Audi und BMW haben ihre Fahrerkader für die DTM-Saison 2016 bereits vorgestellt - doch was ist mit Mercedes? Die Stuttgarter lassen sich Zeit mit der Präsentation ihres Fahrer-Lineup für das neue Jahr. Einer der Hauptgründe: Pascal Wehrlein. Gelingt dem DTM-Champion schon jetzt der Sprung in die Formel 1 - dann wohl zu Mercedes-Motorenkunde Manor - oder hängt er ein weiteres Jahr in der Tourenwagenserie dran? Auch ein Einsatz in der GP2-Serie als Vorbereitung auf die F1 wäre möglich.

Wehrlein gilt als Schlüssel für das Mercedes-Fahreraufgebot 2016. Doch auch andere Fahrer sollen intern auch dem Prüfstand stehen; etwa Daniel Juncadella, der eine schwierige Saison erlebte. Großflächige Änderungen sollte es nicht geben, doch die eine oder andere Stelle könnte für 2016 frei werden beim Mercedes-AMG DTM Team. Potenzielle Nachrücker gibt es zur Genüge. Motorsport-Magazin.com stellt die hoffnungsvollsten Kandidaten vor.

Esteban Ocon - das Supertalent

Esteban Ocons Zukunft ist derzeit ähnlich ungewiss wie Wehrleins. Der Franzose gilt als kommender Superstar im Motorsport, gewann dieses Jahr die GP3-Serie mit ART Grand Prix. Gleiches Spiel wie bei Wehrlein: Startet Ocon 2016 in der DTM, der GP2 oder schafft er es in die Formel 1? Mercedes hat die Vertragsoption bereits gezogen und Ocon fest an sich gebunden. Am Ende entscheidet der Hersteller, wo Ocon eingesetzt wird.

Ocon selbst würde laut eigener Aussage lieber in der DTM als in der GP2 starten. Beim Saisonfinale in Hockenheim erhielt er immerhin seinen ersten Kurzeinsatz für den erkrankten Juncadella. "Da wir Esteban aufgenommen haben, ist uns bewusst, dass wir ein geeignetes Programm für beide finden müssen", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff mit Bezug auf Ocon und Wehrlein. "Es könnte gut bedeuten, dass beide eine Testfahrer-Rolle einnehmen, aber auch eine Rolle als Reserve-Fahrer und eine DTM-Rolle, das ist noch nicht entschieden."

Vor allem für das junge Mercedes-Einsatzteam ART Grand Prix wäre Ocon ein heißer Kandidat. Für den französischen Rennstall startete der 19-Jährige zuletzt in der GP3, 2013 ebenfalls in der Formel Renault 2.0. ART-Teamchef Frederic Vasseur gilt als enger Vertrauter seines jungen Landsmannes - sicherlich kein Nachteil, wenn es um die endgültige Entscheidung geht.

Esteban Ocon ersetzte in Hockenheimheim kurzzeitig Daniel Juncadella, Foto: Mercedes-Benz
Esteban Ocon ersetzte in Hockenheimheim kurzzeitig Daniel Juncadella, Foto: Mercedes-Benz

Kevin Magnussen - die Edel-Option

Während Ocon als Juwel der Zukunft gilt, steht mit Kevin Magnussen ein etablierter Kandidat zur Auswahl. Nach seinem Formel-1-Jahr und dem späteren Aus bei McLaren sucht der Däne nach einer neuen Beschäftigung. Wie Motorsport-Magazin.com erfahren hat, besitzt Magnussen theoretisch die besten Chancen auf ein DTM-Cockpit - sollte ein Platz frei werden.

Kann sich Hoffnungen auf das DTM-Cockpit machen: Kevin Magnussen, Foto: Porsche AG
Kann sich Hoffnungen auf das DTM-Cockpit machen: Kevin Magnussen, Foto: Porsche AG

KMag hinterließ beim DTM Young Driver Test in Jerez einen guten Eindruck und machte keinen Hehl daraus, dass er den Tourenwagen nicht abgeneigt wäre. "Ich bin Mercedes-Benz sehr dankbar, dass ich diese Gelegenheit erhalten habe und ich hoffe, dass ich in Zukunft vielleicht darauf aufbauen kann", sagte Magnussen nach dem Test.

