Nach über 200 Tagen Pause startet die DTM in ihre neue Saison. Traditionell beginnt die Tourenwagen-Serie ihre Action auf dem Hockenheimring. Die Pause war lang, in diesem Jahr standen den drei Herstellern Audi, BMW und Mercedes nur mehr vier offizielle Testtage zur Verfügung. Entsprechend groß sind die Fragezeichen hinsichtlich der eigenen Konkurrenzfähigkeit. Motorsport-Magazin.com blickt voraus auf den Saisonstart der DTM.

Audi vor dem Saisonstart in Hockenheim

Hockenheim und Audi - 2015 war es eine echte Liebesbeziehung. Den Saisonstart dominierten die Ingolstädter dank zweier Siege von Jamie Green und Mattias Ekström. Auch beim Abschluss im Oktober fuhr Audi zwei Erfolge durch Timo Scheider und Jamie Green ein. "Unser Ziel ist es, ähnlich stark zu beginnen, wie wir vergangenes Jahr aufgehört haben", sagte Dieter Gass, Leiter DTM bei Audi Sport. Dennoch weiß auch er, dass Vorhersagen kurz vor dem Saisonstart nur schwer zu treffen sind. "Wir haben uns gut vorbereitet, unter anderem hatten wir Anfang April vier produktive Testtage in Hockenheim. Aber: Jeder weiß, wie eng es in der DTM zugeht. Die Kräfteverhältnisse werden wir erst im Qualifying am Samstag sehen", erklärt Gass.

Die Einsatzteams von Audi unterzogen sich im Winter einer Frischzellenkur. "Von den neuen Mitarbeitern haben wir neue Impulse bekommen und die Arbeits- und Qualitätsabläufe weiter optimiert. Und wir haben neues Equipment angeschafft, das noch präzisere Messungen ermöglicht und Zeit spart – das ist beim aktuellen Format der DTM besonders wichtig", so Arno Zensen, Teamchef des Rosberg-Teams. Auch bei Phoenix gab es Veränderungen hin zu einer schlankeren Struktur. "Wir sind besser aufgestellt als im vergangenen Jahr", ist sich Teamchef Ernst Moser sicher.

BMW vor dem Saisonstart in Hockenheim

Nach dem Meistertitel 2014 schaute BMW im vergangenen Jahr in die Röhre. Wenn man vorne mitfuhr, lag es in den meisten Fällen am Vorteil der Performance-Gewichte. Der M4 DTM war nicht auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Einen Gewichtsvorteil bekommt BMW in dieser Saison daher bereits vor dem ersten Rennen. Die Autos der Münchner dürfen von Beginn an 7,5 Kilo weniger wiegen als die Audis und Mercedes'. Damit sollen die BMWs leistungstechnisch an die Konkurrenz angeglichen werden. Die Entscheidung fiel mit Zustimmung der beiden anderen Hersteller.

BMW fuhr der Konkurrenz 2015 meistens hinterher, Foto: Speedpictures
BMW fuhr der Konkurrenz 2015 meistens hinterher, Foto: Speedpictures

"Traditionell ist die Atmosphäre beim Auftaktwochenende der DTM sensationell gut. Man spürt, wie sehr die Zuschauer dem ersten Kräftemessen der Saison entgegenfiebern", freut sich Motorsport-Direktor Jens Marquardt auf den Saisonauftakt. Ähnlich äußert sich Bruno Spengler. "Ich freue mich jedes Jahr sehr auf die ganz besondere Atmosphäre in Hockenheim. Schon bei den Testfahrten war es toll, wieder durch das Motodrom zu fahren. Beim Rennen wird der Adrenalinspiegel noch einmal steigen", ist er sich sicher.

Mercedes vor dem Saisonstart in Hockenheim

Die größte Änderung bei Mercedes vor dem Auftakt ist beim Blick auf die Fahrerbesetzung erkennbar. Champion Pascal Wehrlein schaffte den Sprung in die Formel 1, Esteban Ocon ersetzt ihn. "Ich habe über den Winter hart trainiert und kann mein erstes Rennen in der DTM kaum noch erwarten", befindet sich der Franzose bereits im Angriffsmodus. Die Zielsetzung ist bereits klar. "Wenn ich die Pace dazu habe, möchte ich um Poles und Siege kämpfen", gibt sich der amtierende GP3-Champion selbstbewusst. Bei DTM-Leiter Ulrich Fritz ist die Anspannung zu spüren. "Vor dem ersten Rennen herrscht immer eine gewisse Ungewissheit, wo man im Vergleich zum Wettbewerb steht. Das Gefühl ist ähnlich wie beim Pokern, wenn die Karten aufgedeckt werden", zieht er den Vergleich. In Hockenheim gibt das neue Modell des C 63 DTM sein Debüt.

Auch für Christian Vietoris beginnt in Hockenheim ein neuer Abschnitt seiner DTM-Karriere. Nach vier Jahren bei HWA wechselte er zum Mücke-Team. Ein Schritt, der vor allem neue Reize setzen soll. "Bei HWA habe ich mit der Zeit viele Freunde kennengelernt und da wurde aus einem professionellen Umfeld vielleicht auch viel Freundschaft. Das hat vielleicht den letzten Reiz nachgelassen. Daher freue ich mich, nun mit einem neuen Team anzugreifen", erklärte Vietoris im Vorfeld des Wochenendes.

