'Idiot! Amateur!' In den letzten Wochen gingen die DTM-Fahrer verbal nicht gerade zimperlich miteinander um. Von Wehrlein über Ekström bis Glock - da flogen abseits der Strecke in Interviews oder auch per Twitter mal ordentlich die Fetzen. Ich glaube, dass diese etwas rauere Gangart gut bei den Fans ankam, quasi als angenehme Gegenreaktion zum gesichts- und profillosen DTM-Fahrer, wie es in der Vergangenheit immer wieder kritisiert wurde.

Nun wollen wir nicht, dass sich die Fahrer gegenseitig an die Gurgel gehen. Die Action gehört vor allem auf die Rennstrecke. Dass die Fahrer aber auch außerhalb des Cockpits Emotionen zeigen, halte ich für unheimlich wichtig. Am Ende lebt der Sport doch von den unterschiedlichen Charakteren. Das war in den letzten Jahren in der DTM leider etwas untergegangen. Vor allem, weil sich die Hersteller in den Vordergrund drängten und die Fahrer dadurch in den Hintergrund rückten.

In der DTM 2015 ist Feuer drin, Foto: DTM
In der DTM 2015 ist Feuer drin, Foto: DTM

Emotionen gehören dazu

Ich kann mich auch an die eine oder andere Szene erinnern, in der der DMSB meiner Meinung nach überhart auf emotionale Ausbrüche reagiert hat. Bruno Spengler und sein Stinkefinger am Lausitzring 2013 lassen grüßen... Zum Glück hat hier ein Umdenken bei den Beteiligten eingesetzt. Sie haben erkannt, dass all diese Emotionen und auch die Polarisierung Teil des Sports sind und einfach dazugehören.

Für viele Zuschauer und Fans ist es vielleicht nicht immer ganz verständlich, was da überhaupt passiert und in den Köpfen der Fahrer vor sich geht. Im Rennen und auch danach noch bist du voller Adrenalin und bis unter die Helmspitze motiviert. Du gibst alles auf der Strecke - wenn dir dann einer reinfährt oder dich von der Strecke schießt, dann bist du eben stocksauer. Das ist vergleichbar mit Fußball. Wenn dir einer im vollen Lauf die Beine wegtritt, dann denkst du ja auch nicht: Danke, das war aber nett...

Kein Geheimnis: Sport lebt von Emotionen, Foto: Audi
Kein Geheimnis: Sport lebt von Emotionen, Foto: Audi

Früher war es härter

Ich kann euch sagen: Zu meiner aktiven Zeit ging es noch eine Ecke härter zur Sache. Da ist nicht nur mal ein Helm in die Ecke geflogen, da konnte es in Ausnahmefällen auch mal richtig handfest werden. Aber es waren andere Zeiten. Heute nutzen die Fahrer beispielsweise auch die sozialen Netzwerke, um mal Dampf abzulassen. Ich glaube, auf diesen Kanälen kann man sogar noch mehr polarisieren als live im Fernsehen.

Letztendlich ist das gut für den Sport und sorgt dafür, dass die DTM auch nach dem Rennwochenende im Gespräch bleibt. Bei all den unterschiedlichen Sport- und Freizeitangeboten ist es wichtig, dass sich der Motorsport aus der Masse hervorhebt. Und wo könnte man besser seinen Emotionen freien Lauf lassen als im Sport...