Der Kampf um den Fahrertitel in der DTM-Saison 2015 verlief ausgeglichen. Dreizehn verschiedene Piloten gewannen jeweils mindestens ein Rennen, keiner siegte mehr als dreimal und noch am letzten Wochenende hatten fünf Fahrer die Chance, Champion zu werden. Dies war nach allgemeiner Stimmungslage auch eine Folge der Performance-Gewichte. Der Rennsieger und seine Markenkollegen mussten bis zu fünf Kilo zuladen, der schlechteste der drei Hersteller durfte entsprechend ausladen. Dennoch gefällt diese Regelung nicht jedem.

Pascal Wehrlein holte in diesem Jahr den DTM-Titel. Welchen Anteil daran hatten die Performance-Gewichte?, Foto: Speedpictures
Pascal Wehrlein holte in diesem Jahr den DTM-Titel. Welchen Anteil daran hatten die Performance-Gewichte?, Foto: Speedpictures

Hans-Werner Aufrecht, Chef des DTM-Vermarkters und -Rechteinhabers ITR, bringt die Zerrissenheit der Branche in dieser Frage auf den Punkt: "Das Schlimmste für mich ist eigentlich, dass ich gegen die Gewichte bin, aber indirekt bescheren die uns eine Wahnsinns-Meisterschaft."

Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz kritisiert die aus seiner Sicht zu starken Auswirkungen der Gewichte. "Die Überschwinger sind zu groß geworden, kombiniert damit, dass bestimmte Hersteller auf bestimmten Strecken zusätzlich stark sind und somit überkompensiert wurde, wenn sie dort Mindergewicht hatten. Das hat zu Dingen geführt, die für die Rennserie nicht vorteilhaft sind, wenn vorne sieben Autos eines Herstellers rumfahren", erklärte er mit Blick auf das Wochenende in Zandvoort in dieser Saison. Damals lagen samstags sieben und sonntags fünf BMW vorne.

Audi-Pilot Nico Müller schlägt in die gleiche Kerbe. "Einzelne Fahrer und nicht ganze Hersteller sollten [mit Gewichten] belegt werden. Man muss sich dann vielleicht mehrere Rennen anschauen und kann aufgrund von einer Strecke handeln", gab er gegenüber Motorsport-Magazin.com zu Protokoll.

Auch Routinier Bruno Spengler gefällt das Reglement in dieser Form nicht, doch er ist anderer Meinung als Müller. "Der beste Fahrer soll gewinnen und nicht bestraft werden", so der Kanadier. Mercedes-Pilot Gary Paffett findet, dass die Performance-Gewichte die Kräfteverhältnisse in der DTM am Ende der Saison verzerrt dargestellt haben. "Ich will BMW nicht zu nahe treten, aber sie haben die Herstellermeisterschaft mit dem schlechtesten Auto gewonnen. Das erzählt einfach nicht die ganze Story", sagte er zu Motorsport-Magazin.com

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Durch die aktuelle Regelung schadet den Piloten ein gutes Team

Mattias Ekström bringt einen weiteren Aspekt ins Spiel: Dass sich Fahrer eines Herstellers mit guten Leistungen gegenseitig schaden, da der eine ja nach dem Sieg des anderen ebenfalls zuladen muss. Auf die Frage von Motorsport-Magazin.com, ob man bei den aktuellen Bestimmungen als bester Fahrer mit dem besten Auto DTM-Champion werde, antwortete er: "Kann man bestimmt. Aber nicht mit den besten Teamkollegen. Wenn man das schlau spielt, ist das nicht im Sinn des Motorsports." Gemeint war wohl die Teamorder, ein großer Streitpunkt zwischen den Herstellern in dieser Saison.

Doch genau wie Hans-Werner Aufrecht räumen noch weitere Gegner der Regel ein, dass sie für mehr Spannung gesorgt hat. "Wenn der FC Bayern im Fußball über Jahre dominiert, dürfen die auch weiter mit elf Spielern spielen und nicht mit acht. Aber am Ende hat es die Saison sehr spannend gemacht. Wenn wir das nicht gehabt hätten, hätte es ähnlich wie in der F1 ablaufen können, deswegen dürfen wir uns da nicht beschweren", sagte Timo Glock.