2015 wurden immer wieder Stimmen laut, die Schnellsten würden mit Zusatzgewicht bestraft. Das ist auch den Verantwortlichen nicht entgangen. Am letzten Testtag in Hockenheim dann die erfreuliche Nachricht. An der Regelung aus dem Vorjahr wurde geschraubt. Die Performance-Gewichte sollen nun nicht mehr vom Ausgang des vorherigen Rennens abhängen. Ab dem Saisonauftakt am Hockenheimring wird das Qualifying für die Vergabe des Erfolgsballasts ausschlaggebend. Damit soll das Feld im Rennen enger zusammenrücken. "Wir wollen, dass es Rad-an-Rad-Kämpfe gibt und nicht, wie letztes Jahr, ein Paket vorne wegfährt", fasste Timo Glock auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com die Misere des vergangenen Jahres und die Hoffnung auf Besserung für die neue Saison zusammen.

Durch das eingefrorene Regelwerk wären die BMW-Piloten zumindest zu Beginn im Nachteil. Auch hier wurde eine Lösung gefunden. Die BMW-Fahrer werden mit 7,5 Kilogramm leichteren Boliden an den Start gehen. Dazu dürfen sie einen 50 Millimeter breiteren Heckflügel verwenden. BMW-Motorsportchef Jens Marquardt erklärte: "Wir haben als Basis das Jahr 2015 verwendet. Dabei haben wir festgestellt, dass wir gewichtsbereinigt Unterschiede zwischen den Paketen hatten. Wegen der Homologation hatten wir aber nicht die Möglichkeit, etwas zu ändern. Wir haben intern hart darüber verhandelt, haben aber eine gemeinsame Lösung gefunden."

Hersteller erhoffen sich mehr Zweikämpfe 2016, Foto: BMW Motorsport
Hersteller erhoffen sich mehr Zweikämpfe 2016, Foto: BMW Motorsport

DTM profitiert durch neue Regelung

Was auf den ersten Blick als Bevormundung für den bayrischen Hersteller aussehen mag, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als notwendige Lösung, um den Sport interessanter zu gestalten, wie auch Ulrich Fritz, Teamchef des Mercedes-DTM-Teams, betonte. "Wir möchten eine attraktive DTM und einen tollen Sport mit ausgewogenen Kämpfen bieten", sagte er. "Wir wollen auch den Fahrer mehr in den Vordergrund stellen. Das ist nicht möglich, wenn die Produkte unterschiedlich sind. Deshalb haben wir Gespräche geführt." Hat man einen Vorteil auf der Strecke, fällt es natürlich nicht leicht, diesen freiwillig aufzugeben. Aber Fritz betonte: "Es ist im Sinne dessen, dass wir ein tolles Produkt bieten wollen. Daher ist das ein guter Weg."

Die Regeländerung wurde nicht über den Köpfen der Fahrer entschieden. "Wir dürfen schon mitreden und unsere Meinung äußern", sagte Timo Glock gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Aber am Ende werden solche Sachen von der ICR, dem DMSB und den Herstellern entschieden." Auch Glock sieht die Vorteile für die DTM als gesamtes, weniger für BMW allein. "Der Hauptaugenmerk liegt darauf, die Rennserie attraktiv zu machen. Wir wollen, dass es Rad-an-Rad-Kämpfe gibt und nicht, dass wie letztes Jahr ein Paket vorne wegfährt. Und beim nächsten Rennen bekommst du Gewichte und fährst wieder hinterher." Dennoch gibt sich der Deutsche abwartend. "Auf dem Papier sieht es vielleicht kompliziert aus, aber am Ende ist es hoffentlich der richtige Weg, um den Rennsport interessant zu machen, damit der Fan auf der Tribüne sagt 'Geil, da fährt alles kreuz und quer vorne rein!'"

Mercedes 2014: Neue Teile erlaubt

Solche Justierungen des Regelwerks - vor allem in Zeiten der Homologation - sind nichts Neues. Im Juni 2014 hat die DTM-Kommission einen bis dato einmaligen Beschluss bekannt gegeben: Die chancenlos ins Hintertreffen geratenen Mercedes durften ihre Boliden bis zum September mit neuen Teilen nachbessern. Daran erinnerte sich auch Augusto Farfus. "In der Vergangenheit hatte Mercedes ein Problem. Daraufhin haben wir alle ihnen erlaubt, Änderungen am Auto vorzunehmen", so Farfus gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Denn schließlich ist es doch so: Wenn wir eine bessere Show abliefern, gewinnt jeder."

2016 wieder mehr Rad-an-Rad-Duelle?, Foto: DTM
2016 wieder mehr Rad-an-Rad-Duelle?, Foto: DTM

Mercedes-Pilot Maximilian Götz kann sich noch keinen Reim darauf machen, inwiefern sich die Ausnahmeregel für BMW auf das Kräfteverhältnis auswirken wird. "Mit Sicherheit hat es Vorteile. Aber so ein breiter Heckflügel hat auch einen Nachteil auf der Geraden. Wir müssen abwarten, was im Qualifying und im Rennen mit und ohne DRS passiert", sagte Götz Motorsport-Magazin.com. "Keiner von uns hatte die Möglichkeit, direkt hinter einem BMW zu fahren. Man geht sich hier schon aus dem Weg." Der Deutsche ist um einen Scherz nie verlegen: "Ich hoffe ja zumindest, dass uns BMW zum Feiern auf ihre Thekenbretter da hinten auf dem Auto einladen wird. Das ist wie eine Bierbank hinten auf dem Auto. Aber das passt ja zu den Münchnern."