Timo Glock hat das Hauptrennen der DTM in Spielberg für sich entschieden. Kurz nach dem Start hatte der BMW-Pilot die Führung übernommen und danach souverän nach Hause gebracht. Zum Mann des Rennens wurde Mattias Ekström, der dank einer unorthodoxen Strategie von Platz elf bis auf den zweiten Platz nach vorne kam. Das Podium komplettierte Jamie Green. Mercedes erlebte ein erneutes Debakel und bekam kein Auto in die Punkte.

Die Startaufstellung: BMW war erneut bärenstark, die Pole jedoch sicherte sich Jamie Green im Audi. Mit der Winzigkeit von zwei Tausendstelsekunden verwies er Antonio Felix da Costa auf Platz zwei, gefolgt von Timo Glock und Maxime Martin. Zweitbester Audi im Qualifying war Edoardo Mortara als Fünfter. Mit ihm aus Reihe zwei startete Augusto Farfus. Bruno Spengler und Tom Blomqvist bildeten die vierte Startreihe, Mike Rockenfeller und Marco Wittmann komplettierten die Top 10. Ein Desaster erlebte Mercedes. Robert Wickens als 15. war der schnellste Fahrer mit dem Stern.

Jamie Green fuhr auf Pole, Foto: DTM
Jamie Green fuhr auf Pole, Foto: DTM

Die Performance-Gewichte: Das Quali-Desaster hatte für Mercedes zumindest den positiven Effekt, dass sie für das Rennen fünf Kilo aus ihren Autos laden durften. BMW und - obwohl nur drei Autos in den Top 10 lagen - auch Audi mussten jeweils fünf Kilo in ihre Boliden packen. BMW brachte somit das schwerste Auto ins Rennen, 1.122,5 Kilogramm wogen die M4 DTM. Die Audis waren mit ihrem Ausgangsgewicht von 1.120 Kilo unterwegs, die neuen Mercedes bestritten das Rennen mit 1.110 Kilo.

Der Start: Jamie Green hatte am Start mit durchdrehenden Reifen zu kämpfen, konnte seine Führung jedoch verteidigen. Hinter dem Briten schob sich Timo Glock an seinem Markenkollegen Antonio Felix da Costa vorbei auf Rang zwei. Im Gegensatz zum Vortag kamen alle Autos heil durch die ersten Kurven. Erneut hatte ein Mercedes große Probleme, von seinem Startplatz wegzukommen. Dieses Mal erwischte es ausgerechnet Paul Di Resta, der ganz ans Ende zurückfiel.

Der Rennverlauf: Das Feld ging gut sortiert in die Anfangsphase, auf einer Mission war jedoch Timo Glock. Der BMW-Pilot nutzte in Runde zwei gleich den ersten Versuch mit DRS und übernahm die Führung von Jamie Green. Dahinter versuchte Mortata an Felix da Costa vorbeizugehen. Sein Versuch war jedoch nicht von Erfolg gekrönt. Im Mittelfeld touchierte Robert Wickens Nico Müller und beförderte den Audi-Piloten in die Reifenstapel. Das Safety Car musste auf die Strecke. Die Rennleitung entschied auf Durchfahrtsstrafe für Wickens.

Nico Müller war früh raus, Foto: DTM
Nico Müller war früh raus, Foto: DTM

Nach drei Runden kam das Safety Car zurück an die Box. Den Re-Start gewann Glock problemlos, er hatte sogar Zeit, Schlangenlinien zum Reifenwärmen zu fahren. Auch dahinter blieb alles beim Alten. In der Folge setzte sich Glock deutlich ab, Green half ihm dabei, indem er alle Verfolger aufhielt. Das nutzte Mortara, um an Felix da Costa vorbeizugehen. Der Portugiese war aus dem Rhythmus und musste auch noch Farfus und Maxime Martin ziehen lassen. Nach acht Runden befanden sich sieben BMWs unter den besten neun, die beiden Audis Green und Mortara wehrten sich jedoch stark auf den Plätzen zwei und drei.

Glock kontrolliert das Geschehen

Nach knapp 15 Minuten kontrollierte Glock das Geschehen an der Spitze mit 2,4 Sekunden Vorsprung auf Green. Der Brite hatte somit keine Chance, DRS zu verwenden. Auf den Plätzen zehn, elf und zwölf duellierten sich drei prominente Audi-Piloten: Mattias Ekström, Timo Scheider und Mike Rockenfeller. Der Schwede setzte sich in diesem Paket nach 20 Minuten an die Spitze und machte Jagd auf den BMW von Marco Wittmann, den er kurz darauf einkassierte.

In Runde 15 respektive nach 22 Minuten kamen die ersten Fahrer an die Box, darunter unter anderem Scheider, Tomczyk und Miguel Molina. Eine Runde später kam auch Spitzenreiter Timo Glock. Wiederum einen Umlauf später kam das BMW-Duo Felix da Costa sowie Tom Blomqvist. Jamie Green wählte eine etwas andere Strategie als Glock, beide lieferten sich auf der Strecke ein Fernduell. Green brannte eine schnelle Runde nach der anderen auf den neuen Asphalt, um genug Vorsprung auf Glock herauszufahren. Drei Runden nach Glock kam dann Green zu seinem Stopp. Doch es reichte nicht: Glock übernahm wieder die virtuelle Führung. Dahinter machte auch Felix da Costa Boden gut und ließ durch die Stopps Farfus und Martin hinter sich.

