Wie fühlt es sich an, wenn man mit 29 Jahren als Rookie in einer Rennserie startet?
Maximilian Götz: Die DTM betrachte ich als einen Neuanfang. Und jeder Neuanfang ist frisch, anders und etwas Besonderes - unabhängig davon, wie alt man ist. Als Zweitältester im Team habe ich natürlich schon auch mein Alter im Hinterkopf. Damit geht auch eine Vorbildfunktion für einige meiner Teamkollegen einher.

Du lässt dich also auch gerne als Rookie bezeichnen?
Maximilian Götz: Ich bin Rookie, aber bei meinen Fahrerkollegen bin ich der alte Sack... Aber ich bin nun mal Rookie in meinem ersten DTM-Jahr und möchte auch so behandelt werden. Ich hatte ein paar Highlights und auch ein paar nicht so gute Rennen. Aber das ist ja normal in meiner ersten Saison, da lernst du noch und machst eben Fehler. Ich will das aber nicht als Entschuldigung vorschieben.

Maximilian Götz und sein Vater, Foto: Gruppe C GmbH
Maximilian Götz und sein Vater, Foto: Gruppe C GmbH

Hast du dich denn auch mit deinen Teamkollegen ausgetauscht und dir Tipps geholt?
Maximilian Götz: Bei uns im Team hat sich einiges getan, vieles ist offener geworden. Es gibt zwar ein gewisses Programm, das jeder für sich fährt. Aber danach tauschen wir uns untereinander aus. Und mit dem direkten Teamkollegen, in meinem Fall Dani Juncadella, machen wir uns gemeinsam rennbereit, gehen zusammen in die Box und essen gemeinsam zu Mittag, weil wir den gleichen Zeitplan haben.

Aber letztlich schaut doch jeder, dass er selbst nach vorne kommt.
Maximilian Götz: Klar, keiner verrät, wo er das letzte Zehntel findet. Aber praktische Tipps wie etwa Ideallinien geben sie gerne weiter. Aber im Endeffekt muss man es sich selbst erarbeiten. Wir sind zwar Teamkollegen, aber am Ende doch Einzelkämpfer.

Dein Teamkollege Lucas Auer ist fast neun Jahre jünger als du. Was glaubst du, für wen es schwieriger war im ersten DTM-Jahr?
Maximilian Götz: Die Erwartungshaltung war für uns beide gleich. Ich tue mich vielleicht etwas leichter, weil ich das Team kenne, da ich jetzt schon seit einigen Jahren bei AMG bin. Ich kenne die Abläufe. Deswegen ist die Nervosität eine andere. Und meine Vergangenheit ist eine andere. Ich war sportlich eine Weile in einem tiefen Loch, habe mich aber wieder herausgekämpft. Das formt einen Menschen natürlich auch. Mir ist nicht alles zugeflogen und deshalb weiß ich bestimmte Dinge besonders zu schätzen.

Maximilian Götz zeigte über die Saison aufsteigende Form, Foto: Mercedes
Maximilian Götz zeigte über die Saison aufsteigende Form, Foto: Mercedes

Als Werksfahrer bist du einem anderen Druck ausgesetzt im Vergleich zum Privatfahrer. Was hat sich für dich verändert?
Maximilian Götz: Ich würde es nicht als Druck bezeichnen. Es ist vielmehr Freude, es ist Spaß in der DTM. Wenn es keinen Spaß machen würde, könnte ich nicht die Leistung bringen. Man ist fokussiert, hat ein Ziel und Vorgaben vom Team, die man abarbeiten muss. Aber Druck gibt es nicht. Den mache ich mir selbst, der kommt nicht von Mercedes. Klar, wenn du die Leistung nicht bringst, dann bist du in der DTM schnell weg vom Fenster. Es ist schließlich keine Kaffeefahrt hier.

In den vergangenen Jahren hast du im Kundensport viele Erfolge gefeiert und Rennen gewonnen. Jetzt in der DTM ist jeder Punktgewinn schon ein kleines Highlight. Wie gehst du damit um?
Maximilian Götz: Das ist sehr, sehr schwierig. Immer, wenn ich heim komme, streichle ich meine Pokale und sage zu ihnen: 'Ihr bekommt bald wieder Zuwachs'. Natürlich will ich in der DTM auch Rennen gewinnen oder im Qualifying unter die Top-3 kommen. Das wäre eine super Leistung und ist auch mein Ziel. Aber es stimmt schon, ich war in den letzten Jahren erfolgsverwöhnt. Da ist es nicht einfach, wenn man plötzlich ohne Punkte heimfahren muss.

