Christian, in der abgelaufenen Saison war der Ton unter den Fahrern wesentlich rauer als in den vergangenen Jahren. Wie hast du das aufgefasst?
Christian Vietoris: Das ist mir nicht so aufgefallen. Abseits der Strecke haben wir gar nicht so viel Kontakt zueinander. Wir sehen uns auf der Strecke und bekämpfen uns da genauso wie vor fünf Jahren auch. Das ist nicht aggressiver, aber auch nicht sanfter geworden. Und abseits? Dadurch, dass Timo Glock hinzugekommen ist, hat sich das in den sozialen Medien vielleicht etwas mehr hochgeschaukelt. Der ist da ja ziemlich aktiv.

Ist so etwas wichtig für die Außendarstellung der DTM?
Christian Vietoris: Absolut. Auch das, was in Spielberg passiert ist, war für die Serie gar nicht mal so schlecht. Es wurde viel über die DTM gesprochen, sie hat in allen Medien stattgefunden. Die Fans wollen doch sehen, dass wir uns gegeneinander bekämpfen. Das ist für sie sicherlich interessanter, als wenn alles immer ‚Friede, Freude, Eierkuchen´ ist.

Du hältst dich in dieser Beziehung eher zurück. Warum ist das so?
Christian Vietoris: Für mich ist das Wochenende am Sonntag abgehakt. Was in den Rennen passiert ist, kann ich sowieso nicht mehr beeinflussen. In Dinge, in die ich nicht involviert bin, mische ich mich einfach nicht ein. Wenn ich von einer Situation betroffen bin, äußere ich mich schon dazu. Bei anderen Dingen muss ich meinen Senf aber nicht dazugeben.

Gab es nie eine Situation in dieser Saison, in der du dich über einen anderen Fahrer geärgert hast?
Christian Vietoris: Nein, gab es nicht. Wie gesagt: Wir bekämpfen uns fair. Zumindest ich werde von den anderen fair behandelt, und ich halte es genauso. Vielleicht gibt es deshalb von mir oder über mich keine Social Media-Stories.

Motorsport-Magazin.com im Gespräch mit Christian Vietoris, Foto: Speedpictures
Motorsport-Magazin.com im Gespräch mit Christian Vietoris, Foto: Speedpictures

Was hältst du denn davon, wenn sich die Fahrer gegenseitig über soziale Medien wie Twitter und Facebook angehen?
Christian Vietoris: Meiner Meinung nach macht es mehr Sinn, solche Probleme intern anzusprechen als über Social Media und die Fans. Wenn ich ein Problem mit einem Fahrer habe, dann gehe ich direkt zu ihm, statt eine Nachricht auf Facebook zu veröffentlichen...

Über gewisse Fahrer erfährt man sehr viel aus ihrem privaten Leben. Manchmal auch, weil sie es gezielt steuern. Bei dir ist das ganz anders.
Christian Vietoris: Wie du sagst, es gibt ein Privatleben. Ich denke, bei Sebastian Vettel ist es ähnlich. Der ist mit seiner Partnerin auch nicht jeden Tag in der Zeitung zu sehen. Ich sehe da selbst auch keinen Sinn drin oder einen Grund dafür, zu viel von mir preiszugeben.

Einige deiner Kollegen haben sich beispielsweise medienwirksam über das Thema Erfolgsballast beschwert. Hättest du nicht auch einen Grund dazu gehabt?
Christian Vietoris: Ich sehe das immer mit einem gewissen Abstand und auch ein Stück weit realistisch. Im vergangenen Jahr haben uns die Performancegewichte sehr geholfen. Jetzt, zwölf Monate später, darauf herumzureiten, halte ich nicht für fair. Dieses Jahr machten sie uns das Leben zwar schwer, aber die Vereinbarungen wurden so getroffen. Wir besprechen dieses Thema intern und auch in der Fahrervereinigung sind wir in Diskussionen, um das zu verändern. Das verändern wir mit den Fahrern, den Herstellern und der DTM zusammen, aber eben nicht öffentlich.

Also bringt es dir nichts, solche Themen öffentlich zu machen?
Christian Vietoris: Nein, es macht ja überhaupt keinen Sinn, so etwas nach außen zu tragen. Dadurch bauscht man die Emotionen nur noch mehr hoch. Damit erreicht man teilweise das Gegenteil.

Vietoris startet seit 2011 für Mercedes in der DTM, Foto: Speedpictures
Vietoris startet seit 2011 für Mercedes in der DTM, Foto: Speedpictures

Rumms! Hier hat es 2015 unter den Fahrern gekracht

"Ich hoffe, dass niemand nächste Woche einen Audi kauft. Wenn Audi die Meisterschaft so gewinnen will, dann haben sie heute einen großen Krieg begonnen. Heute ist der Tag, an dem Timo Scheider seine Vorbildfunktion für unseren Sport verloren hat." Pascal Wehrlein nach dem Spielberg-Skandal

"Ich finde, es gibt bessere Fahrer als ihn in der DTM, etwa Jamie Green, für mich der Meister der Herzen." Mattias Ekström über Wehrlein

"Schau dir das Rennen von Wehrlein an und lerne, du Idiot! Wie blöd muss man sein, um in dieser Kurve überholen zu wollen?" Timo Glock geht auf Ekström los

"Haha. Ich bin sprachlos. Ein amateurhaftes Manöver." Augusto Farfus gibt Glock gegen Ekström Recht

"Ein gewisser Herr Auer war nicht nur eine Blockade für mich, sondern auch für andere. Der soll noch mal in die Fahrschule gehen." Marco Wittmann ärgert sich über Lucas Auer

"Ein dummes Manöver. Hirnlos! Er hat damit sein Auto stark beschädigt. Und er hat Lucas‘ Auto stark beschädigt. Das ist einfach dumm. Und er hat das zu verantworten." Gary Paffett und sein alter Kumpel Martin Tomczyk