Damit würde sich - auch PR-mäßig nicht uninteressant - ein Kreis schließen. Kevins Vater Jan Magnussen blickt auf eine DTM-Karriere mit Mercedes zurück. 1995 und 1996 startete der frühere Formel-1-Pilot für die Stuttgarter. Seine Bilanz in der Mercedes C-Klasse: 2 Siege und 11 Podestplätze in 43 Rennen. Sohn Kevin hat sein fahrerisches Talent längst unter Beweis gestellt und kennt sogar einige der deutschen DTM-Strecken aus der Vergangenheit: 2008 startete er für Van Amersfoort im ADAC Formel Masters, 2010 für Motopark in der Deutschen Formel 3.

Kevins Vater Jan Magnussen 1995 im Mercedes, Foto: Sutton
Kevins Vater Jan Magnussen 1995 im Mercedes, Foto: Sutton
Magnussen Senior fuhr 1995 und 1996 in der DTM, Foto: Sutton
Magnussen Senior fuhr 1995 und 1996 in der DTM, Foto: Sutton

Marvin Kirchhöfer - Deutschlands Hoffnung

Seit einiger Zeit gehört Marvin Kirchhöfer zu Deutschlands größten Formel-Nachwuchstalenten. Talent ist reichlich vorhanden - nur am Budget hapert es seit Jahren. Nach zwei guten Jahren in der GP3 für ART Grand Prix - zuletzt als Teamkollege von Ocon - wäre die DTM eine gute Option, auch ohne dicke Sponsorengelder den Weg in die höchsten Kategorien des Motorsports zu schaffen.

Kirchhöfer durfte den Mercedes-AMG C 63 DTM zuletzt mit Magnussen und Co. in Jerez testen. "Es ist kein Geheimnis, dass in der Formel 1 der finanzielle Faktor ausschlaggebend ist", sagte Kirchhöfer anschließend bei Motorsport-Magazin.com. "Da sehe ich die DTM für meine Zukunft als bessere Option. Ich habe bislang in meiner Karriere gute Leistungen gezeigt und denke, dass ich auf jeden Fall das Potenzial mitbringe, in der DTM mitmischen zu können."

Kirchhöfer war im abgelaufenen Jahr häufig zu Gast bei der DTM und lernte bereits einige Abläufe in der Box von ART. Angesichts der Konkurrenz durch Ocon und Magnussen dürfte es 2016 schwierig werden, direkt den Sprung zum DTM-Stammfahrer zu schaffen. Denkbar wäre jedoch der Job als DTM-Ersatzfahrer und damit die direkte Nachfolge von Ocon. Eine gute Ausgangslage, um sich später für ein Cockpit zu empfehlen.

Große deutsche Nachwuchshoffnung: Marvin Kirchhöfer, Foto: Marco Lang
Große deutsche Nachwuchshoffnung: Marvin Kirchhöfer, Foto: Marco Lang

Sebastian Asch/Luca Ludwig - die nächste Generation

Asch und Ludwig - große Namen in der Mercedes-Geschichte. Roland Asch und Klaus Ludwig genießen unter Mercedes-Fans nach wie vor enorm großen Stellenwert. Ein Einstieg der Söhne Sebastian und Luca würde zumindest das Flair alter DTM-Zeiten wieder aufleben lassen. Als Belohnung für den Gewinn der Meisterschaft im ADAC GT Masters durfte das Duo Ende November erstmals den Mercedes DTM-Boliden testen.

Asch und Ludwig Junior haben ihren Speed jahrelang im SLS AMG GT3 unter Beweis gestellt, spielten in den DTM-Planungen aber zumeist keine entscheidende Rolle. Mit 29 (Asch) und 27 Jahren (Ludwig) gehören sie auch nicht mehr zu den Jüngsten in der Szene, möglicherweise setzt Mercedes verstärkt auf jüngere Talente. Toto Wolff bekräftigte, dass der Hersteller wieder ein richtiges Juniorteam aufziehen möchte.

Maximilian Götz hat allerdings bewiesen, dass auch ein Fahrer im Alter von 29 Jahren noch den Schritt in die DTM schaffen kann. So kann zumindest nicht ausgeschlossen werden, dass Asch oder Ludwig eine Bewährungschance erhalten. Realistischer erscheint jedoch aktuell, dass sie aufgrund ihrer Erfolge mit erhöhter Werksunterstützung weiter im GT-Sport antreten.

Generationen-Treffen in Jerez: Aschs und Ludwigs, Foto: Daimler
Generationen-Treffen in Jerez: Aschs und Ludwigs, Foto: Daimler