Nicht Fisch, nicht Fleisch war das DTM-Wochenende in Oschersleben für Mercedes. Gegen die leichten BMW war man chancenlos, aber immerhin Pascal Wehrlein konnte in die Phalanx der Münchner zumindest etwas einbrechen. Der Lohn: Wehrlein ist neuer Gesamtführender der DTM. Am Nürburgring soll diese Position verteidigt und bestenfalls vorentscheidend ausgebaut werden. Problem: der 20-Jährige hat das schwerste Auto.

Das Team: Alle für Wehrlein - das ist das Mercedes-Motto für den Nürburgring. 14 Punkte hat dieser Vorsprung in der Gesamtwertung auf Mattias Ekström. Der nächstbeste Sternenfahrer in der Meisterschaft ist Gary Paffett auf Rang sieben. Eine klare Ausgangslage. Ausgerechnet diese beiden haben jedoch die schwersten Autos im Feld (1130 bzw. 1127,5 kg), was das Unterfangen in der Eifel nicht unbedingt einfacher macht. Paffett jedenfalls gibt sich angriffslustig. "Ich freue mich darauf, hoffentlich in beiden Rennen zu punkten und vielleicht auf dem Podium zu stehen", so der Brite.

Soll Wehrlein unterstützen: Gary Paffett, Foto: DTM
Soll Wehrlein unterstützen: Gary Paffett, Foto: DTM

Die Fahrer: Im Gegensatz zu Audi, wo drei Fahrer noch um die Meisterschaft kämpfen und sich dementsprechend hochpushen, ist im Mercedes-Lager in dieser Saison ein ziemliches Gefälle zu erkennen. Robert Wickens startete gut in die Saison und trumpfte am Norisring groß auf, seither blieb er jedoch in allen acht (!) folgenden Rennen punktelos. An die Eifel hat der Kanadier aber gute Erinnerungen, 2013 gewann er dort. "Der Nürburgring war stets eine gute Strecke für mich. Ich habe bislang in jedem DTM-Rennen hier gepunktet. Deswegen bin ich optimistisch, dass ich hier endlich ein gutes Wochenende erleben werde", gibt er sich optimistisch, wohlwissend um die mageren Auftritte zuletzt. "Die vergangenen Rennen waren eine Katastrophe und ich freue mich darauf, das Pech abzuschütteln."

Erstmals in einem DTM-Auto auf der Strecke unterwegs sein werden die Rookies Lucas Auer und Maximilian Götz. Bislang tun sich die beiden in dieser Saison äußerst schwer, von den Stammfahrern liegt nur Adrien Tambay in der Meisterschaft noch hinter ihnen. "Ich trainiere viel und freue mich sehr auf das bevorstehende Wochenende. Letztes Jahr konnte ich dort in der Formel 3 ein Rennen gewinnen und verbinde somit ein gutes Gefühl mit der Strecke", so Auer, der in Oschersleben einen heftigen Unfall unbeschadet überstand.

Und Wehrlein? Der war am vergangenen Wochenende wieder bei der Formel 1 zu Gast und stimmte sich in Singapur auf den Schlussspurt in der DTM ein. "Wichtig ist, dass wir ein perfektes Wochenende zusammenbekommen. Dann sind wir sicher in der Lage, um vordere Positionen und auch Siege mitzufahren, was uns unserem großen Ziel einen Schritt näher bringen würde", blickt er angriffslustig auf die beiden Rennen. Jedoch tut er sich schwer, das Kräfteverhältnis einzuschätzen. "Die Strecke in der Eifel ist auch eine ganz andere als in Oschersleben. Ich gehe davon aus, dass es ein enger Kampf zwischen allen drei Marken wird."

Kann Pascal Wehrlein seine Gesamtführung verteidigen?, Foto: DTM
Kann Pascal Wehrlein seine Gesamtführung verteidigen?, Foto: DTM

Das Auto: In den vergangenen drei Jahre schafften es nur zwei Mercedes-Fahrer auf das Podest, beide 2013: Robert Wickens siegte, Christian Vietoris wurde Dritter. Mit dem aktuellen Mercedes-AMG C 63 DTM lief es vergangenes Jahr durchwachsen. Zwar fanden sich fünf Autos unter den Top 10 wieder, das Podest aber blieb ohne Mercedes-Beteiligung. Die Gewichte der Mercedes befinden sich für das Wochenende etwa auf einer Höhe mit den Audis.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Pascal Wehrlein könnte sich bereits zum Meister krönen - doch es ist unwahrscheinlich, dass es so kommt. Audi durfte deutlich Gewicht ausladen, die beiden schwersten Boliden sind jene von Wehrlein und Paffett. Keine leichte Ausgangsposition. Hinzu kommt die Inkonstanz der übrigen Sternenfahrer, denn bekanntlich ist ein starkes Team enorm wichtig im Kampf um den Titel. Es wäre ein Erfolg, wenn Wehrlein die Eifel noch als Gesamt-Führender verlässt. (Chris Lugert)