Como éstas, liebe Motorsport-Magazin.com-Leser,

heute habe ich wieder mal eine spezielle Geschichte für euch parat: Meine ersten Schritte mit BMW in der DTM. Und zwar die allerersten, denn ich war damals von Grund auf in die Entwicklung unseres M3-Boliden einbezogen. Ganz am Anfang war es schon lustig. Wir hatten nur ein völlig leeres Cockpit, nicht mal einen Sitz, Armaturenbrett oder Ähnliches. Ein komisches Gefühl, so etwas hatte ich auch noch nicht erlebt. Die erste Sitzprobe dauerte allein mehr als zehn Stunden! Da ging noch einiges schief, obwohl wir sehr gute Ingenieure hatten. Die verfügen zwar über unheimlich viel Wissen, sind aber eben keine Rennfahrer.

Der zweite Versuch klappte dann schon sehr gut, auch wenn da zu Beginn nur ein halbes Auto stand. Anfang August 2011 folgte der erste Rollout mit unserem neuen M3 auf dem BMW-Testgelände in Aschheim. Ich erinnere mich noch gut daran, wie angespannt alle waren! So viele Mitarbeiter waren gekommen, um die ersten Meter des Autos zu sehen. "Sei ganz vorsichtig", sagten mir die Ingenieure. Es war ein bisschen wie bei einem Vater, der seinem Sohn erklärt, was er beim ersten Date mit einem Mädchen beachten muss. Der Rollout verlief super, die Stimmung war klasse.

Große Anspannung: Gustl beim Rollout in Aschheim, Foto: BMW
Große Anspannung: Gustl beim Rollout in Aschheim, Foto: BMW

Wie die Geburt eines Kindes

Später ging es nach Oschersleben zum ersten richtigen Testeinsatz. Es herrschte eine Mega-Atmosphäre, weil wir ja keine Ahnung hatten, was passieren würde. Riesige Vorfreude bei allen, wir waren wie eine große Familie. Es fühlte sich an, als ob man bei der Geburt eines Kindes dabei ist. Würde das Auto überhaupt laufen? Übersteuern? Untersteuern? Ich hatte ganz schön Druck, weil so viele Leute da waren und genau hinschauten, wie ich die ersten Runden drehte und es in der Hand hatte. Was, wenn ich übers Gras gefahren oder etwas schief gelaufen wäre... Wir hatten ja nicht mal allzu viele Ersatzteile dabei. Also keine Fehler, Augusto!

Dann die erste Runde im M3, der noch lange nicht in der finalen Version da stand. Raus aus der engen Boxengasse in Oschersleben. Mein Herz schlug höher als sonst, das kann ich euch sagen. Alles ging gut. Nach ein paar Runden kam der Moment, in dem ich dachte: 'Das ist ein Rennauto - also kann ich auch Gas geben.' Wenn du aber pushst, ist das natürlich immer mit einem gewissen Risiko verbunden.

Wir haben drei Tage am Stück getestet. 60 Runden am ersten Tag, 70 Runden am zweiten und so weiter. Das war eine tolle Erfahrung und ich hatte ein super Team von Ingenieuren um mich herum. Es war für mich unheimlich spannend, weil vieles von meinem Feedback abhing. Wir hatten zwar einige Daten, aber keinerlei Referenzen.

Augusto bei den ersten Tests im M3, Foto: Augusto Farfus
Augusto bei den ersten Tests im M3, Foto: Augusto Farfus

Ein Auto für Augusto!

Weitere Tests folgten, auch auf dem Lausitzring. Wir sammelten immer mehr Kilometer und Erfahrungen mit unserem M3. Schon beim ersten Test in Oschersleben sagte ich zum Team: 'Jungs, das Auto passt mir. Das ist ein Auto für Augusto Farfus!' Ich muss sagen, wir hatten ein gesegnetes Auto. Natürlich lief nicht immer alles rund, aber in der Entwicklung gab es nie schlechte Phasen. Wir hatten stets einen flüssigen Übergang in den Phasen, wenn es neue Teile gab. Irgendwann war das Auto dann ziemlich fertig.

Es gab allerdings ein paar Zweifler, die nicht sicher waren, ob mein damaliger BMW-Kollege Andy Priaulx und ich in der Lage wären, ein richtiges DTM-Auto mitzuentwickeln. Bei einem Test setzte BMW dann einen Fahrer in den M3, der jahrelange Erfahrung in der DTM hatte und weiß, wie sich so ein Auto anfühlt. Nach den ersten Runden sagte er: 'Wow! Das passt.' Andy, ich und alle im Team waren sowas von happy. Ich bedanke mich noch heute bei BMW für das in mich gesetzte Vertrauen. Ich hatte schon bei vielen Auto-Entwicklungen geholfen, aber noch nie bei einem brandneuen Konzept.

BMw kehrte 2012 mit dem M3 in die DTM zurück, Foto: BMW
BMw kehrte 2012 mit dem M3 in die DTM zurück, Foto: BMW

Der große Moment

Dann der große Moment, das erste Rennen der DTM-Saison 2012 in Hockenheim. Bei mir ging so ziemlich alles schief. Probleme im Training und Qualifying und während des Rennens fiel auch noch der Funk aus. Mehr als Platz 15 war nicht drin. Danach reiste ich mit einem flauen Gefühl im Magen zum zweiten Rennen an den Lausitzring.

Das hätte ich mir sparen können, denn es lief grandios! Startplatz zwei, nur knapp an der Pole vorbei. Im Rennen wurde ich Dritter und stand erstmals auf dem Podium. Ein Wahnsinns-Ergebnis und ein riesiger Boost fürs Selbstvertrauen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich: Wenn wir richtig arbeiten, kann es klappen.