Eine kleine Tradition bei Motorsport-Magazin.com: An den DTM-Wochenenden haben wir häufiger die Möglichkeit, mit den Bands zu sprechen, die im Rahmen der Rennen auftreten. Beim diesjährigen Saisonauftakt in Hockenheim war Glasperlenspiel an der Reihe - die Band, die den offiziellen Song zur DTM-Saison 2014 geschrieben hat. Auf mysteriöse Art und Weise war das Interview verschollen - jetzt ist es wieder da. Mit etwas Verspätung präsentieren wir nun das komplette Gespräch mit all seinen kleinen Hürden.
Hallo Glasperlenspiel! Wie kam es eigentlich dazu, dass ihr den offiziellen DTM-Song schreibt?
Daniel Grunenberg: Wir wurden direkt darauf angesprochen, den DTM-Song für 2014 zu schreiben. Ich bin Geschwindigkeits-Fan, das passte also. Wir haben uns ans Werk gemacht und der Song hat den Verantwortlichen gut gefallen.
Der Song heißt 'Ich kämpfe um dich'. Wie funktioniert das, ein Lied für eine Rennserie zu schreiben?
Carolin Niemczyk: Das war ganz witzig. Wir hatten vor der Anfrage schon angefangen einen Song zu schreiben und der Refrain passte textlich gut, fanden wir. Wir haben ein paar Strophen angepasst, so dass es auch zur Rennstrecke passte. Zwei Menschen, die sich suchen - das ist die Geschichte dahinter.
Ist das nicht ein Widerspruch in sich: Lauter Motorenlärm auf der einen Seite, melodische Werke auf der anderen?
Daniel Grunenberg: Nein, das denke ich nicht. Sport und Musik passen sowieso gut zusammen. Im Motorsport geht es immer um Geschwindigkeit und auch in der Musik arbeitest du mit Tempo... [In der Box direkt neben dem Interview-Raum wird der Motor eines Cup-Porsche angelassen]
Wie bitte?
Daniel Grunenberg: ...
Carolin Niemczyk: GANZ SCHÖN LAUT HIER!
STÖRT EUCH DER MOTORENLÄRM NICHT? MUSIKER HABEN DOCH SO EMPFINDLICHE OHREN!
Daniel Grunenberg: Also es ist natürlich so... [Motorsound wird noch lauter, man versteht sein eigenes Wort nicht mehr.]
Während die Mechaniker den Motor des Porsche aus dem Carrera Cup auf Herz und Nieren prüfen und dabei infernalischen Krach machen, starren wir uns am Tisch an. Peinliche Stille bei gefühlten 150 dB Umgebungssound... Guter Einfall von Carolin: Wir wechseln spontan die Location.
[Standortwechsel: Ich sitze jetzt mit Glasperlenspiel einen Raum weiter - im Vorbereitungsraum der Band. Dem innersten Heiligsten quasi. Laut ist es immer noch. Aber es gibt Catering.]
SIEHST DU EINEN UNTERSCHIED ZWISCHEN MOTORSPORT-FANS UND FANS EURER BAND?
Daniel Grunenberg: ICH GLAUBE, ES GEHT GENERELL... [Plötzlich vollkommene Ruhe. Ein Wunder!] Aaaaah, jetzt ist es viel besser. Also, es geht generell darum, sich für eine bestimmte Sache begeistern zu können. Ein Motorsport-Fan kann Fan unserer Musik sein und auch anders herum. Wir finden es immer spannend, mit diesen Synergien zu arbeiten.
Seid ihr vor Auftritten bei Konzerten eigentlich aufgeregt?
Carolin Niemczyk: Ja, schon ein bisschen. Ein bisschen Nervosität gehört aber auch dazu, finde ich.
Wie seid ihr damit umgangen, auf einmal sehr viele Fans zu haben?
Daniel Grunenberg: Als Künstler freut dich das natürlich. Als wir unser erstes Album 2011 veröffentlicht haben, wussten wir ja gar nicht, was passieren würde. Finden das die Leute überhaupt gut, was wir da machen? Interessiert sie das eigentlich? Als dann so ein Hype darum entstanden ist, war das schon toll und eine super Bestätigung für uns.
Ich habe gelesen, dass ihr nicht nur zusammen Musik macht, sondern auch ein Paar seid. Wie funktioniert das?
Carolin Niemczyk: Anfangs hatten wir schon ein paar Bedenken, aber wir haben uns da ganz gut arrangiert. Man darf eben nicht vergessen, dass man zwar Bandkollege, aber eben auch Partner ist. Bis jetzt bekommen wir das ganz gut hin, ohne uns zu hauen...
Wo knallt es potenziell am meisten? Wenn ihr euch beim Songschreiben nicht einig seid?
Daniel Grunenberg: Beim Songwriting eigentlich gar nicht, weil da die Fronten klar geklärt sind. Caro ist eher der Textpart und ich kümmere mich um das Musikalische. Da ergänzen wir uns sehr gut und grätschen uns nicht gegenseitig rein. Meinungsverschiedenheiten gehören dazu, aber das sind alles Kleinigkeiten.
Zurück zum Motorsport: Was hat euch bisher so bei der DTM im Fahrerlager gefallen?
Daniel Grunenberg: Den VW Scirocco Cup finde ich klasse! Das ist sowieso ein schönes Auto...
Du weißt, dass du theoretisch bei diesem Cup mitfahren kannst? Da gab es schon einige Musiker...
Daniel Grunenberg: Wenn ich mal die Zeit finde, möchte ich auf jeden Fall eine Rennlizenz machen. Das muss einfach sein.
Carolin Niemczyk: Unser Drummer wäre dann garantiert auch dabei.
Daniel Grunenberg: Ja, mit dem zusammen würde ich dann im Team fahren. Cool!
Und was wäre dein Part in dem Team, Caro?
Carolin Niemczyk: Ich würde dann da mit so einer Fahne und so einem knappen Anzug daneben stehen...
Okay... Ich dachte eigentlich, dass du sagen würdest: 'Ich schreibe dann den Song dazu'...
Carolin Niemczyk: Ach, für meine Jungs würde ich das schon mal machen.
Schauen wir uns dann an. Danke für das Gespräch und weiter viel Erfolg.
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