Die meisten Rennfahrer genießen im zarten Alter von 51 Jahren ihren wohlverdienten Ruhestand und verbringen die Zeit als Experte oder ziehen sich aus der Öffentlichkeit zurück. Bernd Schneider dagegen ist immer noch aktiv und feierte zuletzt seinen zweiten Sieg bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring. In einem dramatischen Finale sicherte sich Schneiders Teamkollege und Schlussfahrer Maro Engel den Erfolg.

"Wir wussten vor dem Rennen, dass wir - wenn wir ohne Blessuren durch das Rennen kommen - das Potential haben, in die Top-5 zu fahren. Aber zu gewinnen, bei diesem Rennen, mit so vielen Autos und Sieganwärtern, davon träumt man nur", war Schneider auch eine Woche später die Freude noch anzumerken, als Motorsport-Magazin.com ihn zum Interview am Lausitzring traf.

In einem atemberaubenden Schlussspurt gewann das Quartett Schneider/Engel/Christodoulou/Metzger das prestigeträchtige Langstrecken-Rennen. Eine sehr spezielle Situation, auch für den DTM-Rekordchampion Schneider. "Ich habe gewusst, dass Maro auch ein bisschen aggressiver ist beim Überholen. Von daher habe ich natürlich gefiebert und gehofft, dass wir noch hinkommen. Aber ich habe auch gehofft, dass nichts passiert, denn auch ein 2. Platz ist bei einem 24-Stunden-Rennen etwas außergewöhnliches", stellte Schneider klar.

Gefragt war Schneiders Routine vor allem im Umgang mit den Teamkollegen. Hier war Beruhigung gefragt. "Mit Manuel Metzger und Adam Christodoulou habe ich zwei ganz junge Heißsporne als Teamkollegen, für die war es die größte Chance, das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring zu gewinnen. Man weiß ja nicht, ob man solch eine Chance noch einmal bekommt. Und ich habe sie immer beruhigt und gesagt: 'Bleibt ruhig, der Maro macht das schon'", schildert Schneider die Situation gegen Rennende.

Nicht nur die Fahrer seien jedoch nervös gewesen. "Alle haben gezittert. Das gesamte Black-Falcon-Team in der Box. Ich habe erwachsene Männer gesehen mit schlotternden Knien, die sich nicht auf den Beinen halten konnten, so sehr haben sie uns die Daumen gedrückt", berichtet er.

Der Mercedes-AMG mit der Startnummer 4 gewann das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, Foto: Mercedes-Benz
Der Mercedes-AMG mit der Startnummer 4 gewann das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, Foto: Mercedes-Benz

Aus purem Spaß am Fahren

Seine DTM-Karriere beendete Schneider Ende 2008, seitdem ist er vor allem im GT3-Sport aktiv. Vor drei Jahren gewann er innerhalb weniger Monate die 24 Stunden von Dubai, die 12 Stunden von Bathurst, die 24 Stunden auf dem Nürburgring sowie die 24 Stunden von Spa. In diesem Jahr fährt er die gesamte Saison der Blancpain Sprint Serie. An ein Karriereende denkt Schneider aber noch nicht.

"Ich bin jetzt 51 und meine Rundenzeiten waren immer noch ganz okay. Ich bin total happy, dass ich die Performance noch habe. Denn ich habe immer gesagt, dass ich so lange fahre, wie ich Spaß habe. Und Spaß hat man ja nur, wenn man noch ganz vorne mitfahren kann und den Speed noch hat. Ich bin überrascht, dass es noch geht und dass es noch so viel Spaß macht", freut sich der hauptberufliche Trophäensammler.

Eine Rückkehr in die DTM ist aber kein Thema mehr. "Es geht so hart zu in der DTM. da muss man jung, heißspornig sein. Man muss hungrig auf jedes Zehntel sein, das fängt im Qualifying an. Ich habe den Bruno Spengler um halb elf gesehen, wie er aus einem Meeting kam. Das ist nichts mehr für mich", grinst er. "Ich fahr aus Spaß, aber in der DTM hört der Spaß auf. Da geht es richtig hart zur Sache und wenn man da vorne sein will, ist das richtig harte Arbeit."

Kein Le-Mans-Start mehr geplant

Von den wichtigsten Langstrecken-Rennen fehlt ihm nur noch ein Siegerpokal - jener der 24 Stunden von Le Mans. Doch wie eine Rückkehr in die DTM, so ist auch eine erneute Teilnahme in Frankreich ausgeschlossen. 1991, 1998 und 1999 nahm er teil, die Zielflagge sah er nie. "Le Mans ist zu weit weg. Wir haben kein Auto, das dort startet, von daher stellt sich die Frage für mich überhaupt nicht", so Schneider. "Ich war auch immer mehr ein Fan des Rennens, als ein Fahrer, der dort unbedingt fahren möchte. Es fasziniert mich und was die Jungs dort leisten ist unglaublich. Aber es war nie so wie in der DTM Meister zu werden oder am Nürburgring zu gewinnen. Liegt wohl auch daran, weil ich Deutscher bin, dass das für mich das absolut Größte war", erklärt er.