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Heute schlage ich mal wieder das Familienalbum für euch auf und möchte von einem besonderen Menschen erzählen: meinem Großvater Albino Ongaratto und seiner einzigartigen Lebensgeschichte. Ist euch der Name 'Churrasco' ein Begriff? Das sind diese aus Brasilien bekannten großen Fleischspieße, von denen das Fleisch mit einem Messer direkt auf den Teller geschnitten wird. Ihr hättet bestimmt nicht gedacht, dass mein Opa das 'Churrasco' quasi erfunden hat...

Not macht erfinderisch - das beweist Albino Ongaratto., Foto: Augusto Farfus
Not macht erfinderisch - das beweist Albino Ongaratto., Foto: Augusto Farfus

Leider ist er im Jahr 2007 verstorben, aber er hat meiner Familie insgesamt 13 Restaurants in unserer Heimat Curitiba hinterlassen. In Brasilien sagt man, dass es Menschen gibt, die alles zu Gold machen, was sie anfassen - mein Opa war so jemand. Dabei konnte er weder lesen noch schreiben, als er damals sein erstes Restaurant eröffnete!

Es ist inzwischen rund 50 Jahre her, als er sich gemeinsam mit seiner Frau Vilma entschloss, die Farm, auf der er arbeitete, zu verlassen, um ein kleines Restaurant auf dem Weg zwischen Curitiba und Sao Paulo zu eröffnen. Es war eines der wenigen Restaurants in dieser Gegend und Opa entschied sich, gleich noch eine kleine Tankstelle neben dem Restaurant zu eröffnen.

So entstand das 'Churrasco'

Weil er als einfacher Bauer aber nie Schreiben gelernt hatte, kam es im Restaurant während der Stoßzeiten zu einem Problem: Die Gäste bekamen nicht das, was sie bestellt hatten, da Opa sich nicht alles merken konnte! Seine Lösung: Er servierte einfach allen das gleiche - nämlich 'Churrasco' - damit es keine Probleme gab... Die Idee und das gute Essen sprachen sich rum, und so kamen mit der Zeit immer mehr Gäste.

Leider hatte meine Tante zu dieser Zeit ein Herzproblem. Die Behandlung war sehr teuer und musste in Sao Paulo durchgeführt werden. All das Geld, welches mein Opa mit seinem Restaurant verdiente, ging für ihre Behandlung drauf.

Leichentransport als Zweitjob

Zu Beginn hatte er noch kein Auto, also musste er das Fleisch für seine Speisen immer mit dem Fahrrad über eine Strecke von 40 Kilometern transportieren! Als es finanziell etwas besser lief, kaufte er dann einen kleinen Laster. Mein Opa, das Genie: Um für meine kranke Tante sorgen zu können, nahm er einen 'Zweitberuf' an. Mit seinem Laster beförderte er verstorbene Menschen aus der Umgebung nach Curitiba oder Sao Paulo, was damals sehr teuer war.

Farfus' Großeltern arbeiteten auf einer Farm, ehe sie sich selbstständig machten., Foto: Augusto Farfus
Farfus' Großeltern arbeiteten auf einer Farm, ehe sie sich selbstständig machten., Foto: Augusto Farfus

Nachdem meine Tante gestorben war und das Restaurant immer besser lief, zog Opa mit seiner Frau nach Curitiba und eröffnete dort ein zweites Restaurant samt Tankstelle. Er holte mit der Zeit all seine Neffen von der Farm rüber und überließ ihnen die Restaurants, von denen er noch ein paar in halb Brasilien aufmachte. Inzwischen sind es 13 in Curitiba und damit eine der größten Restaurantketten in meiner Heimat. Leider war Opa damals nicht clever genug, um aus dem 'Churrasco' ein Markenzeichen zu machen - sonst lägen wir jetzt wohl alle am Strand von Miami und würden den ganzen Tag lang nur feiern... ;-)

Seit ich geboren wurde, hat mein Opa immer gesagt, dass ich nie im Restaurant arbeiten werde so wie meine Cousins - aus irgendeinem Grund hat er damit Recht behalten... Als ich noch jung war, habe ich aber einige Male an der Kasse geholfen. Ich weiß viel über dieses Business und traue mir zu, ein Restaurant zu leiten. Neben dem Rennfahren kenne ich mich eigentlich nur mit Gastronomie aus. Vielleicht steige ich eines Tages wirklich in das Geschäft ein - bis dahin bin ich als Rennfahrer zusammen mit meiner Familie aber der glücklichste Mensch der Welt.