Hinter den Kulissen kommt die DTM nie zur Ruhe - vor allem 2014 nicht. Zur kommenden Saison wird es Änderungen geben, so viel steht fest. Motorsport-Magazin.com stellt die aktuellen Regeln auf den Prüfstand und gibt einen Ausblick auf die Saison 2015. Diesmal: der Strafenkatalog.

Strafen: Es muss sich etwas ändern

Mit Grüßen von Mercedes-Veteran Gary Paffett an potenzielle Neueinsteiger in die DTM: "Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir sehr viele komplizierte Regeln haben. Wenn du als neuer Fahrer in die DTM kommst, brauchst du erst mal eine Bedienungsanleitung." Sie sind an so ziemlich jedem Rennwochenende das große Thema in der Tourenwagenserie: Strafen. Kein Rennen vergeht, nach dem sich nicht mindestens ein Fahrer über das angewandte Strafmaß echauffiert und Änderungen für die Saison 2015 fordert.

Immer wieder sorgten kuriose Szenen für allgemeines Stirnrunzeln. Etwa zuletzt in Spielberg, als gleich fünf Fahrern wegen Missachtung der gelben Flaggen eine Durchfahrts-Strafe aufgebrummt worden war. Wer sich nicht ans Reglement hält, muss dafür sanktioniert werden - doch nicht selten fühlten sich die Piloten für dumm verkauft. "Wenn du vier oder fünf Leute siehst, die eine Durchfahrtsstrafe bekommen - und wir werden für professionelle Rennfahrer gehalten und machen unseren Job anständig - dann bedeutet das, dass etwas verändert werden muss", sagte etwa Mercedes-Fahrer Daniel Juncadella gegenüber Motorsport-Magazin.com nach den Vorfällen in Österreich.

Strafen nicht nachvollziehbar

Unverständnis an allen Ecken und Enden. Nach dem Lauf auf dem Nürburgring hatte Audi-Pilot Timo Scheider infolge eines Crashs mit Robert Wickens sogar die Kompetenz der Rennleitung infrage gestellt. Nächstes Jahr soll endgültig Schluss sein mit dem Regel-Wirrwarr. Erste Treffen haben bereits stattgefunden, um eine Lösung für 2015 zu finden. Weitere Gespräche werden über den Winter folgen. Das Ziel lautet, den Sport wieder verständlich zu gestalten - für Fahrer und Fans.

"Die Fahrer wissen gar nicht mehr, was in dem einen oder anderen Fall erlaubt beziehungsweise nicht erlaubt ist", sagte DTM-Experte Manuel Reuter gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Man hat versucht, mit den detaillierten Strafen jeden Vorfall individuell zu sehen und einen Passus dafür zu finden. Das ist allerdings so komplex geworden, dass die Umsetzung für die Fahrer schwierig ist. Zudem sind die Strafen in der Außendarstellung überhaupt nicht mehr nachvollziehbar. Es muss einfacher und klarer werden. Weniger ist mehr."

Flaggen-Regelung als ewiges Streitthema in der DTM, Foto: DTM
Flaggen-Regelung als ewiges Streitthema in der DTM, Foto: DTM

Gelbe Flaggen als Manko

Besonders im Blickpunkt der Kritik steht die Regelung unter gelben Flaggen. Wird in einem Bereich die gelbe Flagge geschwenkt, müssen die Fahrer im betreffenden Sektor eine halbe Sekunde langsamer fahren im Vergleich zur vorherigen Runde. Das Problem an der Geschichte: Da es in der DTM pro Runde nur drei großangelegte Sektoren gibt, steht es den Fahrern mehr oder weniger frei, wo genau sie verlangsamen, um die 0,5-Sekunden-Vorgabe einzuhalten. Theoretisch könnten die Piloten also mit Vollgas an der Gefahrenstelle vorbeifahren und einfach in einem anderen Abschnitt des Sektors vom Gas gehen.

Eine Möglichkeit mit Blick auf 2015 wäre, die drei Sektoren feiner zu unterteilen und genau zu bestimmen, wo die Fahrer lupfen müssen. "Gibt es im kommenden Jahr kein funktionierendes Marshalling-System, muss man zur alten Regelung zurückkehren und sagen, dass im jeweiligen Sektor keine persönliche Bestzeit gefahren werden darf", sagte Reuter weiter. "Das ist überschaubar und für jedermann nachvollziehbar. Das ganze Thema bekommt eine neue Qualität nach dem, was in der Formel 1 in Suzuka passiert ist. Das wird einen Einfluss auf die neuen Regeln haben." Gemeint ist der schwere Unfall von Marussia-Pilot Jules Bianchi beim Japan Grand Prix vor zwei Wochen, der die Sicherheitsdiskussion im Sport einmal mehr entflammen ließ.

2015 soll das Reglement vereinfacht werden, Foto: DTM
2015 soll das Reglement vereinfacht werden, Foto: DTM

Positiver Einfluss der DTMDA

Zur kommenden Saison stehen die Chancen gut wie selten zuvor, dass der Strafenkatalog entkompliziert wird. Erstmals werden die Piloten angehört - die neu gegründete Fahrervereinigung DTMDA macht es möglich. Bislang waren die Protagonisten in Reglementfragen eher ignoriert worden. "Wir Fahrer haben unsere Besprechungen an den Rennwochenenden und reden über verschiedene Themen", erklärte Tonangeber Timo Glock kürzlich. "Wir haben den einen oder anderen Vorschlag präsentiert, aber das deckt sich in etwa mit dem, was sich generell bewegt."

Dabei betonte DTMDA-Sprecher Reuter ausdrücklich, dass es um ein Miteinander aller Beteiligten gehe - zum Wohle des Sports, der zuletzt häufig in der Kritik stand. "Es geht uns nicht darum, einfach nur etwas zu kritisieren, sondern darum, konstruktive Vorschläge zu machen und miteinander das Beste herauszuholen", erklärte der frühere DTM-Champion. "Die Hersteller, der DMSB und die ITR sehen selbst, dass die DTM, so wie sie sich im Moment darstellt, bei den Fans nicht mehr diese Akzeptanz findet." Ein nachvollziehbares Reglement wäre ein wichtiger Schritt zurück in eine erfolgreiche Zukunft der Serie.

Nächster Prüfstand: Track Limits

Lesen Sie in der nächsten Motorsport-Magazin.com-Ausgabe von 'Regeln 2015 auf dem Prüfstand': Track Limits. Die DTM im Grenzbereich - und viel zu häufig weit darüber hinaus. Wo die Probleme liegen und was sich zur kommenden Saison ändern soll.