Wie lange hat es gedauert, bis du dich an diese neue Situation gewöhnt hast?
Maximilian Götz: Ich bin Realist. Ich weiß, was ich in der Vergangenheit hatte. Da lief es auch nicht immer so gut und ich bin trotzdem immer am Ball geblieben. Wenn du ein Ziel vor Augen hast, kommst du auch irgendwann dorthin. Man muss nur Schritt für Schritt daraufhin arbeiten, dann klappt es.

Als DTM-Fahrer stehst du mehr im öffentlichen Interesse. Wie gehst du damit um?
Maximilian Götz: Es hat sich nicht viel verändert. Das ist auch gut so. Klar, die Jungs daheim schauen regelmäßig DTM. Ich kann aber trotzdem noch zum Kaffee trinken gehen oder mich auf der Straße sehen lassen. Ich kann aber auch mit der Öffentlichkeit umgehen, habe da Spaß dran.

Es gab auch schon Fahrer, die wegen ihrer DTM-Karriere etwas abgehoben sind...
Maximilian Götz: Man muss immer auf dem Boden bleiben und die Situation genießen. Wenn ich jetzt hier herumlaufe und sage 'Seht mich an, ich bin DTM-Fahrer' bringt das keinem was. Du kannst es nicht genießen und die Leute denken sich: Was ist denn das für ein Typ... Ich freue mich über jeden Fan, der ein Autogramm will. Das ist und bleibt etwas Besonderes, das kann ich ehrlich von mir behaupten.

Maximilian Götz ist mit 29 Jahren ein Rookie in der DTM, Foto: Gruppe C GmbH
Maximilian Götz ist mit 29 Jahren ein Rookie in der DTM, Foto: Gruppe C GmbH

Was war für dich die größte Überraschung in diesem Jahr?
Maximilian Götz: Haha, ich habe leider festgestellt, dass Heimrennen nicht immer erfolgreich sind. Die Rennen am Norisring waren für mich ein sehr enttäuschendes Wochenende. Wir hatten uns da einiges ausgerechnet und am Ende haben es alle Mercedes-AMG DTM Fahrer in die Punkte geschafft - nur ich nicht.

Ist es in der DTM schwieriger, mit Misserfolgen umzugehen?
Maximilian Götz: Du hast eigentlich gar nicht viel Zeit zum Trauern. Aber wenn du im Qualifying eine perfekte Runde hast, in der letzten Kurve noch etwas mehr herausholen willst und dabei einen Fehler machst, dann ärgerst du dich auch am Montag danach noch darüber. Das nimmst du dann zwar mit in die Vorbereitungen für das nächste Rennen und lernst daraus, aber so etwas nervt mich dann auch noch bis zum Winter.

Strahlemann Götz: Ein Herz für Fans, Foto: Gruppe C GmbH
Strahlemann Götz: Ein Herz für Fans, Foto: Gruppe C GmbH

Was ist dir als Neuling im Umfeld der DTM aufgefallen im Vergleich zu deiner vorherigen Karriere?
Maximilian Götz: Im DTM-Fahrerlager fehlt ein bisschen das gewisse Flair. Es fehlen ein wenig die Highlights, wie beispielsweise eine gemeinsame Fahrerlager-Party. So wie ich es von früheren Zeiten kenne. Oder wir kommen alle mal zusammen bei Mercedes, Audi, BMW oder der ITR und trinken abends gemeinsam einen Cocktail, diskutieren und tauschen uns aus. Ich würde mir auch noch mehr Unterhaltung für die Fans wünschen, etwa längere Autogrammstunden mit uns Fahrern. Das kommt mir noch ein bisschen zu kurz.

Wie geht es nächstes Jahr bei dir weiter? Du willst wahrscheinlich wieder in der DTM fahren...
Maximilian Götz: Definitiv, das ist mein Ziel. Es macht nicht unbedingt Sinn, nur ein Jahr in der DTM zu fahren. Wir schauen einmal, was sich im Winter ergibt.

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