Mercedes hat es durchgezogen. Die komplette DTM-Saison 2014 startet man mit nur sieben, statt der eigentlich vereinbarten acht Boliden. Anders Audi und BMW, welche die Kosten schultern und jeweils acht Fahrzeuge an den Start bringen. Entsprechend unzufrieden ist die Mercedes-Konkurrenz mit der Situation. "Es ist klar, was zwischen den Herstellern abgemacht war", deutet BMW-Chef Jens Marquardt in Zandvoort vielsagend an.

"Die Hersteller haben Vereinbarungen miteinander getroffen und daran muss man sich halten. Die Hersteller bestimmen, wie viele Autos sie einsetzen - und darauf muss man sich einigen. Wenn sie sich auf acht Autos geeinigt haben, dann ist das auch so. Ganz einfach. Für mich persönlich ist es wichtig, dass wir mindestens 20 Autos im Teilnehmerfeld haben", sagt ITR-Chef Hans Werner Aufrecht im Interview mit Motorsport-Magazin.com

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Hält sich Mercedes an die Absprachen?

Doch erfüllt Mercedes 2015 wirklich die Vereinbarung? Was ist der aktuelle Stand der Planung? Woran könnte das Vorhaben scheitern, wie könnte es gelingen? Wäre gar ein Kundenteam die Lösung aller Kostenprobleme? Fragen über Fragen, die Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff beim Saisonfinale ausführlich beantwortet.

Der einfachsten aller Lösungen erteilt Wolff ein klare Absage: "Ich glaube nicht, dass wir in der DTM kurzfristig ein Kundensport-Programm sehen werden. Die DTM steht für Werks-Motorsport. Und wir haben die Entscheidung getroffen, die Budgets für Werks-Motorsport bereitzustellen. Das ist eine knallharte Rechnung. Ich sehe keine Perspektive für Kundensport. Das wäre nicht die DTM!"

Ein komplett neues Team muss her

Mercedes braucht ein drittes Team, um acht Autos zu stellen, Foto: Mercedes-Benz
Mercedes braucht ein drittes Team, um acht Autos zu stellen, Foto: Mercedes-Benz

2014 fuhr Mercedes mit fünf Autos bei HWA und zwei bei Mücke. Will man die Flotte 2015 um ein Auto aufstocken, führt der Weg Wolff zufolge keineswegs darüber, einem der beiden bestehenden Teams ein weiteres Fahrzeug zuzuschustern. "Wenn wir die Situation im kommenden Jahr ändern wollen, brauchen wir ein zusätzliches Einsatzteam und weitere Ressourcen. Wir diskutieren gerade darüber, wie wir das bestmöglich hinbekommen", sagt Wolff.

Interessenten gebe es bereits. "Jede Menge Teams haben sich beworben. Wirklich gute Teams, mit denen wir in der Vergangenheit schon zusammengearbeitet haben", sagt der Rennleiter. Doch wieso nicht einfach HWA und Mücke aufstocken? Ganz einfach: die beiden Mannschaften haben schon mit ihren sieben Autos mehr als genug zu tun.

Überfordert sei HWA allerdings nicht, kommt Wolff möglichen Fehlinterpretationen zuvor. "Die HWA-Mannschaft ist nicht in Frage zu stellen. HWA hat seit jeher den richtigen Racing Spirit gehabt, aber die Umstände haben sich geändert. Wir mussten die Mannschaft den neuen Umständen entsprechend anpassen. Es wird viel mehr Aufwand getrieben und der Professionalisierungsgrad ist höher", sagt Wolff. Dazu habe man viel externes Know-how in die DTM gelotst, etwa von MGP oder HTP und das Budget um zehn Prozent aufgestockt. "Da haben wir uns gut aufgestellt - ohne hier Formel 1 zu spielen, was nicht Sinn der Sache ist", ergänzt Wolff.

Keine Superstars, nur Superteams

Keine Superstars. Auch in der Formel 1 gibt es nur Superteams, sagt Wolff, Foto: Mercedes AMG
Keine Superstars. Auch in der Formel 1 gibt es nur Superteams, sagt Wolff, Foto: Mercedes AMG

Abgeschlossen sei der Entwicklungsprozess allerdings noch nicht. "Gute Leute sind meistens nicht sofort verfügbar", erklärt der Rennleiter. Zwischen fünf bis zehn Mann fehlten noch. "Aber ich muss betonen: wir haben bereits super Leute bei HWA. Das Letzte was ich will ist, das Team zu demotivieren, indem ich jetzt irgendwelche Superstars hole. Es gibt keine Superstars, es gibt nur Superteams. Das ist auch die Philosophie in der Formel 1, da gibt es keinen Superman", erinnert Wolff.

Zudem seien alle Investition, ob nun in Mitarbeiter, ein neues Auto oder gar ein ganz neues Team stets "knallhartes Kalkül" - man müsse sich fragen, ob es sich lohnt oder nicht. "Wenn man sich dann dafür entscheidet, muss man es richtig machen. Mit Commitment. Wir versuchen immer das bestmögliche Preis-Leistungs-Verhältnis zu erzielen.