Die Favoriten in Hockenheim

Jamie Green gewann 2015 zwei der vier Rennen in Hockenheim, Foto: Audi
Jamie Green gewann 2015 zwei der vier Rennen in Hockenheim, Foto: Audi

Audi ist der Topfavorit auf den ersten Saisonsieg in Hockenheim. Bei den Testfahrten an gleicher Stelle zeigten sich die Ingolstädter erneut in bestechender Form, auch wenn die Abstände gewohnt eng waren. Dennoch spricht auch die Vergangenheit der "Audianer" in Hockenheim für die Marke mit den vier Ringen. Im vergangenen Jahr gewann man alle vier Rennen, zwei davon durch Jamie Green, der natürlich einen ähnlichen Saisonauftakt wie 2015 hinlegen möchte. Der Brite siegte in drei der ersten vier Rennen. Am Ende wurde er Vizemeister und scheiterte aufgrund einer schwächeren Saisonmitte am Titel.

Ebenfalls auf der Rechnung muss man Mattias Ekström haben. Der Schwede gehört noch lange nicht zum alten Eisen. Vergangene Saison wurde er Gesamtdritter, das Jahr 2016 begann er mit der Wochenbestzeit bei den Testfahrten. "Selbst nach 15 DTM-Jahren ist das erste Qualifying der Saison etwas ganz Besonderes", ist er bereits heiß auf den Samstag. Auch der 37-Jährige zählte 2015 zu den Hockenheim-Siegern.

Und was machen Mercedes und BMW? Der letzte Mercedes-Sieg in Hockenheim datiert vom Saisonauftakt 2012, also exakt vor vier Jahren. Eine lange Wartezeit für die erfolgsverwöhnte Marke mit dem Stern. "Ich bin richtig gespannt auf Hockenheim. Es ist das erste Rennen der neuen Saison und alles beginnt bei null. Jetzt freue ich mich darauf, zu sehen, wo wir stehen", so Gary Paffett, der ebenjenes Rennen 2012 gewann.

Marco Wittmann siegte 2014 in Hockenheim, Foto: DTM
Marco Wittmann siegte 2014 in Hockenheim, Foto: DTM

Für den letzten Sieg von BMW muss man nicht so weit in den Geschichtsbüchern zurückblättern. Marco Wittmann begann seine Meistersaison 2014 mit dem Auftaktsieg. BMW ist die große Unbekannte des Saisonauftakts. Die Anpassungen beim Gewicht des M4 DTM sollen die Münchner auch ohne Performance-Gewichte wieder konkurrenzfähig machen. Die Testfahrten verliefen gut, der Abstand zur Spitze war gering.

Hockenheim: Die Sieger der letzten fünf Jahre

Rennen 1Rennen 2
2015 (Saisonfinale) Timo Scheider (Audi) Jamie Green (Audi)
2015 (Saisonbeginn) Jamie Green (Audi) Mattias Ekström (Audi)
2014 (Saisonfinale) Mattias Ekström (Audi) -
2014 (Saisonbeginn) Marco Wittmann (BMW) -
2013 (Saisonfinale) Timo Glock (BMW) -
2013 (Saisonbeginn) Augusto Farfus (BMW) -
2012 (Saisonfinale) Bruno Spengler (BMW) -
2012 (Saisonbeginn) Gary Paffett (Mercedes) -
2011 (Saisonfinale) Jamie Green (Mercedes) -
2011 (Saisonbeginn) Bruno Spengler (Mercedes) -

Saisonauftakt in Hockenheim: Die Strecke

Streckendaten
Länge: 4,574 km
Renndistanz: Sprintrennen: 40 Minuten + 1 Runde
Hauptrennen: 60 Minuten + 1 Runde
Rundenrekord: 1:32.532 (M. Tomczyk, 2014)
Kurven: 13
DRS-Aktivierungen: Sprintrennen: 13 Runden
Hauptrennen: 19 Runden

Der Kurs im Norden Baden-Württembergs weist eine interessante Mischung von mehreren langen Geraden sowie dem langsamen Motodrom auf, das vor allem Traktion verlangt. Da die Fahrer in der DTM den Einsatz des DRS selbst wählen dürfen, verlangt der Hockenheimring auch in dieser Hinsicht strategisches Geschick. Der längste Vollgasabschnitt ist die Anfahrt zur Spitzkehre, dort sind Überholmanöver mit dem Klappflügel am wahrscheinlichsten. In der Vergangenheit konnte man aber auch direkte Konterangriffe entlang der darauffolgenden Gegengeraden bewundern.

In der Saison 2016 ist der Einsatz des DR-Systems je nach Strecke auf eine bestimmte Rundenzahl begrenzt. Ausschlaggebend ist die erwartete Rundenzahl während der Rennen. In Hockenheim wird es im Sprintrennen am Samstag in 13 Runden erlaubt sein, DRS zu verwenden. Für das Hauptrennen am Sonntag stehen 19 Runden DRS-Einsatz zur Verfügung.

Der Zeitplan zum Saisonstart

Freitag, 06.05.
17:00 Uhr bis 17:30 Uhr: 1. Freies Training

Samstag, 07.05.
11:20 Uhr bis 11:50 Uhr: 2. Freies Training
13:50 Uhr bis 14:10 Uhr: Qualifying 1 (live auf Einsfestival)
16:03 Uhr: Start Rennen 1 (live auf ARD)

Sonntag, 08.05.
10:00 Uhr bis 10:30 Uhr: 3. Freies Training
12:30 Uhr bis 12:50 Uhr: Qualifying 2 (live auf Einsfestival)
14:33 Uhr: Start Rennen 2 (live auf ARD)