Viel geredet wurde über Tom Blomqvist am Rennsonntag am Norisring. Wieso wurde er disqualifiziert? Gab es am RBM-BMW mit der Startnummer 31 ein illegal installiertes Teil? Der DMSB hat nach einer technischen Abnahme das Auto nach dem Rennen aus der Wertung genommen, weil ein aus Sicht der Sportkommissare Performance-förderndes, illegales Fahrerkühlsystem montiert worden ist.

Das Chassis wurde noch vor Ort am Norisring versiegelt. "Das Auto wurde dann zur DEKRA nach Klettwitz gebracht. Erst vergangenen Mittwoch wurde dort mit DEKRA-Technikern und unseren Leuten eine Inspektion durchgeführt", sagte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt. "Es gab eine grundsätzliche Bestandsaufnahme des Chassis. Das ist ein normaler Teil des Evaluationsprozesses." Da es von Seiten des Herstellers keinerlei Bedenken an der Legalität des Systems gibt, wird nun ein Berufungsgericht darüber entscheiden müssen.

Unmut herrscht bei BMW deswegen nicht. "Es ist ein normaler und supertransparenter Prozess", so Marquardt. "Dadurch wird alles geklärt und ist dann für alle vertretbar und nachvollziehbar. Ich habe da vollstes Vertrauen in den DMSB und die Berufungsinstanz. Das ist ein absolut normales Vorgehen." Die Berufungsverhandlung ist für den 29. Juli vorgesehen. Das bremst BMW in der Entwicklung dieses Systems natürlich aus.

Tom Blomqvists BMW wurde nach dem Rennen disqualifziert, Foto: BMW AG
Tom Blomqvists BMW wurde nach dem Rennen disqualifziert, Foto: BMW AG

Einen Antrag zu Prüfung des Systems gab es vorab nicht. Marquardt erklärt: "Dieses Jahr ist das technische Reglement wieder sehr spät fertig geworden. Aber die Informationen benötigt man, um zu wissen, welches System umgesetzt werden kann und welches nicht." Bei BMW war man schließlich der Meinung, das System sei legal und könne am Norisring erstmals an einem Fahrzeug zum Test angebracht werden.

Wann genau das Fahrerkühlsystem wieder zum Einsatz kommt, sofern vom Gericht freigegeben, steht noch nicht fest. "Der 29. Juli ist der letztmögliche Termin für uns. Daher müssen wir schauen, ob wir das für alle Autos in so kurzer Zeit noch hinkriegen", spielt Marquardt auf das nächste Rennwochenende auf dem Red Bull Ring in Spielberg an.

Gerüchte, es würde sich bei dem System um einen angeblasenen Diffusor handeln, verbannt der BMW-Motorsportdirektor ins Reich der Fabeln. "Wahnsinn, was da alles hineininterpretiert wird. Jeder, der das Reglement kennt, weiß, dass solche Geschichten in die Welt der Fabeln gehören. Den 'blown diffusor' mit unserer Fahrerkühlung in Verbindung zu bringen - das ehrt uns, wenn man denkt, wir wären so smart", spaßt der BMW-Motorsportdirektor.

Konkurrenz versteht Vorgehensweise

Dieter Gass, DTM-Leiter bei Audi, sieht in dem Prozedere nichts Besonderes: "Jeder interpretiert das Reglement auf seine Weise. Und jeder versucht auch, es auszunutzen. Hier obliegt es dem DMSB, zu sagen: 'Hier ist man als Hersteller zu weit gegangen oder es ist noch okay.'" Bei Audi würde man denselben Weg einschlagen. "Wenn der DMSB etwas an meinem Auto bemängelt und ich bin mir sicher, dass es legal ist, dann würde ich genau denselben Weg wählen", so Gass.

Ob die Konkurrenz das besagte System adaptieren würde, darüber ist man gespaltener Meinung. "Sollte BMW recht bekommen, versuchen wir, das System zu verstehen und werden es auch nachbauen", so Gass. Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz würde eher davon absehen. "Wir haben ja sehr athletische Fahrer, die auch mit hohen Temperaturen klar kommen," spaßte er.