Bei den DTM-Titelanwärtern Pascal Wehrlein (Mercedes), Mattias Ekström, Edoardo Mortara und Jamie Green (alle Audi) dürften sich nach dem Samstagsrennen von Moskau die verschiedensten Stimmungsbilder eingestellt haben. Die zu vergebenden Rollen: Der strahlende Sieger, der etwas enttäuschte Viertplatzierte, der zufriedene Sechste und der völlig gefrustete Ausgeschiedene.

Pascal Wehrlein siegte an diesem Nachmittag an allen Fronten. Er überholte während des Rennens Pole-Setter Marco Wittmann im BMW, gewann den ersten Lauf und eroberte die Führung in der Gesamtwertung von Mattias Ekström zurück. Überdies ließ er seinen Worten, die in Spielberg durch das Audi-Manöver verlorenen Punkte auf der Strecke zurückholen zu wollen, zügig Taten folgen. Die vor dem Rennwochenende ausgegeben Mercedes-Losung, nach vorne zu blicken und die "#schiebihnraus"-Aktion nicht mehr zu thematisieren, ging bis dato voll auf.

Wehrlein gut gelaunt, Green enttäuscht, Mortara zufrieden, Ekström bestraft

Entsprechend gut gelaunt zeigte sich Wehrlein nach der Zieldurchfahrt: "Das war ein super Rennen und die richtige Antwort auf Spielberg. Mein Auto war heute einfach klasse", so der 20-Jährige. Zum Zweikampf mit Vorjahressieger Marco Wittmann, der nach dem Qualifying führte, sagte der Mercedes-Pilot: "Ich wusste, dass Ekström ausgefallen war, deshalb bin ich nicht zu viel Risiko eingegangen. Sonst hätte ich früher attackiert. Marco hat sich mit allen Mitteln gewehrt, ist dabei aber sehr fair gefahren."

Stranger in Moscow: Es war nicht der Tag des Matthias Ekström, Foto: Audi
Stranger in Moscow: Es war nicht der Tag des Matthias Ekström, Foto: Audi

Für Jamie Green dagegen war der Samstag eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die mit einer Enttäuschung endete. Der dominierende Fahrer des Saisonauftakts, in der Gesamtwertung auf Platz vier zurückgefallen, ging von Startplatz drei ins Rennen und wartete während des Zweikampfs Wittmann/Wehrlein geduldig auf seine Chance. Als der Mercedes-Pilot am BMW vorbei war, schien es für einen Moment so, als könne auch der Brite Wittmann passieren. Doch letztlich musste der orange Audi stattdessen noch Bruno Spengler gewähren lassen, der sich ganz kurz vor Schluss aufs Podest vorschob.

Edoardo Mortara stand weder vor noch während des Rennens sonderlich im Blickpunkt, was an sich etwas ungerecht war. Schließlich fuhr der Audi-Pilot nach mäßigem Qualifying (Platz 12) Stück für Stück nach vorne und kam als Sechster ins Ziel. Unter Beachtung der Ausgangslage dürfte das den Dritten der Gesamtwertung zufriedenstellen, zumal er verhindern konnte, dass Green dort deutlich aufholt. Gerade einmal fünf Punkte trennen ihn jetzt außerdem nur noch vom zweitplatzierten Mattias Ekström.

Dessen Stimmung dürfte nach dem Samstags-Rennen deutlich trübseliger sein. Der Schwede war mit dem schwersten Auto im Feld Sechster nach dem Qualifying und schob sich schnell auf Rang fünf vor. In Runde elf versuchte er, am viertplatzierten Timo Glock vorbeizugehen. Es kam zu einer Kollision, bei der beide Fahrer ausschieden. "Timo bekam Probleme und wurde langsamer", kommentierte Ekström die Szene hinterher und fuhr fort: "Ich wollte gemütlich überholen und habe nicht damit gerechnet, dass er mir keinen Platz lässt. Aber offenbar wird die Gangart in dieser Phase der Meisterschaft härter."

Auf die Frage, ob er verstehen könne, dass Glock nun sauer auf ihn sei, antwortete der 37-Jährige: "Wenn man langsam ist, dann ist man immer sauer." Die Rennkommissare sahen es anders und erklärten Ekström zum Schuldigen. Er wird im Rennen am Sonntag um drei Plätze nach hinten versetzt. Damit dürfte es umso schwieriger werden, die im Sprintrennen an Pascal Wehrlein verlorene Führung in der Gesamtwertung zurückzuerobern.