Hinter den Kulissen kommt die DTM nie zur Ruhe - vor allem 2014 nicht. Zur kommenden Saison wird es Änderungen geben, so viel steht fest. Motorsport-Magazin.com stellt die aktuellen Regeln auf den Prüfstand und gibt einen Ausblick auf die Saison 2015. Diesmal: die Reifen-Problematik.

Option-Reifen: Ende einer Ära bahnt sich an

Sie sollten das Heil der DTM sein: Option-Reifen. Die zur Saison 2013 eingeführten Mischungen versprachen das Ende der über die Jahre hinweg verhassten Renn-Prozessionen. Stattdessen tolles Racing und abwechslungsreiche Strategien dank schneller Reifen, die zu einem gewissen Zeitpunkt schlagartig abbauen. Der Ist-Zustand zum Ende der Saison 2014: Die DTM hat sich zum Happy-Hour-Motorsport entwickelt. 2 Rennen in 1 - so sieht die Realität aus.

Am Lausitzring war der (Tief-)Höhepunkt erreicht: Die Top-13 des Feldes starteten auf den Option-Reifen. Deutlicher hätte der Rennplan für 2014 nicht zum Vorschein kommen können: Option-Reifen in der ersten oder zweiten Rennhälfte bis zum Maximum - also die erlaubten 50 Prozent Renndistanz - ausreizen und nicht in Zweikämpfe verwickeln lassen. Wer dieses Jahr im hinteren Feld auf den Options startete, musste auf ein Safety Car hoffen oder darauf, möglichst kampflos an den Standardreifen-Fahrern vorbei zu kommen.

Viele Überholmanöver 2014 - aber von welcher Qualität?, Foto: DTM
Viele Überholmanöver 2014 - aber von welcher Qualität?, Foto: DTM

Keine echten Überholmanöver

'Lass ihn vorbei - er ist auf Options' - ein Standard-Funkspruch in der Saison 2014. Die Option-Reifen waren ihren Standard-Pendants bis zu drei Sekunden pro Runde überlegen. Von ein paar tapferen Ausnahmen abgesehen, ließ sich niemand auf einen Zweikampf ein. Er wäre sowieso in der Regel aussichtslos gewesen für den Standardreifen-Fahrer. "Das Problem: Jeder sagt, dass die Rennen so gut sind, weil es viele Überholmanöver gibt", sagte Tonangeber Gary Paffett einmal. "Jeder Fahrer weiß aber, dass das kein Überholen ist. Wenn du einen Fahrer auf Options hinter dir siehst, lässt du ihn einfach vorbei, weil es keinen Grund zum Kämpfen gibt."

Die Crux der Option-Mischungen: Sie bauten nie in dem einst geplanten Maße ab. Es war keine Schwierigkeit, die 50 Prozent Renndistanz voll durchzuziehen. So versuchte jeder Fahrer, den immensen Zeitenvorteil voll auszuschöpfen. Rad-an-Rad-Duelle hätten da nur gestört und unnötig Zeit gefressen. Das Problem ist seit längerer Zeit bekannt - und soll für 2015 abgeschafft werden. Es ist absehbar, dass die DTM kommendes Jahr zu einem einzigen Reifentyp zurückkehrt. Das Projekt nach Formel-1-Vorbild muss als gescheitert betrachtet werden.

2015 wird es wohl nur noch einen Reifentyp geben, Foto: DTM
2015 wird es wohl nur noch einen Reifentyp geben, Foto: DTM

2015 nur noch ein Reifentyp

"Ich gehe davon aus, dass wir 2015 nur noch einen Reifentyp in der DTM haben werden", glaubte auch DTM-Experte Manuel Reuter im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Was wir uns alle vorgestellt haben - schöne Zweikämpfe zwischen Fahrern mit unterschiedlichen Reifen - fiel leider flach. Die Idee war gut, aber in der DTM funktioniert es nicht." Reuter vertritt als Sprecher der Fahrerkommission DTMDA die Interessen der Fahrer. Ein weiterer Einwand des früheren DTM-Meisters: "Die Mehrzahl der Zuschauer kann gar nicht nachvollziehen, was es bedeutet, wenn ein Reifen zwei bis drei Sekunden schneller ist als der andere - und warum die Fahrer nach dem Reifenwechsel auf einmal so viel langsamer sind als noch auf den Option-Reifen."

In der Reifensicht herrscht größtenteils Einigkeit: Rückkehr zu einem Reifen. Eigentlich sollte dieser Schritt schon zum Saisonbeginn 2014 vorgenommen worden sein, doch die Gespräche über ein neues Reglement zogen sich hin. Wieder einmal waren in der DTM unterschiedliche Interessen aufeinander geprallt, die zu einer kurzfristigen Lösung führten. Dies führte dazu, dass die Standard/Option-Regelung auch dieses Jahr zum Tragen kam. Die eingeführte Maximalnutzung der Options war am Ende ein aus Zeitdruck entstandener Kompromiss.

Welcher Reifen kommt 2015 zum Einsatz?, Foto: DTM
Welcher Reifen kommt 2015 zum Einsatz?, Foto: DTM

Reifen-Projekt gescheitert

Verständlich allerdings, dass Reifenlieferant Hankook darauf beharrte, erneut zwei Reifenmischungen einzusetzen. Wäre das eigentlich gut gedachte Projekt nach nur einem Jahr wieder eingestampft worden, hätte das kein allzu gutes Licht auf den Hersteller geworfen. Dabei wurde Hankook - ähnlich wie Pirelli in der Formel 1 - damals ausdrücklich darum gebeten, mittels der Einführung eines Option-Reifens für mehr Spannung zu sorgen.

"Fakt ist: Der Reifen gibt nicht das, was er von der Planung her ursprünglich machen sollte", brachte es unter anderem Audi-Rennleiter Dieter Gass auf den Punkt. Unklar derzeit, was für 2015 vorgesehen ist. Die Entwicklung eines neuen Reifens wäre mit hohen Kosten verbunden - das wird in der DTM nur ungern gesehen. Klar ist aber auch, dass die Option-Reifen bei den Fahrern äußerst beliebt waren. "Endlich mal ein richtiger Rennreifen", machte ein Fahrer gegenüber Motorsport-Magazin.com kein Geheimnis aus seiner Abneigung gegenüber der alten Holzreifen-Ära. Es muss nun geklärt werden, inwiefern es möglich wäre, 2015 nur auf eine der beiden vorhandenen Mischungen zu setzen und gegebenenfalls die Boxenstopp-Regelung anzupassen.

Nächster Prüfstand: Boxenstopp-Fenster

Lesen Sie in der nächsten Motorsport-Magazin.com-Ausgabe von 'Regeln 2015 auf dem Prüfstand': die leidige Diskussion über das Boxenstoppfenster und mögliche Änderungen für die Saison 2015.