Antonio Felix da Costa kam sich schon wieder mit einem Konkurrenten ins Gehege, Foto: DTM
Antonio Felix da Costa kam sich schon wieder mit einem Konkurrenten ins Gehege, Foto: DTM

Offenbar beflügelt von der Situation, versuchte sich Felix da Costa gleich an einem Überholmanöver gegen Edoardo Mortara um den virtuellen dritten Platz. Der Audi-Pilot wehrte die ersten Angriffe jedoch erfolgreich ab. Auch nach 22 Runden hatten zwei Fahrer ihren Boxenstopp noch nicht absolviert: Mattias Ekström und Adrien Tambay. In Runde 25 eskalierte der Zweikampf zwischen Mortara und Felix da Costa. Erst fuhr der Portugiese dem Italiener auf die Ecke, dieser revanchierte sich und beide flogen ins Kiesbett. Für Mortara war das Rennen beendet, der BMW-Pilot konnte weiterfahren, fiel jedoch auf Platz zwölf zurück. Das Safety Car blieb jedoch in der Box, es wurde eine Slow Zone aktiviert.

Ekström plötzlich Zweiter

In Runde 29 kam dann endlich auch Mattias Ekström an die Box - und die Strategie erwies sich als Volltreffer. Der Schwede kam knapp hinter Green auf die Strecke, lag also urplötzlich auf Platz drei. Mit seinem gebrauchten Reifensatz hatte er es geschafft, genügend Vorsprung herauszufahren. Der Vorsprung auf das nachfolgende BMW-Paket mit Farfus, Martin und Blomqvist betrug zwei Sekunden. Entsprechend richtete Ekström den Blick nach vorne und machte Jagd auf den zweitplatzierten Green. Timo Glock lag ungefährdet vier Sekunden an der Spitze.

Auch im Kampf um die letzten Punkte blieb es spannend. Mike Rockenfeller ging acht Minuten vor Rennende an Bruno Spengler vorbei und übernahm Platz neun. Kurz darauf richteten sich die Augen auf die vorderen Plätze. Ekström schnappte sich in Kurve drei dank DRS Green und schob sich auf den zweiten Platz. Sofort setzte er sich ab und ließ ihm keine Chance, zu kontern. Glock war jedoch zu weit weg. Im Kampf um den letzten Punkt versuchte Gary Paffett alles, jedoch verteidigte Timo Scheider seinen Platz hart.

Mattias Ekström war der Mann des Rennens, Foto: DTM
Mattias Ekström war der Mann des Rennens, Foto: DTM

Somit gewann Timo Glock vor Mattias Ekström und Jamie Green. Es folgten vier BMWs mit Augusto Farfus, Maxime Martin, Tom Blomqvist und Marco Wittmann. Rang acht belegte Mike Rockenfeller, Bruno Spengler und Timo Scheider sicherten sich die letzten Punkte. Mercedes ging komplett ohne Punkte aus diesem Rennen.

Die Strategie: In Runde 15 begann der Reigen der Boxenstopps. Spitzenreiter Glock kam einen Umlauf später, Konkurrent Green wählte einen etwas anderen Weg und bleib drei Runden länger draußen. Den extremsten Weg gingen Mattias Ekström und Adrien Tambay, die sehr lange warteten. In Runde 29 steuerte Ekström dann seine Box an und schob sich dank des späten Stopps bis auf Platz drei nach vorne.

Die Zwischenfälle: Gleich in Runde zwei fuhr Robert Wickens Nico Müller in die Seite. Der Schweizer verlor die Kontrolle über das Auto und krachte in die Reifenstapel. Das Safety Car musste auf die Strecke. Nach 25 Runden bekamen sich Mortara und Felix da Costa in die Haare, beide mussten durch das Kiesbett. Mortara schied aus, der Portugiese konnte weiterfahren, verlor jedoch viele Plätze. Eine Slow Zone wurde aktiviert.

Die Strafen: Wickens erhielt für sein Manöver gegen Müller eine Durchfahrtsstrafe. Eine Beurteilung der Situation zwischen Mortara und Felix da Costa verschob die Rennleitung auf nach dem Rennen.

Top-Facts zum Rennen

  • Timo Glock feiert seinen dritten DTM-Sieg
  • Mattias Ekström fährt dank genialer Strategie auf das Podium
  • Mortara und Felix da Costa kollidieren in aussichtsreicher Position
  • Mercedes bleibt komplett ohne Punkte

Die Stimmen zum Rennen

Timo Glock (Sieger): Dieser Siegerpokal ist die Entschädigung für den Muttertagspokal. Danke an das Team. Wir haben das ganze Wochenende alles richtig gemacht. Uns war klar, dass wir das Rennen nur über den ersten Stint gewinnen können. Ich kann nur mit dem Material arbeiten, das ich habe. Der neue Asphalt hier hat unserem Auto gelegen. Der hat ein paar Schwachstellen am Auto überdeckt, weil er sehr viel Grip hatte. Dadurch war das Team sehr stark. Wir haben unserem Chef ein rundes Geburtstagsgeschenk gemacht.

Mattias Ekström (Zweiter): Die Strategie war ein Faktor. Ich habe versucht, die ersten Runden ohne Berührung zu überleben. Als alle reingefahren sind, konnte ich vorne frei fahren und das Potenzial des Autos zeigen. Ich konnte zeigen, dass ich schnell im Auto fahren kann. Das Qualifying ist nicht so meins und im Rennen sieht es immer anders aus. Ich muss einfach lernen, im Qualifying schneller zu fahren.

Edoardo Mortara (über Felix da Costa): In der einen Kurve hat er mich getroffen. In der nächsten Kurve war ich innen. Er wollte in die Kurve gehen, aber ich war daneben mit dem Auto. Ich glaube, es ist nicht sein erster Unfall. Ich glaube, das ist eine 100%-Quote bei ihm. Vier Unfälle in vier Rennen. Ich hoffe, dass er im nächsten Rennen ein bisschen mehr mit Hirn fährt. Er ist schnell, aber manchmal muss man mehr den Kopf benutzen.