Audi gelang ein Einstand nach Maß in die Saison 2015. Jamie Green triumphierte am Samstag am Hockenheimring, Mattias Ekström am Sonntag. Für den Briten kam es noch besser. Am Lausitzring konnte er beide Rennen gewinnen. Alles sah danach aus, als würde Audi das DTM-Jahr dominieren. Doch es kam anders. Trotz des zweifellos stärksten Gesamtpakets stockte die Siegesserie. Am Norisring schaffte es in beiden Rennen je nur ein Audi-Pilot unter die besten Zehn, in Zandvoort je nur zwei. Die fehlende Konstanz führte letztendlich dazu, dass das Ingolstädter Team zu Saisonende mit komplett leeren Händen da steht: Fahrer- und Teammeisterschaft schnappten sich Mercedes und die Herstellerwertung gewann BMW.

Keine Schuldzuweisung bei Audi

Gegenüber Motorsport-Magazin.com fasste Audis DTM-Leiter Dieter Gass seinen Gemütszustand nach dem Saisonausgang zusammen: "Es ist wirklich sehr traurig. Gestern wurde ich gefragt, ob ich ein lachendes und ein weinendes Auge hätte und ich habe gesagt, dass man sich über einen Doppelsieg immer freut. Heute haben wir einen Dreifach-Sieg eingefahren und ich bin richtig sauer." Sauer ist er deswegen, weil es die Audi-Piloten heute in eigenen Händen hatten, zumindest den Herstellertitel zu gewinnen.

Doch die Schuld am verpassten Titelgewinn schiebt er nicht ausschließlich Miguel Molina zu, der in aussichtsreicher Position nach einem Zwischenfall mit Christian Vietoris eine Durchfahrtsstrafe kassiert hat. "Es ist schwierig, das auf eine Aktion zu reduzieren. Natürlich muss man auch die gesamte Saison berücksichtigen", sagte Gass. "Allerdings stelle ich mir die Frage, ob das wirklich ein Drive Through Penalty war. Wenn das immer so gehandhabt würde, dann hätten wir Pascal Wehrlein heute mehr in der Boxengasse gesehen als auf der Strecke." Allerdings hatte Molina alle Zeit der Welt. "Vietoris hatte noch einen Boxenstopp vor sich. Da muss man eben auch ein bisschen geduldig sein", so Gass.

Molina: Keine Punkte nach Durchfahrtsstrafe, Foto: DTM
Molina: Keine Punkte nach Durchfahrtsstrafe, Foto: DTM

Nach der Aktion wird Molina von der Teamleitung aber nicht in die Mangel genommen. "Es ist nicht allein seine Schuld. Er ist eben auch ein Rennfahrer, der immer versucht, das Maximum zu geben. Dass dann so etwas dabei herauskommt, dass Adrien Tambay auch rauskommt, kann man nicht vorhersagen", sagte der Audi-DTM-Leiter. "Nichtsdestotrotz war das ein unnötiges Manöver von Molina."

Chancen ungenutzt

Wo die Konkurrenz von BMW erbarmungslos zuschlug, fehlte es bei Audi letztlich. BMW-Motorsportdirektor sagte während er Teamchef-Pressekonferenz: "Wir haben unsere Chancen fast schon zu 110 Prozent genutzt und voll zugeschlagen. Alle Fahrer haben das Maximum aus den Gelegenheiten gemacht, die sich ihnen geboten haben und haben hart gearbeitet." Nach einem schwierigen Start in die Saison konnte BMW vor allem in der Saisonmitte Boden gut machen.

Über die gesamte Saison gesehen konnte man bei Audi das vorhandene Potenzial nicht umsetzen. "Die Performance war da mit neun von 18 Siegen. Wir haben aus unseren Chancen nicht das Maximum herausgeholt", sagte Gass. "Wir müssen uns jetzt im Winter darauf konzentrieren, dass wir darauf weiter aufbauen. Nach einem Tag wie heute gibt es nur die Chance, nach vorne zu schauen und weiterzumachen." Dazu gehöre auch, dass man das Konzept des Erfolgsballasts überdenkt: "Ich wünsche mir, dass wir uns das Performance-Gewicht-System einmal anschauen. Das, was dabei herausgekommen ist, hat keinem so richtig gefallen. Das ist für mich das Hauptthema."