14 Punkte sind es, die Mattias Ekström in der Meisterschaft vom Vorsprung von Pascal Wehrlein abfeilen muss. Dabei kann er erstmals in dieser Saison auf einen Gewichtsvorteil hoffen, denn sein Audi RS5 DTM wird zweieinhalb Kilogramm leichter sein als der Mercedes seines jungen Widersachers. Nach dem durchwachsenen Oschersleben-Wochenende durfte Audi Gewicht ausladen. Auch Edoardo Mortara und Jamie Green, die mit 30 respektive 33 Punkten Rückstand noch Meisterschaftschancen haben, werden versuchen, diesen Vorteil auszunutzen.

Das Team: Es wird sich größtenteils alles um Mattias Ekström drehen, lediglich Mortara und Green werden sich die Frage stellen müssen, ob sie lieber ihren Teamkollegen unterstützen oder um die eigene Meisterschaft fahren sollen. Natürlich stehen die Teams rund um Dieter Gass vor derselben Frage. Audi kann auf mehrere Joker bauen: Adrien Tambays Audi ist gemeinsam mit den BMWs von Maxime Martin und Martin Tomczyk das leichteste Auto im ganzen Feld (1112,5 Kilogramm), Miguel Molina und Timo Scheider gehören zu den zweitleichtesten (1115 Kilo).

Zum Vergleich: Ekström und Mortara müssen insgesamt 1127,5 Kilogramm um die Kuranbindung des Nürburgring GP-Kurses schleppen, Pascal Wehrlein ist mit 1130 Kilogramm das Schwergewicht im Fahrerfeld. Mercedes hat deutlich weniger leichte Fahrzeuge im Feuer als Audi, dieser Vorteil spricht für Ekström und Ingolstadt. Dieter Gass frohlockt: "Natürlich möchten wir im Oktober möglichst als Spitzenreiter beider Wertungen zum Finale nach Hockenheim kommen. Da wir am Nürburgring endlich wieder mit vergleichbaren Gewichten an den Start gehen wie unsere Wettbewerber, besteht auf jeden Fall die Chance."

Mannschaftliche Geschlossenheit ist ein Muss im Kampf gegen Pascal Wehrlein, Foto: Audi
Mannschaftliche Geschlossenheit ist ein Muss im Kampf gegen Pascal Wehrlein, Foto: Audi

Ekström im Nürburg-Dornröschenschlaf

Die Fahrer: Mattias Ekström genießt die absolute Priorität bei Audi. Der Schwede weiß, wie es auf der Kurzanbindung des Nürburgrings geht, schließlich konnte er 2005 und 2011 gewinnen. Seitdem konnte er jedoch in der Eifel keinen einzigen Punkt mehr holen. Es gibt keinen besseren Moment als diesen, um diese schwarze Serie zu beenden. Auch er hofft insbesondere auf die Performance-Gewichte: "Am Nürburgring treten wir auf Augenhöhe an."

Edoardo Mortara geht mit einer in den letzten Jahren weitaus besseren Statistik an den Start: In seinen vier Anläufen auf dem Nürburgring stand der Italiener mit den zwei Staatsbürgerschaften schon zweimal auf dem Podium und landete nur einmal außerhalb der Punkteränge. Nach seinem dritten Rang im Vorjahr und Platz zwei in der Saison 2012 wäre es für ihn an der Zeit, die Serie von podiumslosen ungeraden Jahren bei dieser Ausgabe zu durchbrechen. Wenn er in diesem Rennen nicht massiv auf Pascal Wehrlein aufholt, ist er aus dem Meisterschaftskampf endgültig raus.

Gleiches gilt auch für Jamie Green, der auf der vierten Meisterschaftsposition 33 Punkte Rückstand hat. Allerdings müsste für eine entsprechende Platzierung im Meisterschaftskampf schon ein Clean-Sweep wie zu Saisonbeginn her, gleichzeitig dürfen Ekström und Mortara nicht in seine Nähe kommen. Denn Audi kann es sich nicht erlauben, dass sich drei Fahrer die Punkte gegenseitig wegnehmen. In der Unterstützerrolle: Mike Rockenfeller, der in den letzten vier Nürburgring-Rennen nie schlechter als Fünfter war, Nico Müller und die drei schon thematisierten Joker Scheider, Tambay und Molina.

Einer der Leichtgewichts-Joker: Adrien Tambay, Foto: DTM
Einer der Leichtgewichts-Joker: Adrien Tambay, Foto: DTM

Das Auto: Dass Audi seit Einführung des 2012er-Reglements in der DTM es nicht geschafft hat, am Nürburgring zu gewinnen, liegt unter anderem daran, dass man im Vorjahr eine monumentale Ausgangssituation nicht in einen Sieg umwandeln konnte: Fünf der sechs ersten Startplätze wurden von Audi-Piloten belegt, doch gegen Marco Wittmann war kein Kraut gewachsen. Es wäre wieder Zeit für Audi, die Nürburgring-Bilanz aufzubessern, schließlich ist der letzte Sieg eben jener von Mattias Ekström aus dem Jahre 2011. Zuvor hatte Martin Tomczyk 2009 einen weiteren Sieg geholt.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Jetzt oder nie. 14 Punkte sind noch kein zu großer Abstand, aber will Audi den bärenstarken Pascal Wehrlein in der Fahrerwertung noch mit einem der drei Fahrer abfangen, muss eine mannschaftlich geschlossene Leistung her. Hinzu kommt, dass sich die Audi-Piloten ein erfolgreiches Wochenende mit Kilos für Hockenheim erkaufen müssen. Am besten zieht man also gleich an Wehrlein vorbei, doch so einfach wird das nicht. Im Vorjahr gelang es Audi mit fünf Mann nicht, Marco Wittmann am Sieg zu hindern. Eine solche Niederlage wird sich Audi nicht noch einmal erlauben wollen. (Heiko Stritzke)