ganz heißen Sieganwärtern.

Edoardo Mortara gewann in dieser Saison bereits zwei Rennen, Foto: Simninja Photodesignagentur
Edoardo Mortara gewann in dieser Saison bereits zwei Rennen, Foto: Simninja Photodesignagentur

Im Mercedes-Lager richten sich die Blicke ganz besonders auf Paul Di Resta und Robert Wickens. "Vor dem Rennwochenende in Zandvoort befinde ich mich mit Blick auf die Meisterschaft in einer starken Position. Entsprechend bin ich heiß darauf, wieder ins Auto zu steigen und auf die Strecke zu gehen", so Di Resta.

Zandvoort: Die Sieger der letzten fünf Jahre

JahrRennen 1Rennen 2
2015Marco WittmannAntonio Felix da Costa
2014Mattias Ekström
2013Augusto Farfus
2012Edoardo Mortara
2011Mike Rockenfeller

Circuit Park Zandvoort in Zandvoort: Die Strecke

Streckendaten
Länge4,307 km
RenndistanzSprintrennen: 40 Minuten + 1 Runde
Hauptrennen: 60 Minuten + 1 Runde
Rundenrekord1:32.411 (M. Wittmann, 2014)
Kurven14
DRS-AktivierungenSprintrennen: 13 Runden
Hauptrennen: 20 Runden

In Zandvoort kommt ein Thema zum Tragen, das so auf keiner anderen Strecke Einfluss hat: der Sand. Durch die Lage in den Dünen und den Meereswind ist die Strecke gerade zu Beginn des Wochenendes extrem schmutzig. Eine Rolle spielen die Bedingungen aber während des gesamten Wochenendes. "Wenn der Sand von den Dünen aus auf die Strecke geweht wird, hat man doch immer mit wechselnden Bedingungen zu rechnen. Gerade im Qualifying kann es da von Runde zu Runde einen Unterschied geben, der entweder ins Positive oder ins Negative geht. Man muss sich da schon sehr schnell anpassen", erklärt Marco Wittmann. Die Strecke gehört zu den 'Old-School'-Strecken, Auslaufzonen sind Mangelware. Fehler werden sofort hart bestraft.

Zeitplan für das Zandvoort-Wochenende

Freitag, 15.07.
17:00 Uhr bis 17:30 Uhr: 1. Freies Training

Samstag, 16.07.
13:45 Uhr bis 14:15 Uhr: 2. Freies Training
15:45 Uhr bis 16:05 Uhr: Qualifying Rennen 1 (live auf Einsfestival)
18:08 Uhr: Start Rennen 1 (live auf ARD)

Sonntag, 17.07.
09:20 Uhr bis 09:50 Uhr: 3. Freies Training
11:20 Uhr bis 11:40 Uhr: Qualifying Rennen 2 (live auf Einsfestival)
13:43 Uhr: Start Rennen 2 (live auf ARD)