Nach der tollen Vorstellung im Vorjahr hat Robert Wickens seinen ersten richtigen DTM-Sieg auf dem Norisring geholt. Bei anfangs schwierigen Bedingungen behielt der Mercedes-Pilot stets die Nerven und überquerte die Ziellinie nach 82 Runden auf dem Stadtkurs in Nürnberg mit über 20 Sekunden Vorsprung. Dahinter folgte ein Audi-Quartett, angeführt von Jamie Green und Mattias Ekström. Für BMW blieb nur der siebte Platz, mit dem Marco Wittmann seine Tabellenführung aber souverän verteidigte.

Obwohl der lang anhaltende Regen pünktlich zum Rennstart aufhörte, wurde das vierte Saisonrennen der DTM hinter dem Safety-Car gestartet. Nicht ohne Grund, wie Vitaly Petrov in der zweiten Runde zeigte: Ausgangs der Dutzendteich-Kurve drehte der Russe seinen Boliden beim Beschleunigen, konnte die Fahrt aber fortsetzen - Letzter war er ja ohnehin. Ganz vorne machte ein anderer Mercedes-Fahrer alles richtig: Robert Wickens gewann den Start mehr als deutlich.

Green fängt sich unnötige Strafe ein

Dafür sorgte Jamie Green, der noch vor Freigabe des Rennens Paul Di Resta umdrehte. Der Schotte fiel bis auf den elften Platz zurück, Wickens freute sich über drei Sekunden Vorsprung und zusätzlich wohl auch über die 5-Sekunden-Boxenstoppstrafe gegen Green. Auch im Mittelfeld wurde mit dem Messer zwischen den Zähnen gekämpft: Farfus wurde von seinem Teamkollegen Bruno Spengler angeschoben, Daniel Juncadella drehte sich nach einem Angriff auf Miguel Molina im Schöller-S.

Während Green die Lücke zu Wickens nicht wirklich schließen konnte, aber gleichzeitig den Vorsprung auf Gary Paffett immer weiter ausbaute, gab es weiter hinten die ersten Boxenstopps. Martin Tomczyk, Augusto Farfus und auch Molina wechselten bereits nach sechs Runden die Reifen - ein Boxenstoppfenster gibt es bei Regenbedingungen nicht. Ganz vorne dachte man dagegen nicht über einen Reifenwechsel nach, zumal die Rundenzeiten immer schneller wurden und die Strecke langsam abtrocknete.

Als erster Fahrer aus der Spitzengruppe kam Gary Paffett nach 35 Runden an die Box, zuvor hatte der Routinier den dritten Platz an Pascal Wehrlein verloren und musste wenig später auch Christian Vietoris ziehen lassen. Da es kurz zuvor wieder leicht angefangen hatte zu tröpfeln, blieb Paffett bei Regenreifen. Unbeeindruckt davon fuhr Wickens an der Spitze wieder weiter davon, zur Rennhalbzeit lag der Kanadier bereits zehn Sekunden vor Green und weitere zehn Sekunden vor Vietoris.

Spengler wechselt als Erster auf Slicks

Nach 51 Runden wagte sich Spengler als Erster auf die weichen Optionsreifen, außerhalb der Top-10 hatte der Kanadier aber ohnehin wenig zu verlieren. Es war genau die richtige Entscheidung, Spenglers Zeiten waren direkt konkurrenzfähig - und so war es wenig verwunderlich, dass direkt danach auch alle anderen Fahrer die Box ansteuerten. Als Letzter kam Wickens in die Box, dank seines großen Vorsprungs war bei ihm aber auch keine Eile geboten.

Oschersleben-Sieger Vietoris schied kurz vor Schluss aus, Foto: DTM
Oschersleben-Sieger Vietoris schied kurz vor Schluss aus, Foto: DTM

Den Schlussspurt auf Slicks durfte Wickens mit 15 Sekunden Vorsprung in Angriff nehmen, auf dem zweiten Platz lag mittlerweile Vietoris. Green fiel nach der Boxenstopp-Strafe bis auf den dritten Rang zurück und brauchte danach einige Runden, um die Lücke zu Vietoris zu schließen. Besser lief es bei Mattias Ekström, der sich vom zwölften Startplatz bis auf die vierte Position nach vorne schob und noch bessere Rundenzeiten fuhr.

Mit einem Doppelsieg wurde es für Mercedes am Ende doch nichts. Wenige Runden vor dem Ziel wurde Vietoris plötzlich langsamer und stellte sein C-Coupé mit einem losen rechten Hinterrad am Streckenrand ab. Von der im Qualifying noch so übermächtigen Mercedes-Truppe war nur noch Wickens an der Spitze übrig, ihm folgten mit Green, Ekström, Mortara und Tambay gleich vier Audi-Piloten. Hinter Wehrlein holte Wittmann als Siebter wichtige Punkte für die Meisterschaft, denn immerhin konnte er nicht nur seinen Markenkollegen Joey Hand überholen, sondern auch den bisherigen Tabellenzweiten Mike Rockenfeller. Der letzte Punkte ging an Timo Scheider.