Vor dem Norisring war die Situation bei Mercedes relativ festgefahren. Audi war insgesamt schneller, BMW hatte man im Griff. In Nürnberg aber brillierte Mercedes mit einem Vierfachsieg in Rennen 1 und einem Doppelsieg am Sonntag, dazu reihten sich im zweiten Lauf fünf weitere Sternenfahrer unter den Top 10 ein. Kann der Erfolg in Zandvoort wiederholt werden?

Die Teams: Die beiden HWA-Teams machten die Siege auf dem Norisring unter sich aus. Zudem feierte ART Grand Prix mit einem Podestplatz und zwei weiteren Punkterängen das bislang beste Wochenende der Debüt-Saison. "Mit insgesamt fünf Podiumsplatzierungen und zwei Siegen haben wir am Norisring natürlich ein perfektes Wochenende erlebt. Allerdings ist der Norisring aufgrund seiner speziellen Streckencharakteristik kein Gradmesser für die weitere Saison", warnt der DTM-Chef von Mercedes, Ulrich Fritz. Er ist sich sicher: "In Zandvoort wird sich das Kräfteverhältnis, auch durch die veränderten Performancegewichte, sicher wieder anders darstellen."

Robert Wickens gewann auf dem Norisring das Sonntagsrennen, Foto: DTM
Robert Wickens gewann auf dem Norisring das Sonntagsrennen, Foto: DTM

Dennoch wollen die Stuttgarter auch an der Nordseeküste ein gutes Wörtchen mitreden. Und Fritz glaubt, dass hier zum ersten Mal die Reifen ein Faktor werden könnten, gerade im Sprintrennen am Samstag ohne Boxenstopp. "Interessant wird sicher sein zu beobachten, wie lange der Reifen auf dieser Strecke hält. Zandvoort ist der Kurs im Kalender, der am härtesten für den Reifen ist", weiß er um die Besonderheit der Strecke. "In der Vergangenheit hatten alle Teams immer mit hohem Reifenverschleiß zu kämpfen. Das muss man auch in der Rennstrategie berücksichtigen", so Fritz.

Die Fahrer: In der Fahrerwertung der DTM liegt Pascal Wehrlein als bester Mercedes-Pilot auf Rang drei. In Nürnberg gewann er das Samstagsrennen. Dennoch gibt sich die aktuelle Speerspitze der Sternenfahrer zurückhaltend. "Nach dem erfolgreichen Wochenende auf dem Norisring, mit meinem Sieg am Samstag, bin ich natürlich momentan optimistisch gestimmt. Man muss aber auch realistisch sein und sich klar machen, dass Zandvoort eine komplett andere Strecke ist als der Norisring", so Wehrlein. Hoffnung macht ihm die Strecke, im vergangenen Jahr fuhr er Streckenrekord in Zandvoort.

Bereits dreimal siegreich in den Niederlanden war Gary Paffett. Der Meister von 2005 konnte seine Leistungen zuletzt stabilisieren und brennt auf das Rennen. "Selbstverständlich freue ich mich auf Zandvoort. Ich habe dort schon dreimal gewonnen. Die Strecke liegt mir also", stellt er klar. Die Vorzüge des Wochenendes hebt er hervor: "Es ist ein schwieriger Old-School-Kurs. Jeder Fehler wird bestraft. An der Strecke herrscht stets eine fantastische Atmosphäre vor." Einen Spaziergang wie in Nürnberg erwartet er jedoch nicht. " Mit Blick auf die Performance wird es definitiv nicht so einfach wie auf dem Norisring. Es wird schwer und wir werden hart arbeiten müssen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen", weiß Paffett um die Situation.

Mit Rückenwind fährt auch Lucas Auer nach Zandvoort. Der Österreicher konnte auf dem Norisring seine ersten Zähler einfahren. " Ich hoffe, ich kann die positive Entwicklung des letzten Rennwochenendes in Holland fortsetzen. Das wird aber sicher nicht einfach. Die Strecke ist aufgrund ihres Layouts eine große Herausforderung, aber ich hoffe, auch hier meine Pace zu finden", sagte der 20-Jährige.

Lucas Auer gelangen in Nürnberg seine ersten Zähler, Foto: DTM
Lucas Auer gelangen in Nürnberg seine ersten Zähler, Foto: DTM

Das Auto: Der Mercedes-AMG C63 DTM ist wohl das Auto, das im Vergleich zur vergangenen Saison den größten Sprung nach vorne gemacht hat. Dank der geringeren Performance-Gewichte gab es in Nürnberg zuletzt eine fast vergessene Dominanz. Trotz mahnender und zurückhaltender Worte ist eine Aufbruchstimmung auszumachen. "Ich freue mich sehr auf das Wochenende und bin gespannt, um wieviel besser unser Auto im Vergleich zum Vorjahr ist. Schaut man sich unsere Entwicklung an, sollten wir auch in Zandvoort in der Lage sein, hoch zu punkten", glaubt zum Beispiel Paul di Resta.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Ja, Mercedes profitierte auf dem Norisring von den Zusatzgewichten, die Audi mit sich herumtragen musste. Entsprechend werden nun auch die Stuttgarter ordentlich draufpacken müssen. Nichtsdestotrotz sollte Mercedes in der Lage sein, um die vorderen Platzierungen zu kämpfen. Die geschlossene Mannschaftsleistung von Nürnberg gab Auftrieb und Selbstvertrauen, mit Pascal Wehrlein liegt einer der Mercedes-Piloten noch aussichtsreich im Meisterschaftsrennen, zusätzlich mag er die Strecke sehr. Nach der Audi-Show am Lausitzring und der Mercedes-Dominanz in Nürnberg sollte es durch die Performance-Gewichte dieses Mal ziemlich eng zugehen.